Der Islam und die Zukunft ­Europas

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Was dem antiken Heidentum­ ­widerfuhr, droht nun dem ­Christentum – von Menno Aden

Dr. iur. Menno Aden (Jg. 1942), evgl.-luth. Präsident des Oberkirchenrates a. D.hemaliger Professor FH. Verfasser zahlreicher Aufsätze und Bücher u. a.: ­Kulturgeschichte der großen deutschen Erfindungen, Paderborn, 2019

Ausgangspunkt

Der noch vor 50 Jahren in Deutschland praktisch unbekannte Islam hat seither bei uns tiefe Wurzeln gefasst. Bemerkenswerter als diese Tatsache selbst ist die Geschwindigkeit, mit der sich das vollzog. Im folgenden wird ein Vergleich gezogen zwischen der Ausbreitung des Christentums in der römischen Spätantike (etwa in den dreihundert  Jahren von 100 bis 400) und der Ausbreitung des Islam in Deutschland,  nicht in 300,  sondern in 50 (fünfzig) Jahren. Beide Verläufe weisen große Ähnlichkeiten auf. In der Antike endete der  Kampf der  alten Mehrheitsreligion des Heidentums gegen die junge Religion des  Christentums damit, dass die  junge Religion die alte verbot. Ihre Spuren wurden zerstört, sie verschwand aus dem Gedächtnis. Demanth:  Die geistige Auseinandersetzung mit der neuen Religion ist für uns kaum zu fassen, weil die Schriften der Heiden nahezu spurlos vernichtet worden sind.[1]

Die  Verläufe Christentum gegen Heidentum damals  und Islam gegen Christentum  heute seien im Vergleich dargestellt, was anscheinend bisher so nicht gesehen wird.  Mit Worten des Neuen Testaments (Matth. 11, 15): Wer Ohren hat, der höre! Das Ergebnis ist aus christlicher Sicht nicht ermutigend. Ich nehme es vorweg und sage:  Der Kampf des Christentums gegen den Islam ist bei uns bereits verloren!  Es bleibt uns nur zu fragen, was denn eigentlich verloren geht bzw.  gehen wird und ob nicht auch etwas gewonnen werden wird. Ein Perspektivwechsel kann zu  Neuem weisen, wenn wir die Zeichen der Zeit erkennen.  Ducunt  fata volentem- nolentem trahunt – das Schicksal leitet den Willigen, den Unwilligen zerrt es. 

I.   Zahlen

1960 gab es nicht einmal 1500  Türken bei uns.  Im Zuge des Wirtschaftswunders schloss die Bundesregierung Anwerbevereinbarungen mit Italien (1955), Spanien und Griechenland (1960). Die Initiative für diese Abkommen ging  von den Entsendeländern aus. Kurz vor dem sich abzeichnenden Ende des Wirtschaftswunders schloss die Bundesrepublik 1961 ein entsprechendes Abkommen mit der Türkei. Das Abkommen war arbeitsmarktpolitisch nicht mehr  sinnvoll. Das Abkommen 1961 kam insbesondere auf Druck der USA zustande,  die im Rahmen des Kalten Krieges die Türkei und somit der Nato-Südostflanke stabilisieren wollte.

Ende 2006 gab es in Deutschland insgesamt 6,75 Millionen Ausländer. Davon waren die 1,74  Millionen Türken die größte Gruppe. Ende 2011 lebten bei uns etwa 2,5 Millionen Menschen türkischer Herkunft, davon 1, 6 Millionen mit türkischem Pass. Wenn wir von Muslimen in Deutschland sprechen, dann sprechen wir letztlich von Türken. Das trifft die Sache nicht ganz. Die ethnische Vielfalt der islamischen  Zugewanderten bleibe hier aber unbeachtet. Muslimische Gemeinden in Deutschland zählen etwa 5 Millionen Mitglieder. Die muslimischen Gemeinden wachsen auch durch hier geborene Kinder. Im Jahr 2004 hatten  fast 10 % aller in Deutschland geborenen Kinder muslimische Eltern.

