Ja, dürfen’s denn des?

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Autor: E.K.-L. Bilder: NLK Burchhart Lizenz: –


Reaktionen auf die Bildung einer ÖVP-FPÖ-Koalition in Niederösterreich

Das Wehklagen unserer woken Zeitgenossen über das Sankt Pöltener Arbeitsübereinkommen zwischen der Volkspartei der Johanna Mikl-Leitner und den Freiheitlichen ist kaum zu überhören. Jeder Lohnschreiber, der etwas auf sich hält, kritzelt sich in einem der Inseraten-gemästeten Medien die Finger wund, stellt krude Thesen auf und sieht bereits unser demokratisch-antifaschistisches System am Abgrund. Tja, das ist nichts aufregend Neues – bei jeder nicht-linken Koalition hebt dasselbe Geschrei an. Es sei ein Tabubruch, so die politisch korrekte Schlussfolgerung. Dabei übersehen sie, dass man damit den Alt-68ern in den Rücken fällt. Denn die Pflicht eines anständigen Achtundsechzigers hat ja darin bestanden, den Staat zu melken, wo es ging, Autoritäten und Konventionen in Frage zu stellen und Tabus zu brechen.

Nun aber hat die lachsrote, Hofburg-treue Tageszeitung „Der Standard“ einen durchaus erheiternden Beweggrund für die türkis-blaue Zusammenarbeit in Niederösterreich gefunden. Wahrscheinlich unter Zuhilfenahme eines vifen Politologen. Eine durchaus übliche Praxis, bedienen sich Politik und Zeitungskommentatoren oft eines Mietwissenschaftlers, der ihren hanebüchenen Darlegungen einen seriösen Anstrich geben soll.

Lassen wir einen gewissen Peter Plaikner im „Standard“ vom 18. März zu Wort kommen. Er formuliert unter dem Titel „Schwarz-Blau auf der Probebühne Niederösterreich“ unter anderem:

Mit ihrer Entscheidung für das schwarz-blaue Modell Oberösterreich begeht Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mehr als nur einen Tabubruch … Die Ursachen ihres Abbruchs der Gespräche mit der SPÖ können nur vermutet werden. Hochrangige Sozialdemokraten bezweifeln die Ernsthaftigkeit der Sondierung. Den roten Kometen Sven Hergovich auf den Boden zu holen war sicher bloß ein von der ÖVP erwünschter Nebeneffekt. 

Den roten Kometen auf den Boden zu holen … Eine steile These. Denn der absolvierte Zivildiener Sven Hergovich, trotz seines Wikinger-Vornamens unverkennbar burgenlandkroatischer Abstammung (Bruder Robert Hergovich ist roter Klubchef im Eisenstädter Landtag), braucht gar nicht, wie der „Standard“-Kommentator vermeint, auf den Boden geholt zu werden.

Weil der politische Dreikäsehoch bereits bei seinem ersten Gehversuch auf die Nase gefallen ist; in den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP Niederösterreich. Da wollte der Sven aufs Frauerl schnappen, was ihm minder gutgetan hat. Das lässt einem die Hanni-Tant‘ nicht durchgehen. Da gilt seit jeher die Devise Aufmucken, Bluat spuken! Schließlich steht Mikl-Leitner der niederösterreichischen VP vor, einer durchorganisierten Kampfmaschine, die selbst die Wiener SPÖ alt aussehen lässt.

Was die künftige Ressortverteilung in Sankt Pölten angeht, so sind für den Neo-Landesrat Hergovich wenig Kompetenzen vorgesehen. Gerüchten zufolge wird er unter anderem für das Kanalwesen zuständig sein. Tief unter der Erd‘. Unter uns: Das ist halt ein bisserl ein ungewohntes Terrain für einen Kometen …

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