Österreich hat laut der OECD die zweithöchste Ärztedichte Europas. Gleichzeitig fehlen wichtige Spezialisten und Nachwuchs.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) behauptet, dass es in Österreich durchschnittlich 5.05 Ärzte pro 1000 Einwohner gibt. 300 Spitalsärzte mehr und Österreich landete auf Platz eins der OECD-Studie. Griechenland, der derzeitig Erstplatzierte, ist für das ineffiziente Gesundheitssystem bekannt. Doch laut Ärztekammer werden auch Ärzte in Ausbildung mitgerechnet, weshalb diese die Zahlen vehement bestreitet.
Doch was ist der „status quo“? 98 Allgemeinmedizinerstellen sind insgesamt unbesetzt. Gleichzeitig werden 87 allgemeine Fachärzte gesucht. Weiters kritisiert die Ärztekammer, dass die Zahl der Kassenärzte rückläufig ist, während gleichzeitig die Zahl der Wahlärzte stark ansteigt. Da die Wahlärzte deutlich weniger Patienten versorgen als die Kassenärzte äußert sich hier das nächste Problem.
Fast die Hälfte aller Ärzte gehen bis 2029 in Pension
Das größte Arbeits- und Informationsportal der österreichischen Gemeinden „kommunalnet.at“ warnt vor einem gewaltigen Ärztemangel in geraumer Zeit. Fast die Hälfte aller Ärzte gehen bis 2029 in Pension.
Von den heute 239 praktizierenden Orthopäden mit GKK-Vertrag werden bis 2028 64 Prozent das Pensionsalter erreichen. Bei den 394 Frauenärzten sind es über 65 Prozent. Bei den 166 Urologen 58 Prozent, und bei den heute praktizierenden 390 Fachärzten für Innere Medizin sind es 61 Prozent.
„Österreicher-Quote“
Mit einem geregelten Nachwuchs wäre all das kein Problem. Zwar gibt es weiterhin einen großen Zulauf an jungen Medizinstudenten. Doch gehen 80 Prozent der Deutschen und 60 Prozent der EU Studenten nach dem Studium wieder zurück in ihre Heimat. Im Vergleich dazu bleiben 90 Prozent der Österreicher nach ihrem Studienabschluss im Land. Für den eigenen Nachwuchs ist daher die „Österreicher-Quote“ sinnvoll. Laut einer Berechnung der Ärztekammer bräuchte es bis 2023 jährlich 938 Ärzte, um nur den derzeitigen Betrieb aufrecht zu erhalten und die pensionsbedingten Abgänge zu kompensieren.
Die Kammer fordert allerdings noch mehr Mediziner auszubilden. Auch die Zuwanderung ist dabei ein großes Thema. Abgesehen von dem derzeitigen Bedarf an medizinischem Personal für die eingewanderten Ausländer, die starke Vermehrung der großen Minderheiten in Österreich spielt auch für das Gesundheitssystem eine große Rolle.
In den Bundesländern versucht man nun überregionale Lösungen zu finden. In Niederösterreich wurde in den Gemeinden eine zufriedenstellende Lösung für unbesetzte Stellen gefunden. Die sogenannte „Landarzt-Garantie“ ermöglicht, dass Praxen mit Kassenvertrag, wenn sie ein Jahr nicht besetzt werden konnten, von der Landeskliniken-Holding, Ärzte zu Verfügung gestellt bekommen.
Eine Bundesweite Lösung ist der nächste erhebliche Schritt um das Problem richtig zu bekämpfen. Der Appell an die Politiker: „Gesundheit ist die erste Pflicht im Leben.“ (Oskar Wilde)
A.P.
[Bild: www.wikipedia.org/CatherinMunro Lizenz: CC BY-SA 3.0]