Katholiken und Protestanten  liegen (2010) etwa gleichauf mit je 24 Millionen Mitgliedern;  zusätzlich gibt es etwa 2 Millionen Christen anderer  Konfession = 50 Millionen. Insgesamt  gibt es also  etwa 55 Millionen Menschen in Deutschland, die überhaupt einer Religion angehören. Davon sind fast 10% Muslime. Oder getrennt aus der Sicht der Protestanten (oder Katholiken) gerechnet: auf 5 Evangelische (bzw. Katholiken) kommt ein Muslim. Wichtiger aber ist die Dynamik der  Zu- bzw. Abnahmen:

1950 gehörte  trotz massiver antireligiöser Propaganda während der NS – Zeit praktisch jeder Deutsche einer christlichen  Religionsgemeinschaft an. In der DDR brach die  Religionszugehörigkeit förmlich zusammen und nahm stetig ab; in Westdeutschland auch, nur nicht so stark.  1990, dem Jahr der Wiedervereinigung, gehörten immerhin noch fast 80 % der gesamtdeutschen Bevölkerung einer Kirche an. 2010 nur noch  65%

Zusammengefasst: 50 Millionen Christen mit stark abnehmender Tendenz stehen heute fast  5 Millionen Muslimen mit stark steigender Tendenz gegenüber.

II.         Niedergang der christlichen Kirchen

1.          Befund

Der christliche Glaube sagt den meisten Heutigen nicht mehr viel. Religiöses Basiswissen ist trotz staatlichen Religionsunterrichts weithin verschwunden.  Auf breiter Ebene ist ein Kulturverlust im Gange. Die deutsche Literatur und Kunst (für unsere Nachbarländer gilt dasselbe) ist voller Anspielungen auf die Bibel. Selbst gebildete Menschen verstehen aber diese Anspielungen heute nicht mehr.  Woher stammen Ausdrücke wie „Steine statt Brot! oder „Rufer in der Wüste“?  uvam. Aus der Bibel! Kirchen aller Konfessionen klagen über Glaubensverlust. Der christliche Glaube verdunstet  und zieht sich  in freikirchliche Gruppierungen und Konventikel zurück. Auf katholischer Seite  ist neben demographischen Gründen (Familien haben nicht mehr so viele Söhne!) Folge und zugleich Verstärkung dieser Entwicklung. ist der dramatische Priestermangel.

Die auf evangelischer Seite traditionell  geringere Kirchenbindung  scheint noch immer weiter abzunehmen.  Folge und zugleich Verstärkung dieser Entwicklung ist der förmliche  Absturz der  evangelischen  Pfarrerschaft in fast allen Bereichen, die früher die Würde des evangelischen Pfarrhauses ausmachten. Es ist nicht mehr die Elite des Volkes, welche in diesen Beruf strebt. Die evgl.  Landeskirchen nehmen keinerlei Anstoß mehr an geschiedenen Pfarrern. Offen gelebte Ehebruchsverhältnisse  ihrer Amtsträger  haben trotz zumeist noch entgegenstehender Kirchengesetze keine dienstrechtlichen Konsequenzen. Homosexuelle Pastoren hausen zusammen usw. beide Kirchen zehren durch Austritte aus. Immer weniger Kinder von christlichen Eltern werden geboren, und von diesen werden nicht mehr alle getauft. Einzelheiten gehören in die Statistik. Nur als Anhalt:  1960 wurden fast 90 % aller Kinder, bei denen einen katholische Taufe in Betracht kommt ( z.B. ein Elternteil katholisch) getauft; heute sind es  nur noch um die 75 %.

Noch ehrt der Staat den hergebrachten Kult. Parlamentseröffnungen und große Staatsakte werden noch zumeist mit ökumenisch genannten Gottesdiensten eingeleitet. Aber die Mehrheit der  Teilnehmer erscheint darin nur noch wie ein Zuschauer einer nicht mehr verstandenen Zeremonie. In Wahrheit handelt es sich auch wohl weniger um christliche Gottesdienste als  um hybride Staatskulte, denen bereits heute   jüdische und muslimische  Elemente beigefügt sind.

2.         Indifferenz des Bürgertums – heute und damals

Im  Frühjahr 2010 erschütterten  Anklagen wegen sexueller Missbräuche die   katholische   Kirche. Diese waren  zwar  oft  berechtigt und die Empörung der Öffentlichkeit verständlich.  Mehr aber als diese Vorfälle selbst musste eigentlich  die fehlende Solidarität  anderer christlichen Kirchen mit ihrer katholischen  Schwesterkirche auffallen und die völlige Indifferenz des Bürgertums. Dieses stimmte nur in die Verurteilung der Vorgänge ein, zeigte aber kaum Betroffenheit über den Ansehensverlust der Kirche.  So auch die kulturtragenden Schichten des  spätantiken Kulturraumes. Das gebildete  Bürgertum damals war  der überkommenen antiken Religion ebenso  entfremdet wie die bürgerlichen Kreise  heute der christlichen. Die staatlichen Kulte wurden zwar weiter gefeiert und äußerlich geachtet, aber sie trafen auf keinen Glauben mehr.  Nach beendeter Kulthandlung  schauten sich die Repräsentanten des Reiches einander ebenso ratlos und selbstspöttisch an, wie es  heute viele  Eltern tun, wenn sie ihren Kindern zuliebe zur Einschulung an dem sogenannten   „ökumenischen Gottesdienst“  teilgenommen haben.

