Villach trauert – Und jetzt?

Manfred Tisal über Terror, den radikalen Islam und das Übergehen zum Tagesgeschäft

by admin2

Bilder: Privat Lizenz: –


Die grauenhafte Tat eines Syrers am 15. Februar bewegt nicht nur Villach, sondern ganz Österreich, ja ganz Europa. Nach den umfangreichen Berichten der Presse über dieses Verbrechen an der Menschlichkeit noch mehr zu schreiben, erübrigt sich. Vielmehr ist es die Trauer und die Hoffnungslosigkeit, die beim Gedenkmarsch am 18. Februar in den Gesichtern der Teilnehmer geschrieben stand. Ein stiller Protest, begleitet von Blitzlichtgewittern, Scheinwerfern, Kameras und Spitzen der heimischen Politik. Begleitet aber auch von der Angst, das nächste Opfer eines radikalisierten Täters zu sein. Egal wo.

Nationalratspräsident Walter Rosenkranz gedenkt dem Terror-Opfer von Villach abseits der TV-Kameras

Überall in Österreich. Beim Einkaufen, beim Spazierengehen, wo und wann auch immer, begleitet uns die Furcht davor, auch Opfer zu sein. Keiner ist davor gefeit. Wenn jetzt Villach als Stadt mit seiner eigentlichen Fröhlichkeit gewohnten Bürgern Opfer eines Anschlages geworden ist, mag Anlass dafür sein, dass sich der Pulsschlag von Villach auf einen Schlag verändert hat. Das Lei Lei des Faschings und das gesellig-fröhliche und traditionelle Fest des Kirchtags als Zeichen der Lebenslust am Schnittpunkt dreier Kulturen. Villach hatte nie ein Problem mit Menschen verschiedener Kulturen, Sprachen und Religionen. Dies war auch in den einfühlsamen und hoffnungsbringenden Reden von Superintendenten der evangelischen Kirche Manfred Sauer, dem Diözesanbischof von Kärnten Josef Marketz und Bürgermeister Günther Albel  zu spüren, die sich sichtlich bewegt im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes, von dem Vorfall äußerten.

Die erste Reihe des gewaltigen Trauerzuges

Die Stadtpfarrkirche platze aus allen Nähten, vor dem Gotteshaus eine unübersehbare Menschenmenge, die über eine Vidiwall die Vorgänge beobachten konnten und eine Hundertschaft an Exekutiv-Wachebeamten und Feuerwehrmännern. In der Luft Hubschrauber und Drohnen. Eine Inszenierung par Excellence. Und die Rede von Bundeskanzler Alexander Schallenberg. Lippenbekenntnisse eines Politikers, der von einer verabsäumten geordneten Migrationspolitik nichts mehr zu wissen schien. Übrigens eine Ironie des Schicksals, das gerade jene, die es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft haben, dem Migrationsproblem Herr zu werden, in der ersten Reihe des Trauerzuges zu finden waren. Und sie legten an einem schwarzen Tag bunte Kränze am Ort des Geschehens nieder.

Hunderte Kerzen als Zeichen der Anteilnahme

Unter den Teilnehmern am Gedenkzug auch Vertreter aller Religionen. Sogar ein geplantes Fest zur Eröffnung einer Moschee wurde verschoben. Auch der Islam, der echte Islam, war geschockt. Eine eindrucksvolle und bewegende Veranstaltung, bei der auch die Erfüllung der Mediengeilheit und der inszenierten Sensationslust Rechnung getragen wurde.

Das 14-jährige Opfer, des feigen Anschlags

 

Und am Tag danach?  Der Villacher Hauptplatz, menschenleer, in den Nachrichten die Meldung, dass das Flüchtlingsaufnahmezentrum Langauen bei Villach „stillgelegt“ werden soll. 47 Flüchtlinge werden umquartiert. Die Gemeinde Finkenstein fordert eine Schließung des „Sepp Springer-Heimes“. Logistische Überlegungen oder was auch immer. Es bleibt jedem selbst überlassen, sich ein Reim daraus zu bilden.

In den Villacher Schulen bemühen sich Psychologen mit den Schülern diese Schreckenstat zu verarbeiten. Die ganze Stadt ist schwarz beflaggt. Auf allen Werbetafeln ein Licht und „Villach trauert“ auf schwarzen Hintergrund. Und jetzt die Diskussion darüber, ob der Villacher Fasching und der Umzug abgesagt wird. Aber die Fernsehaufzeichnung der Sitzung soll stattfinden. Obwohl die Spitze des Öffentlich-Rechtlichen und viele Prominente aus Kultur und Politik ihr Kommen abgesagt haben. Schräg gegenüber des Congress Centers, dem Schauplatz des närrischen Geschehens, der Tatort. Und das im Jahr des 70-jährigen Bestandsjubiläums der närrischen Gilde. Und dann der Umzug am Faschingssamstag. Jedes Jahr ein High-Light. Soll er abgesagt werden? Ist er nicht ein Funke der Hoffnung, dass es weitergeht wie es früher war?

Ein Fest, bei dem sicherlich auch die Opfer anwesend gewesen wären. Es waren ja lebensfrohe und lustige Jugendliche. Der Tod des 14-Jährigen wird, ausgenommen von seiner Familie, Angehörigen, Mitschülern und Freunden in wenigen Tagen vergessen sein. Was bleiben wird, ist die Angst und vielleicht auch die Hoffnung, dass bald etwas passiert. Und der Politik sei ein Sprichwort in den Mund gelegt: Wer nix macht, macht auch keine Fehler. Schlimm ist nur, wenn er nichts macht und er wird dabei erwischt. Und unsere Politik wurde erwischt. Und jetzt brennt der Hut. Aber das deshalb ein 14-Jähriger sterben musste, ist unverständlich. Wie lange müssen wir noch davor Angst haben, wie Villach zu trauern.

Nachsatz (20.2.2025 hinzugefügt):  Es ist sicherlich schwer in einer Wochenzeitung über aktuelle Geschehnisse zu berichten, wenn sich täglich, ja fast stündlich alles ändert. Vertreter der Volkspartei, einer Partei die das Volk vertreten sollte, marschieren am Ort des Geschehens vorbei, legen Kränze nieder, halten hoffnungsvolle Reden und versprechen Taten zu setzen um die Asyl- und Migrationspolitik neu zu überdenken. Einen Tag später stimmt dieselbe Partei den Forderungen der SPÖ zu, die Migrationsobergrenze nicht einzudämmen oder die Zahl zu reduzieren. Ein Schlag ins Gesicht jener die sich Sorgen um die Zukunft machen. Vielleicht werden wir wieder einen nicht vom Volk gewählten Bundeskanzler haben. Wer es auch immer sein wird. Wir müssen uns fügen, wenn über unsere Köpfe entschieden wird, wohin der Weg auch immer gehen wird. Aber wir haben Hoffnung. Grillparzer hat uns ein Stück davon gegeben. In „König Ottokars Glück und Ende hat er geschrieben: „Es ist ein schönes Land, wohl wert, das sich ein Fürst sein unterwinde…… Die Frage ist nur, wer der Fürst sein wird. Es bleibt nur die Bitte: Herr, lass es Hausverstand regnen.

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