Autor: G.B. Bild: Wikipedia/Palácio do Planalto from Brasilia, Brasil
Das Establishment will den Exzentriker Johnson stürzen
Treffen einander zwei Briten und stellen sich vor: „Ich bin Exzentriker.“ „Angenehm. Das bin ich auch.“ Nunmehr stürzt sich eine Meute von Mainstreammedien und politisch Korrekten erneut auf den „Exzentriker im Dienst der Nation“: Boris Johnson.
Sein Vergehen: Während eines Lockdowns soll er an einer Feier teilgenommen haben. Ebenso sollen Mitarbeiter seines Stabes regelmäßig „After Work“-Feiern veranstaltet haben. Für einen Beobachter von außen erscheint es ungewöhnlich, dass ein angelsächsisch-protestantisch Volk, welches mit Papisten seit jeher haderte, plötzlich päpstlicher als der Papst sein möchte. Oder spielen womöglich andere Beweggründe sie Hauptrolle im Hintergrund?
Seit dem Brexit ist so gut wie kein Kelch der „Cancel Culture“ an Boris Johnson vorübergegangen. Seine Affären, seine Arbeitsmoral, seine Scheidungen, seine Kinder mit unterschiedlichen Frauen, seine Eskapaden, seine Bonmots etc. etc.
Sogar die Rotweinflecken auf der Couch seiner Verlobten avancierten zur Staatsangelegenheit. Eigentlich sehr unbritisch. Aber es geht auch um ein sehr unbritisches Thema. Die Verteidigung des Verbleibs bzw. der Anbindung Britanniens am Kontinent. Und hier scheint jedes Mittel recht. Auch die eine oder andere lässliche Verfehlung.
Dabei wurden Trump und Johnson gewählt, weil sie eben nicht den langweiligen, glattgeschliffenen und nichtssagenden Stereotypen entsprechen. Sondern wegen ihrer Kantigkeit, Echtheit und Unangepasstheit. Johnson scheint sich in der Krise dieser Tugenden zu besinnen und macht eine Kehrtwende von der überzogenen Coronapolitik. Kein Schaden, ohne Nutzen.
Entweder es ist Johnson oder es ist ein weiterer Cameron oder eine weitere May. Und man stelle sich vor, Churchill wäre ob seines Konsums von Zigarren und geistigen Getränken gestürzt worden. Ein nichtrauchendener, vegetarischer Abstinenzler hätte den Krieg gewonnen…