Manfred Tisal über die Altersversorgung bzw. Altenentsorgung
Die diversen Statistiken lassen Überlegungen zu, die zu denken geben und zahlreiche Schlussfolgerungen zulassen.
Gerechtfertigt sind diese, wenn man bedenkt, dass bei uns in Österreich mehr als 90% aller Todesfälle durch und mit Corona Bürgerinnen und Bürger des Landes betrifft, die älter als 60 Jahre sind. Menschen, die, knallhart betrachtet, sowohl das Sozial- als auch das Pensionssystem bzw. deren Kassen belasten. Dennoch beteuert man, gerade die alten Mitbürger im Besonderen schützen zu wollen. In den Versorgungseinrichtungen und Altenheimen werden sie vollständig isoliert, von ihren Familien „getrennt“ und es wird Einsamkeit verordnet. Alles, um deren Gesundheit zu erhalten.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was für einen alten Menschen wichtiger ist: Die Trennung von ihren Lieben und die damit verbundene psychische Belastung oder einen in Abschottung von der Umwelt, womöglich mit geistiger und körperlicher Einschränkung, auf zwar unbestimmte, aber dennoch zu erwartende Zeit verlängerten Lebensabend. Betrachtet man die Zahlen der an und mit Corona weltweit Verstorbenen, dann kommt man auf eine ständig steigende Zahl von 315.000 Menschen über 60. Menschen, für deren Versorgung sich Staat und Gesellschaft verpfl ichtet haben bzw. verpfl ichtet fühlen. Was sich „wirtschaftlich“ für das Sozial- und Pensionssystem auswirkt, hat aber auch eine Kehrseite. Gerade bei der zurzeit herrschenden Arbeitslosigkeit ist es die ältere Generation, sind es die Pensions- und Rentenempfänger, die den Jungen unter die Arme greifen und dabei helfen, ihr Dasein zu fristen. Ihr Geld ist es zum Teil, das die Wirtschaft belebt und dafür sorgt, dass diese nicht ganz zusammenbricht. So gesehen ist der Erhalt des Lebens der älteren Generation zielführender als jede Wirtschaftshilfe, die zwar versprochen, aber nur halbherzig in allen Bereichen gewährt wird.
Wenn jeder der ca. 2 Millionen österreichischen Pensions-empfänger (Frauen und Männer) nur einen Hunderter ihres Ruhestandbezuges im Monat der Jugend sponsert, dann sind das 2,5 Milliarden jährlich, die der Wirtschaft zu Gute kommen. Viele werden jetzt sagen, das ist eine Milchmädchenrechnung. Aber immerhin eine Rechnung. Und wesentlich menschlicher als die Überlegung, ein Ablaufdatum für Erdenbürger zu verordnen, an dem er die „Kurve kratzen muss“, um das Sozialsystem nicht über Gebühr zu belasten.
Grausame Gedanken. Wenn man jedoch bedenkt, das in den Corona-Hotspot-Ländern bereits jetzt Ärzte in Ermangelung an medizinischen Einrichtungen und Möglichkeiten über die Behandlungswürdigkeit eines Patienten entscheiden, und ihr aus welchen Gründen auch immer entscheidendes Todesurteil abgeben müssen, dann sind Überlegungen aller Art, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben, gerechtfertigt.
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist,
[Autor: – Bild: Screenshot „Simpsons“ Lizenz: CC0]