Gedanken zum Vatertag
Papa frönt seinem Wochenendritual. Sonntagszeitungen, Notizzettel sowie im Sinne Bolgars: Die Einsamkeit in der Öffentlichkeit. Nach einem flüchtigen Blick auf die Schlagzeilen der erbeuteten Zeitungen wird rasch klar, dass es zwischen dem Vatertag und dem Muttertag ein „Attention Gap“ gibt. Dieses ist im Unterschied zum „Gender Pay Gap“ empirisch nachweisbar.
Papa wird von der Stammwirtin ums Eck gefragt, was er wolle. „Korrekte Vatertagsberichterstattung.“ – „Reden wir nicht über den Vatertag.“ Ausgezeichnete Idee. Schreiben wir darüber.
Keine einzige Zeitung hat den Vatertag am Titelblatt. Er taucht entweder versteckt im Sportteil auf, wo das österreichische Tenniswunder über die Unterstützung durch seinen Vater interviewt wird, oder findet Platz im üblichen psychologisch-esoterischen Life-Style-Teil. Dort in Form von Papa-Monat, Gleichstellung etc. wofür es eigentlich keinen Vatertag bräuchte. Diese „Sau“ wird ohnehin regelmäßig durch den Mainstreamblätterwald getrieben.
Papa kommt beim Blick auf das Titelfoto des Blattes der „Unabhängigkeit“ ein russisches Sprichwort in den Sinn. Ein junger Mann trägt eine junge Frau Huckepack. „Finden Sie in diesem Sommer Ihre Liebe. Mit unserer Hilfe.“ Gut, gut. Zuerst trägst Du mich. Dann reite ich auf Dir.
Jedoch fällt Papa ein weiteres russisches Sprichwort ein. Das Gefährlichste ist es Schwäche zu zeigen. Genau. Daher sind wir Väter. Überlassen wir das Wehklagen über „Gaps“ den Suffragetten. Dieser Terminus umfasst Personen beiderlei Geschlechts sowie aller Parteien.
Der Papasaurus ersteht endgültig wieder bei der Lektüre über Paddelsaurier aus dem Trias. Vor über 200 Millionen Jahren lag Kärnten am Meeresgrund in der Nähe des Äquators. Diesem Umstand verdanken wir sensationelle Fossilien von Paddelsauriern, welche in einer Sonderausstellung zu bewundern sind. Papa macht sich eine Notiz. Das schauen wir uns mit den Kindern an. Möglicherweise liegen wir in 200 Millionen Jahren wieder am Meeresgrund in der Nähe des Äquators. Ganz ohne Einfluss des Menschen. Sei er industrialisiert oder wiederum de-industrialisiert.
Zudem erinnert sich Papa an das Regal mit den zahlreichen selbstgebastelten Vatertagsgeschenken. Lauter praktische Dinge wie Briefbeschwerer, Schlüsselanhänger, Parkuhren, Zimmerthermometer etc. Zeichnungen von Panzern, Gedichte, Fotos, bemalte kleine Christbäume etc. Papa als Superheld, Freund, Spielkamerad, Erklärer etc. Nun kommt einem unweigerlich Alexandre Dumas in den Sinn: Mein Vater ist ein großes Kind, dass ich bekommen habe, als ich noch ganz klein war.
Bilder gemeinsam errichteter bzw. erbauter Ritterburgen, Festungen, Forts, Schiffe, Flugzeuge, Raketen, Raumschiffe etc. Zumeist durch die Sohnemänner ohne Bauanleitung umgebaut.
Beim Anblick bzw. bei der Erinnerung an die Wertschätzung durch die einzigen Menschen die zählen, nämlich die eigenen Kinder, wer benötigt da Wertschätzung durch Personen, die nicht zählen. In diesem Sinne: Alles Gute zum Vatertag, Papasauri!
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Marcin Polak from Warszawa / Warsaw, Polska / Poland Lizenz: CC BY 2.0]