AKK richtet „friendly fire“ auf Maaßen
Dankbarkeit ist keine politische Kategorie. Diese Weisheit verdanken wir Bruno Kreisky. Vernunft hingegen sollte eine politische Kategorie sein. Leider wird ersteres sehr ernst genommen, letzteres weitgehend ignoriert.
Hans Georg Maaßen tourt durch die ostdeutschen Bundesländer, in denen bald Landtagswahlen stattfinden. Seine Vorträge sind außerordentlich gut besucht. Letztens war in der schweizerischen „Weltwoche“ zu lesen, dass es nicht genügend Sitzplätze gab. Jedoch beschwerte sich niemand, der nur noch einen Stehplatz ergattern konnte.
In der Fragerunde kommt es zur unvermeidlichen Diskussion: Danke Herr Maaßen, dass Sie so offen sprechen. Aber wir wählen alle AfD. Warum tun Sie sich die Union noch an? Maaßen nützt die Steilvorlage nicht, um mit denjenigen verbal aufzuräumen, die ihn aus dem Weg geräumt haben. Durch und durch preußisch-korrektes Staatsdienertum, welches man bereits als ausgestorben wähnte.
Er verteidigt die Union, insbesondere Kandidaten in Sachsen, welche mit der Bundeslinie nicht sehr glücklich sind. Seine Bemühungen verfehlen ihr Ziel. Sowohl der Versuch die Wähler für die Union bei der Stange zu halten, als auch mit Hilfe seiner knochentrockenen Loyalität die Front zur Parteispitze zu pazifizieren.
Zwischen Gulaschkanone und Zapfenstreich muss Annegret Kramp-Karrenbauer ein Teufelchen der Unvernunft geritten haben. Sie begann damit zu kokettieren gegen Maaßen ein Parteiausschlussverfahren einzuleiten. Sogar die „FAZ“ und die „Welt“ waren schockiert: Verliert neben SPD jetzt auch die CDU den Verstand? Strategische Instinktlosigkeit wurde konstatiert.
Kramp-Karrenbauer wollte als Parteivorsitzende punkten. Ihre Tätigkeit als Ministerin der Verteidigung soll ihren Schreibtisch im Adenauerhaus nicht verwaisen lassen. Eine klassische Sommerlochaktion zur Befriedung einer offenen Flanke. Daraus wurde ein klassischer Fall von Kollateralschaden. Die Granate verfehlte ihr Ziel um Meilen und detonierte im eigenen Lager. Man sagt zwar die Artillerie kenne weder Freund noch Feind, sondern nur lohnende Ziele, aber man sollte dieses launische Landsersprichwort nicht wortwörtlich nehmen.
Den Spitznamen Kra-Ka, kurz für Kraftkarren der deutschen Fallschirmjäger, ist sie jetzt wohl los. Kameradenschweine sind nicht sonderlich beliebt. Ihre Intention war es, der Werteunion eine ebenso bekannte wie anerkannte Persönlichkeit zu nehmen. Dadurch schuf sie den Beginn eines potentiellen schwarzen Sarrazin.
Ihre Intention sei es gewesen, eine Art „Tea-Party-Bewegung“ in der Union zu verhindern. Dass diese Rückbesinnung auf die konservativen Wurzeln zu zahlreichen Wahlerfolgen führte, inklusive der Trumpschen Modifikationen, wird ebenso ausgeblendet, wie die Tatsache, dass die britischen Tories bei glaubhaftem Brexit-Kurs gewinnen und bei Hinhaltetaktik desaströs verlieren.
Die Werteunion vertritt die Positionen für die die AfD gewählt wird. Und die Positionen für die die Union früher gewählt wurde. Soziale Marktwirtschaft statt Klimasozialismus. Stabile D-Mark statt Euro-Schuldensozialismus. Deutsche Leitkultur statt Multi-Kulti. Wer die Union unterwandert, ist nicht die Werteunion, sondern der Merkelsche Narkose-Sozialismus.
In Anlehnung an die historische Unterhaltung von Napoleon und Talleyrand könnte man folgenden fiktiven Dialog verfassen: AKK: Ja, ja. Ich weiß. Es war nicht korrekt Maaßen so zu behandeln. Berater: Viel schlimmer. Es war ein Fehler. In diesem Sinne hofft der Wähler nicht auf Dankbarkeit, sondern auf Vernunft. Die Abwesenheit taktischer und strategischer Fähigkeiten an der Spitze der Bundeswehr gibt unterdessen wenig Anlass auf Hoffnung.
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Lizenz: CC BY-SA 2.0 fr]