Um 250  waren die traditionellen Formen des Götterkultes Gegenstand der allgemeinen Missachtung,  oft der Verachtung geworden. [2]  Statt vieler Schriftsteller jener Zeit sei auf Lukian (2. Jhdt) verwiesen. Seine  Göttergespräche zerreißen mit Hohn und Spott die etwa noch verbliebene Glaubensbereitschaft seiner Zeitgenossen.[3]  Ganz ähnlich spricht eine zunehmende Anzahl unserer Bildungseliten heute über die Kirche, freilich kulturell bedingt in heutigen Formen und Bildern. Wenn sie  diese überhaupt noch wahrnimmt.

Lukian hatte zwar  Recht, und unsere heutigen Kirchenkritiker zum großen Teil auch. Aber Lukian und  unsere Kirchenkritiker tändeln mit ihren Geistreicheleien. Es geht ihnen nicht um die Sache. So wenig wie unsere bürgerlichen Eliten heute sahen Lukian und seine Gesinnungsgenossen Veranlassung,  das Erbe der Väter ggfs durch Umformung zu verteidigen und zukunftsfähig zu machen. Das vordringende Christentum nahm man in geistigem Hochmut gar nicht oder man nur am Rande wahr, und wenn dann mit Spott.  Lukian kennt das  zu seiner Zeit schon  ziemlich verbreitete Christentum, die Sekte der Galiläer,  anscheinend überhaupt  nicht.  Die der hergebrachten Kultur daraus drohende Gefahr wurde nicht gesehen oder dadurch herunter gespielt, dass man die Christen zu kulturlosen  Exoten  erklärte.

3.         Unterschätzung des Islam

Diesen Weg scheinen auch wir heute in Bezug auf den  Islam zu gehen.  Als exotische Erscheinung  blieb dieser bis vor kurzem überhaupt unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Es scheint heute kluge Männer zu bewegen,   mit gelehrten Büchern die Haltlosigkeit  vieler Aussagen des Korans darzulegen.[4]  Man versucht, beim Propheten Mohammed paranoide oder sonst krankhafte Züge auszumachen, auch sittliche Vorwürfe (die 11 Frauen!!) werden ihm gemacht. Das  sind fast dieselben  Elemente, welche das antike Heidentum, auch das Judentum,  gegen den Stifter der christlichen Religion und die Christen insgesamt ins Feld führten. Der, freilich fern der „besseren“ Wohnlagen sich vollziehende, Bevölkerungsaustausch in ganzen Stadtbezirken wurde  kaum, die  allmähliche religiöse oder kulturelle Überfremdung immer noch nicht  wirklich wahrgenommen. Islam war etwas für die Religionswissenschaft, wenn auch die Bücher von Annemarie Schimmel ( gest 2003) für viele die Tür zu dieser den meisten völlig fremden Welt aufstießen.

Erst der Bau größerer Moscheen  weckte weitere  Kreise auf. Dem folgte das Buch von Th. Sarrazin Deutschland schafft sich ab (2010). Das Buch machte deutlich, dass gegen den „Selbstabschaffungsprozess“ praktisch gar nichts mehr zu machen ist. Diese Erkenntnis führte zu den wütenden, meist unsachlichen Reaktionen der staatstragenden Schichten nach dem Erfahrungssatz, dass dem Überbringer einer schlechten Nachricht  die Schuld dafür aufgehalst wird.  In der Antike endete diese Haltung mit dem Untergang der alten  Religion (um 390)  und dem Ende des sie tragenden Staates eine Generation später. Für die  christliche Religion ist ein ähnliches Ende zu befürchten, was dann auch die Frage nach der Zukunft unseres Staates eröffnet. Die Niederlage  beginnt, indem man dem künftigen Sieger zulächelt und ihm  schmeichelt. Es war  daher ein  beachtlicher Vorgang, als der glücklose Bundespräsident Wulff sich in einer Staatsrede zu der Behauptung verstieg, der Islam gehöre zweifellos(!)  zu Deutschland. Dazu passt die ebenso erklärungsbedürftige Behauptung in der NZZ, der Koran sei ein  bedeutsames Vermächtnis der Spätantike an Europa. [5]  Wenn christliche Bischöfe zur Toleranz  gegenüber dem Bau von Moscheen mahnen (2012 in Nürnberg),  dann fehlt nur noch wenig. Die nicht einmal muslimisch dominierten Ausländerbeirate in deutschen Kommunen sind  bereits so verschreckt, dass sie Vorträge und Ausführungen wie die vorliegenden zu verhindern suchen.

