Der Kampf um die Hofburg

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Autor: Manfred Tisal Bild: Wikipedia/Bwag Lizenz: CC BY-SA 4.0


Heiß umfehdet war er, der Kampf. Jedoch nicht um die Hofburg, wie die heimischen Zeitungen geschrieben haben, sondern um das Büro in den Prunkräumen, in denen der alte, neue Präsident von „Vierparteiensgnaden“ sitzen und weiter residieren wird. Die Medien, allen voran der ORF, bis zur letzten Sekunde den suggerierten Hörern und Sehern, wie im Vorfeld gezielt gemachte Umfragen eindeutig bestätigten, dass Van der Bellen das Rennen der „glorreichen Sieben“ für sich entscheiden wird.

Was glauben sie, aus welchem Teich sie ihre Stimmen gefischt haben und warum waren es so wenige Fische. Haben sie mehr erwartet? Ist ihre Rechnung, was das Ergebnis anbelangt, aufgegangen? Sind sie zufrieden? Werden sie weiter machen? Was rechnen sie sich für die kommende Nationalratswahl aus? Wie beurteilen sie das Ergebnis ihrer Gegner und vor allem das des alten und neuen Bundespräsidenten? Van der Bellen hat gewonnen. Punkt und Aus. Was jedoch nachdenklich stimmt, ist das Warum. War er wirklich ein guter Präsident? War er gewissenhaft? War er staatstragend? War er das, was man als Vater der Nation bezeichnet? Hat er all die Kriterien erfüllt, die man von einem Präsidenten erwartet? Viel interessanter ist jedoch die Frage, ob diese Wahl ein Spiegel der Volksseele war.

Wenn ein Kandidat mit Hilfe von vier im Parlament vertretenen, regierenden und sogar auch in Opposition befindlichen Parteien, knapp mehr als die Hälfte der Stimmen erreichen, mag das zwar für einen momentanen Freudenschrei, nicht jedoch für einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft reichen. Dies zu erörtern, zu analysieren, zu beleuchten oder im Dunkel zu lassen, gibt genügend Gesprächs- und Schreibstoff für die nächsten Tage. Eines ist jedoch sicher: Die heimischen Medien, allen voran der ORF, waren Steigbügelhalter, nicht für einen fest im Sattel sitzenden Präsidenten, sondern für einen in die Jahre gekommenen Mann, der der Jugend den Rat gibt, die Zähne zusammen zu beißen, selbst jedoch nicht in der Lage ist, den Rat zu befolgen, da ihm dann der untere Zahn schmerzen würde. Und an den Gedanken, aus Solidarität ein Kopftuch zu tragen, haben sich seine Wählerinnen sicherlich auch schon gewöhnt. Trotzdem herzliche Gratulation.

Und mich braucht so ein Frechdachs von Spitzenreporter nicht zu fragen, ob ich dem Wahlsieger schon gratuliert habe, wie dies bei Dr. Walter Rosenkranz der Fall war, dem man eigentlich wie allen anderen, Achtung und Respekt zollen müsste. Sie haben Mut bewiesen. Mut den man braucht um hoffnungsvoll in die Zukunft blicken zu können.

Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.

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