Die Qual nach der Wahl

Ein Kommentar von Manfred Tisal

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Bild: PxHere Lizenz: CC BY 2.0


Das Volk hat gewählt. So wie immer hat es Recht. Und wie. Die FPÖ hat die meisten Stimmen und das kleinste Recht. Der Wert der Demokratie wird infrage gestellt. Und das, weil keiner mit der FPÖ, zumindest mit Herbert Kickl, kann. Aber Kickl-Gegner rechnen einfach anders. Pseudodemokratisch. Sie sagen, wenn zwei Drittel die FPÖ nicht wählen, dann ist das die Mehrheit. Im Grunde richtig. Die Gegenfrage müsste dann lauten. Wenn die Schwarzen oder die Roten um ein paar Stimmen mehr hätten als die Blauen, hätten sie dann auch nicht die Mehrheit? Falsch! Dann wäre es anders. Rot und Schwarz sind eben gleicher als gleich. Und wie wäre es, wenn alle gleich viel Stimmen bzw. Mandate hätten? Dann würden nicht 25.000 Linke auf die Straße gehen, die glauben, das Recht mit dem Löffel gefressen zu haben.

Egal. Linke haben eben eine andere Auffassung von Demokratie. Da spielt es keine Rolle, wenn vor der Wahl falsche Zahlen, das Budget betreffend, kolportiert werden. Da spielt es keine Rolle, wenn Honig uns Maul geschmiert wird, der sich letztendlich als Zuckerwasser entpuppt. Wie heißt es so schön: Es ist wie es ist. Obwohl ich in einigen Wahlsprengeln gerne noch einmal nachgezählt hätte. Nur interessehalber und ohne Hintergedanken. Denn in der Eile (der ORF braucht ja exakt um 19.15 Uhr bei der ZIB 1 ein Ergebnis), können ja durchaus Fehler passieren. Dürfen aber nicht, denn jede Stimme zählt, heißt es ja im Vorfeld der Wahl von allen Seiten.

Selbst der Bundespräsident fordert dazu auf, obwohl er in Falle einer demokratischen Stimmenmehrheit der FPÖ dieser eine Regierungsbildung verweigert. Zumindest hat er dies angekündigt. Also bestimmen die Parteien, die weniger Stimmen haben, die Zusammensetzung der Regierung. Die Verlierer stellen die Weichen für eine Zukunft, die nicht gerade rosig aussieht. Aber sie haben es verdient. Oder nicht? Zuckerlkoalition nennt man dann das politische Gebilde. Aber Zuckerl können auch sauer sein. Für das Volk zumindest. Aber im Kampf um den Trog ist alles recht. Türkis, Rot und Pink, lautet zurzeit die Variante eines Mitte-Links-Misch-Masch. Und Beate Meinl-Reisinger dürfte die von ihr gewünschten Agenden eines Ministeriums bekommen. Na ja, sonst geht nichts mit den Neos. Immerhin gibt ja Pink dem Zuckerl die Farbe. Hauptsache Blau ist nicht vorhanden.

Wie auch immer die Verhandlungen ausgehen. Wir können uns auf lange Sondierungsgespräche einstellen. Es wird in den einzelnen Räumen geredet, geredet, geredet. Und was wird lange Zeit dabei herauskommen? Die Leute die hinein gegangen sind. Man rechnet mit einem Überraschungspaket nicht vor Weihnachten. Und dann? Dann müssen sich`s die einzelnen Regierungsmitglieder erst einmal in ihren Büros gemütlich machen, bevor es losgeht. Im Kampf um die verantwortungsvolle Aufgabe an der Spitze unserer demokratischen Republik. Vielleicht gelingt es ihnen, wer auch immer oben sitzt, den Bürgern unseres Landes den Begriff DEMORATIE zu erklären. Und vor allem aber, wie man es schafft, als Verlierer Sieger zu werden.

Eines muss jedoch noch gesagt werden: Das Volk ist nicht dumm. Dumm sind nur jene die glauben, dass das Volk dumm ist. Sie sollen sich an der Nase fassen und sich die Frage nach dem Warum öfter stellen.

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