III.        Gefahr  für das Christentum im Verzug

1.         Beschleunigung gesellschaftlicher Veränderungen

Gesellschaftliche Veränderungen benötigen  vom Beginn bis zur Reife eine gewisse Zeit, hier  Vollzugszeit genannt.  Die  Dauer der Vollzugszeit ist von vielen,  im Einzelnen kaum benennbaren Umständen abhängig. Gesamtgeschichtlich kann aber ein Beschleunigungsgesetz festgestellt  werden. Entwicklungen dauern heute allgemein kürzer als früher. Das wird  hauptsächlich auf der Beschleunigung der Informationsübertragung und immer enger werdenden Vernetzung der Informationsträger beruhen, welche zu einer Beschleunigung überhaupt aller Lebensverhältnisse  führt.  Man kann sogar versuchen, einen   Beschleunigungsfaktor zu errechnen, um welchen heutige Vollzugszeiten kürzer sind als frühere.  Es soll  hier keiner  Mathematisierung geschichtlicher Verläufe das Wort geredet werden, welche in falscher Sicherheit Vorhersagen träfe.  Wohl aber Folgendes:  Vergleichbare Vorgänge  geschehen heute gegenüber der Antike in stark, vielleicht bis um das Zehnfache,  verkürzten Vollzugszeiten.  Das, was sich mit der Ausbreitung des Islam bei uns anbahnt und künftig vollziehen wird, wird  daher nicht im nächsten Jahrhundert geschehen, sondern in den nächsten Jahrzehnten.

2.         Vergleich der Verbreitungszeit: Christentum damals – Islam heute

  Christentum in Rom   Islam in Deutschland  
100 Erstes Auftreten 1960 Ankunft der ersten Türken  in Deutschland  
311

 

= rd 200 Jahre

Toleranzedikt des Galerius. Freiheit f. d. Christentum 2010

 

rd 50 Jahre

 

Muslimische Minister und BT-Abgeordnete, allg. Duldung vom Moscheebauten Beschleunigungsfaktor 4
394

 

 

= rd 80 Jahre von Toleranzedikt

bis zum Verbot

Theodosius:  Verbot des Heidentums     Bei einem Beschleunigungsfaktor von 4 entsprächen 80 Jahre damals heute 20 Jahren.

 

 

 

Etwa um das Jahr 50 verschwindet der Völkerapostel  Paulus. Seine Saat ging auf. Das   Christentum begann, sich in der  antiken  Welt auszubreiten. Um das Jahr 100 war die christliche Religion in ihren wesentlichen Lehrinhalten „fertig“. Dieses Jahr kann man als Beginn der christlichen Religion  ansetzen.  Zuerst wurde sie mit Misstrauen beäugt, dann verfolgt, im Jahre 303 letztmalig. Danach  gaben der Staat und das Heidentum sich praktisch selber auf. Im Jahre  311 das Toleranzedikt des Galerius: Dieses  stellte das Christentum dem Heidentum gleich, womit dem Christentum de facto der Vorrang eingeräumt war. Nur 80 Jahre später wurde das Heidentum verboten. Nun drohte nicht den Anhängern der neuen Religion der Christen die Todesstrafe, sondern den Bekennern der alten Religion. Die  Vollzugszeit vom ersten Auftreten der neuen christlichen   Religion bis zur herrschenden, nun selbst unterdrückenden,  betrug ziemlich genau  300 Jahre.

Für uns stellt sich die  Frage,  wie lange es noch dauern wird, bis der Islam bei uns stark genug sein wird, die aus seiner Sicht heidnischen Kulte, also das Christentum, zu verbieten oder so zu unterdrücken, wie er es in den Ländern seiner Dominanz heute tut.  Alles kann nur   Spekulation sein. Diese kann aber  vielleicht doch wie folgt etwas eingegrenzt werden.  Das vermutlich als Sieg endende Vordringen des Islam begann bei uns um 1960, als die ersten Türken kamen.  Etwa ab 1990  begannen kritische Stimmen zu fragen, was denn angesichts der  türkischen Einwanderung  nach Deutschland  eigentlich vor sich gehe. Ab etwa 2000 wurde diese Stimmung in Westeuropa ziemlich allgemein. Es kam zu Widerstandhandlungen der Bevölkerung.  Das kann man mit den Christenverfolgungen  in Rom um 300 in Parallele setzen.

