Schnappt „Der Standard“ aufs Herrl?

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Die Grünen from Vienna, Austria Lizenz: CC0 1.0


Heftige Kritik an Van der Bellen

An sich sollte man ja nicht die Hand beißen, die einen füttert. So ein altes Sprichwort, das einem in den Sinn kommt, sobald man den beißenden Kommentar von Katharina Mittelstaedt im „Standard“ vom Sonntag, dem 3. April liest. Der Titel lautet Bundespräsidentenwahl: Van der Bellens Fehler. Durch sein Schweigen verschafft sich Alexander Van der Bellen einen Vorteil – auf Kosten des demokratischen Wettbewerbs. Das dürfte eine ziemlich böse Überraschung für den Mann in der Hofburg sein; jetzt, wo sein Wahlkampf anläuft. Siehe Wiener Praterstadion, siehe Heldenplatz.

Mittelstaedt formuliert:Der Bundespräsident ist in Österreich nahezu unantastbar. Kaum jemand wagt es, sich ihm entgegenzustellen. Alexander Van der Bellen kann sich deshalb fast alles erlauben … Man könnte fast sagen: Van der Bellen verhält sich demokratiefeindlich.“

Bumsternazl! Durch das Einfügen des Wörtchens fast hat sich die „Standard“-Schreiberin vor einer Anklage wegen des Verbrechens der Majestätsbeleidigung (crimen laesae maiestatis) gerade noch gerettet. Doch die Arme dürfte von maßgeblichen Kreisen nur vorgeschoben worden sein. Die übliche Taktik, wenn man jemanden abschießen will. Um dann, wenn die Sache schiefläuft, als Bauernopfer zu dienen.

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen (Friedrich von Schiller). Denkbar sind zwei Erwägungen, weswegen das sich fortschrittlich dünkende Lager (Grüne, führende Rote, Linkskatholiken und Neos) den derzeitigen Hofburg-Bewohner bei gutem Wind loswerden möchte.

Erstens die eher maue Amtsführung mit den zahlreichen Hoppalas. Zum Beispiel der Rat, unsere Frauen mögen sich als Zeichen der Solidarität ebenfalls verschleiern. Oder Pannen bei der Angelobung. Ganz abgesehen von etlichen Fernsehansprachen, die so manchen Zuseher ratlos machen. Gottigkeit, was will uns der alte Herr eigentlich sagen? Gar nicht zu reden von der Stimmabgabe für die KPÖ, einer Partei, die im Kalten Krieg unsere Heimat hinter den Eisernen Vorhang verfrachten möchte, hinüber ins Friedenslager der Sowjetunion.

Hier stellt sich tatsächlich die von der „Presse“-Querschreiberin Gudula Walterskirchen unlängst aufgeworfene Forderung, aus Gründen der Transparenz möge sich Herr Van der Bellen einer ärztlichen Begutachtung seiner physischen und psychischen Fähigkeit für eine weitere Amtstätigkeit unterziehen. Wer, wie im Praterstadion, eine kurze Fünfminutenrede vom Blatt ablesen muss, vermag Zweifel an der Einsatzfähigkeit nicht a priori auszuräumen.

Zweitens könnten im heurigen Wahlkampf die durch die Öffnung eines bundesdeutschen Archivs hervorgekommenen Details über Alexander Van der Bellen senior für den Amtsinhaber zur Belastung werden. Ist doch der Vater – dem Vernehmen nach ein aufrechter Anti-Faschist – im Jahre 1942 submissest um die deutsche Reichsbürgerschaft vorstellig geworden.

Der Antragsteller bekannte sich zum deutschen Volkstum und gab an, deutscher Abstammung zu sein. Die Umgangssprache in der Familie sei deutsch. Zudem erklärte der Mann eidesstattlich, daß mir keine Hinweise bekannt sind, die einen Zweifel an meiner und meiner Familienangehörigen deutschblütigen Abstammung begründen, insbesondere auf einen jüdischen Bluteinschlag hinweisen. Dem Begehren wird Rechnung getragen.

Die Familie Van der Bellen, allesamt Reichsbürger, erhalten in den 1950er-Jahren die österreichische Staatsangehörigkeit. Jahre vorher entsinnt sich der Vater wiederum seiner holländischen Wurzeln und will nach Südafrika auswandern; dort haben ein paar Monate vorher die meist von Holländern abstammenden Buren die Macht übernommen und verwirklichen Schritt für Schritt ihr Konzept der getrennten Entwicklung (Apartheid),  für den Senior offenbar kein Hindernis.

Zurück zum „Standard“-Kommentar. Katharina Mittelstaedt fasst sich ein Herz und stellt dem Hofburg-Bewohner quasi ein Ultimatum:

„Im Jänner hat Van der Bellen angekündigt, seine Entscheidung bald zu verkünden. Jetzt ist April. Es ist auch noch nicht lange her, da hat er die Parteien aufgefordert, Taktik hintanzustellen. Österreicherinnen, Österreicher und alle, die hier leben, dürfen sich dasselbe von ihm erwarten: Er soll endlich offen sagen, was ist.“  Da ist geradezu der sehnliche Wunsch erkennbar: Genug ist genug, Du bist nur mehr eine Belastung. Vertschüss‘ Dich, wir brauchen einen zugkräftigen Kandidaten …

Weniger dringlich sehen das einzelne Leser im „Standard“-Leserbrief-Forum. Ein Beispiel dafür ist adal1950, er formuliert es so:

„Ob wir diesen schläfrigen BP noch einmal ertragen müssen, ist eigentlich völlig egal. Er hat in seiner ersten Amtsperiode alles kommentarlos hingenommen, was in dieser inferioren Regierung vergeigt wurde und wird es auch in seiner zweiten Periode nicht anders machen, solange seine Grünen als Mittäter regierungsbeteiligt sind.“

Ein anderer, Mene mene tekel u-parsin, dürfte ein Scherzbold sein. Er meint: „Wenn Herr Van der Bellen nicht kandidiert – wäre für mich der derzeitige Vizekanzler Kogler die ‚Erste Wahl‘!“

Na dann Prost!

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