Seit dem Jahre 2010 werden diese Gegenkräfte von den (noch christlichen)  Behörden mit allem rechtlichen und ideologischen Aufwand  unterdrückt, Widerstandshandlungen werden  schon im Vorfeld kriminalisiert. Die in 2009/10 begonnene Diskussion um islamisch –  theologische Fakultäten an unseren Universitäten, die im April 2010 durch einen CDU – Ministerpräsidenten vollzogene Ernennung einer muslimischen Ministerin sind eindeutige Zeichen dafür, dass  die Anerkennung des  Islam  als dem Christentum gleichrangige Religion  praktisch vollzogen ist. Der Islam steht in Deutschland also heute dort, wo das   Christentum 311 mit dem Toleranzedikt des Galerius stand. Dafür brauchte die christliche Religion rd 250 Jahre; der Islam  in Deutschland aber  kaum 50 Jahre.

3.         Verbot des Christentums in Westeuropa?

Es erscheint befremdlich, über ein Ende oder gar ein Verbot des Christentums in Deutschland und Westeuropa  nachzudenken. Abwegig der Gedanke, das könne bereits in 20 Jahren der Fall sein. Aber die Geschichte hat nur geringe  Sympathie mit Verlierern. Und vor allem: Alles, was geschieht, geschieht – trotz aller Vorzeichen – irgendwie unerwartet und plötzlich. Die Berichte über den  Fall Konstantinopels am 29. Mai 1453 gehen uns zu Herzen: Es war doch undenkbar, dass Gott diese Stadt den Ungläubigen ausliefern werde. In den Weihnachtsgottesdiensten 1944 in Breslau oder Danzig kam auch wohl niemand auf den Gedanken, in dieser Kirche, in diesen rein deutschen Städten werde der Gebrauch der deutschen Sprache einmal verboten sein. Und es geschah doch, und zwar binnen 6 Monaten. Viele undramatische Beispiele wären weiter zu nennen: etwa das sang- und klanglose Verschwinden  der traditionsreichen Dresdner Bank  oder die von der Öffentlichkeit kaum bemerkte,  seit Scharnhorst als Säule des Staatsgefühls  verstandene, praktisch ohne öffentliche Diskussion vollzogene Abschaffung der Wehrpflicht uvam.

Das Christentum im späten Rom brauchte nach seiner förmlichen Gleichberechtigung im Jahre 311 mit dem Heidentum weitere 80  Jahre, bis es den Spieß umdrehen und nun die  heidnische Religion  verfolgen und schließlich förmlich verbieten konnte (392: Widerruf des Toleranzediktes und  Verbot der heidnischen Kulte). Setzt man wie oben den Beschleunigungsfaktor 4, dann entsprächen diesen 80 Jahren in der Antike heute etwa 20  Jahre. Der Islam wäre also etwa im Jahre 2030 stark genug,  in Deutschland das  zu tun, was er in den Ländern seiner  bereits bestehenden Dominanz in oft sehr brutaler, sogar tödlicher,  Weise tut, nämlich die christliche Kirche zu entrechten und  zu verfolgen.

Es wird hier nicht gesagt, dass es so kommen muss. Es wird auch nicht gesagt, dass im islamischen Bereich daran gearbeitet wird. Es wird freilich auch nicht gesagt, dass dieser Gedanke  führenden Muslimen fern liege. Muslime, die der Verfasser auf Reisen und auch hier kennen gelernt hat, waren alle fromme Menschen, die uns Christen nichts Böses wollten. Aber auch die frommen ersten Einwanderer nach Nordamerika, die Pilgerväter,  dachten  nicht daran, die ihnen freundlich entgegen kommende  Urbevölkerung zu vernichten. Es geschah  später dann doch – irgendwie.

IV.        Wettkampf der Religionen

1.         Kampf gegen die neue Religion

Diskriminierung fördert die Gruppenbildung und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es  ist für eine Minderheitsgruppe identitätsstiftend, sich angegriffen oder bedroht zu fühlen. Die wirkliche oder vorgegebene Bedrohungslage lässt Netzwerke der Minderheit entstehen, zu denen die Mehrheitsgesellschaft keinen Zugang mehr findet. Niemand zweifelt daran, dass es bei uns solche muslimischen Netzwerke gibt, die mit unterschiedlichen Werkzeugen zu nicht immer erkennbaren Zielen tätig sind. Das  Gruppeninteresse  fordert daher geradezu eine gewisse Diskriminierung. Wenn diese gar nicht so groß ist, dann wird schon mal aufgebauscht, wenn etwas von der Art geschieht.

Die Arena im Kollosseum zu Rom wird seit einigen Jahren von einem großen Kreuz beherrscht zum Andenken an die  durch Tierhatzen getöteten christlichen Märtyrer. Damit wird der Eindruck gepflegt, dass die Christen in der Antike wegen ihres Glaubens in ständiger Lebensgefahr standen. Das war aber nicht so. Die Christen in der Antike machten großen Lärm wegen ihrer Verfolgungen, und noch die heutige Kirche pflegt dieses Bild und rühmt sich dieser Verfolgungen. Schon Edward Gibbon wies aber darauf hin, dass die Christen die Verfolgungen sehr aufgebauscht haben. Erst  zwischen 249 und 258 kam  es unter den Kaisern  Decius und Valerian zu strategisch geplanten   Verfolgungen. Dann ging 303 unter  Diokletian (284 – 305) noch einmal eine heftige Verfolgungswelle über das Reich. Das  war es dann auch schon. Adolf v. Harnack sagt: Christen aus dem mittleren Bürgerstand blieben im ganzen unbehelligt. Die Zahl der Märtyrer war klein und leicht zu zählen.[6]

Bezogen auf unsere Zeit. Es ist nicht zu leugnen, dass es Diskriminierungen zulasten der Muslime in unserem Lande gab und wohl auch hier und da noch gibt. Aufs Ganze gesehen  ist  es damit aber nicht allzu schlimm. Man hat im Gegenteil den Eindruck, dass die seltenen Vorkommnisse diese Art  sofort sehr laut und in den Medien  weit über Gebühr ausgebreitet werden.

2.         Kampf gegen die neue Religion

Als das Heidentum sich zur geistlichen Gegenwehr aufraffte, war die Entscheidung, ohne dass es noch jemand wusste, zugunsten des Christentums schon gefallen. Celsus  (Ende des 2. Jhdt) war der erste uns bekannte Autor, der sich mit Gründen gegen das Christentum wandte.  Er wirft den Christen (und Juden) etwa dasselbe vor, was sogar politisch korrekte Autoren von links-liberalen Blättern wie „Die Zeit“ dem Islam in Deutschland vorhalten: Mit ihrem Anspruch, alleinige Besitzer der Wahrheit zu sein, seien sie eine Gefahr für den öffentlichen Frieden. Im Übrigen – so Celsus – lehrten die Christen nichts wirklich Neues. Ihre Lehren seinen teils von den Ägyptern und  Perser, teils griechischen Quellen entnommen. Auch das stimmt. Das stimmt auch  für den  Islam. Er lehrt nichts Neues. Seine Lehren stammen zum überwiegenden Teil direkt oder indirekt aus christlichen und alttestamentlichen Quellen, sodass der Islam religionswissenschaftlich sogar als eine christliche Sekte gelten kann.

Der nächste  wichtige  Kämpfer gegen die neue Religion  war Porphyrios (234 –  ca. 300). [7] In seiner Schrift Gegen die Christen  bringt er  im Grunde schon alle Argumente gegen den Wahrheitsanspruch der Christen, die später von der siegreichen Kirche unterdrückt wurden, im 19. Jahrhundert aber wieder auftauchten und der christlichen Theologie bis heute zu schaffen machen. Mit philologischem Scharfsinn stellt er den Anspruch der Bibel als göttliche Offenbarung in Frage, und bestreitet viele christliche Lehren als vernunftwidrig. Porphyrius hatte aus Sicht der heutigen Theologie eigentlich  Recht. Großflächige Bewegungen kann man aber mit Vernunftgründen nicht bekämpfen und zum Verschwinden bringen. Adolf  v. Harnack stellt fest: (Zwar ist)  Porphyrios auch heute noch nicht widerlegt. …. Aber die Religion der Kirche war schon Weltreligion geworden; solche Weltreligionen vermag kein Professor mit Erfolg bekämpfen. 

Es ist daher wohl auch heute völlig aussichtslos, den Islam mit  Argumenten gleich welcher Art einhegen zu wollen. Das Kölner Bescheidungsurteil (2012), so richtig es im juristischen Sinnen auch sein mag, hat daher nur (ganz wie oben beschrieben) nur bewirkt, dass Muslime (und Juden) daraus eine Art Bedrohungstatbestand aufbauten.  Manche Argumente gegen den Islam mögen richtig sein, andere nicht. Sie werden nicht gehört. Massenbewegungen sind  keine  Sache der Vernunft.

3.         Kampf für die alte Religion

Dem Neuen kann man auch dadurch entgegentreten, dass man das gefährdete Alte stärkt. Das ist gewiss eine edlere Form des Widerstandes als blutige Verfolgungen auszurufen oder in unseren Tagen mit Aufmärschen  gegen den Bau von Moscheen zu polemisieren.[8] Diesen Weg ging ein Schüler des Porphyrios, Jamblichos (ca 250 – 330).  Nicht Bekämpfung der christlichen Religion war sein Ziel,  sondern eine  Neustimmung der von uns „heidnisch“ genannten antiken Religion.[9]  Jamblichos gab nicht nur dem griechischen Glauben eine neue theoretische Begründung,… er schuf auch eine vertiefte religiöse Praxis dadurch, dass er durch Gebet, Opfer, Kultus… verinnerlichte und sie als symbolischen Ausdruck seelischer Vorgänge betrachtete.[10] Seine Vita Pythagorica wurde in unseren Tagen  ein Evangelium nach Art des  Johannesevangeliums genannt. Wenn man ehrlich ist – seine  sittlichen Lehren unterscheiden sich von denen des Christentums eigentlich nicht.

Die von Jamblichos  und, ein wenig später, von Kaiser Julian (362 – 65) und anderen unternommenen Versuche, die antike Religion geistlich aufzufrischen,  waren ehrenwert aber vergeblich. Das Christentum war einfacher und versprach ebenso viel, ja unendlich viel mehr, indem es wider allen den Spott der Intellektuellen ganz kompromisslos die leibliche Auferstehung eines jeden  im Glauben an Christus Verstorbenen predigte.

4.         Wer kämpft  heute für die alte, die christliche Religion?

Die Aufgabe der  christlichen Religion wäre es  heute, sich dem Islam geistlich und theologisch  zu stellen und neuen Glauben zu entfachen. Als im 7. Jhdt der Islam auftrat, war  das Christentum zu einer lehrhaft  verfestigten  Schrift- und Gelehrtenreligion geworden. Seither trifft der  Wettbewerbsvorteil der Einfachheit auf den Islam zu. Heute ist es der Islam, der gegen den Spott der anderen kompromisslos die leibliche Auferstehung des Frommen in Aussicht stellt, während die christlichen Kirchen sich bei diese  Frage in wolkigen Ausflüchten verlieren und in Wahrheit nicht mehr wissen, was sie dem frommen Christen jenseits des Grabes versprechen sollen.[11]

Das Christentum hat gegenüber dem Islam bisher stets und ständig verloren. Es konnte sich nicht einmal in seinen Ursprungsländern im östlichen Mittelmeer halten und verlor diese an den Islam. Auch später: Wo beide Religionen aufeinander trafen, hat das Christentum fast immer verloren. Wenn Christentum und Islam heute, etwa im Südsudan oder Nord-Ghana in Afrika aufeinander treffen,  bleibt der Islam in der Regel in der Vorhand.  Über die Gründe ist hier nicht zu sprechen. Sie mögen darin liegen, dass Christentum als Religion der weißen Eroberer verfemt ist oder – m. E. wahrscheinlicher –  in der theologischen Kompliziertheit des Christentums.  Es ist voller schwerer Bilder wie Erbsünde, Erlösung von Schuld, Opfer des Gerechten am Kreuz  für die sündige Menschheit, Gottessohnschaft Jesu usw. – aldo Lehrinhalte, an welche selbst christliche Priester/Pfarrer kaum mehr glauben.  Der Islam  ist  dagegen, jedenfalls zu Anfang,  ungeheuer einfach! Man vergleiche das schwer verständliche Apostolische Glaubensbekenntnis (Ich glaube an… ) mit dem Glaubensbekenntnis der Muslime: Gott ist einzig und Mohammed ist sein Prophet!

Viele Deutsche sind Muslime geworden, weil sie  glauben wollen, aber das Christentum nicht verstehen. Davon wird es immer mehr geben. Es wird beginnen, wie es in der Antike begann. Die wenigsten wurden Christ aus Glaubenseifer. Sie wurden Christen, weil sie es nützlich war., weil dort die künftigen Sieger vermutet wurden.  Es gibt immer mehr türkische und muslimisch beherrschte Unternehmen bei uns. Deutschstämmige Mitarbeiter, die bisher noch nicht zahlreich sind, werden bald feststellen: In einem „christlichen“ Unternehmen hilft es nicht „Christ zu sein und es schadet auch nicht „Muslim“ zu sein. In  einem „muslimischen“ Unternehmen aber wird er schnell die Vorteile erkennen, wenn er zum Islam übertritt. Nach diesem Muster vollzog sich nach der türkischen Eroberung im 15. Jahrhundert auch Islamisierung in Bosnien. Es ist daher vorauszusehen, dass wir schon bald Schübe von deutschstämmigen Konvertiten in von Türken oder Muslimen beherrschten Unternehmen erleben werden. Gerade so wie  es Houellebecq beschreibt.  [12] Umgekehrt scheint es praktisch nicht vorzukommen, dass ein in Deutschland lebender Muslim zum  Christentum konvertiert, weil er sich von der Wahrheit des Christentums überzeugt hat. Das Christentum in seinen kirchlich verlautbarten Formen erreicht die Herzen nur noch selten. Wenn sich das nicht ändert, wird es  dem Ansturm des Islam erliegen. Wo aber ist  ein neuer Luther, der uns das Christentum und Jesus Christus wieder nahe bringt?

V.          Worum geht es eigentlich?

Bisher war ausschließlich von Religion die Rede. Viele haben angeblich Angst vor einer Islamisierung Deutschlands und Europas. Aber geht es um den Islam? Die Kreise,  welche gegen den Bau von Moscheen demonstrieren oder zur Feder greifen, um vor der Islamisierung  zu warnen,  können mit der christlichen Religion  selbst meist gar nicht mehr viel anfangen. Da ihnen das Christentum nichts mehr sagt, könnte es ihnen  doch egal sein, ob im Kölner Dom über das Neue Testament oder den Koran gepredigt wird,

Wir führen eine unredliche Diskussion. Es geht nicht um das Aufeinandertreffen von Religionen, sondern um den ewigen Kampf von Völkern um Weideplätze, Wohnstätten und Herrschaft, die man entweder erleidet oder ausübt.  Völker identifizieren sich neben Sprache hauptsächlich durch ihre  Religion oder  besser: Nicht durch Religion, sondern  durch  Gebräuche und das soziologisches Umfeld, welches in der jeweiligen Religion vorherrscht.

Der Jude muss nicht die Tora kennen, wenn er nur beschnitten ist! Es interessiert uns wenig,  in welche Gebetsstätte jemand geht. Was der deutschen noch Mehrheitsbevölkerung, Angst macht, ist die drohende Überfremdung unserer Kultur. Ob wir an den gekreuzigten Christus glauben oder nicht, ob uns Luthers Rechtfertigungslehre oder das Sakrament  der Wandlung irgendetwas bedeutet oder nicht, gilt wenig. Wovor wir uns fürchten, ist dass der Kölner Dom, um diesen als pars pro toto unserer abendländischen Kultur zu nehmen, eines Tages ebenso zur Moschee verwandelt werden könnte, wie es 1453 mit der ältesten und ehrwürdigsten christlichen Kirche, der  Hagia Sophia in Konstantinopel, geschah.

Wir fühlen, dass wir Deutschen und unsere Art zu leben  durch unsere immer geringer werdende Kinderzahl langsam aber sicher aus der Geschichte verschwinden werden.  Wir kennen auch die Gründe für diesen Prozess. Aber wie ein Raucher trotz der Gefahr von Lungenkrebs das Rauchen nicht aufgibt, so hat sich unsere Kultur auf bestimmte Lebensweisen eingestellt, von denen wir wissen, dass sie unseren Niedergang bedeuten, auf welche wir aber nicht verzichten wollen. Deutschland wird nicht abgeschafft – es schafft sich selber ab!  Neue Völker werden nach Westeuropa ziehen. Schon jetzt sind ganze Stadtviertel und Landstriche von Türken bzw.  Muslimen bewohnt. Dabei  sind England und Frankreich noch in viel stärkerem Maße islamisiert und kulturell überfremdet als wir. So hat es auch einmal angefangen, als unsere germanischen Vorfahren um etwa 500 v. Chr. die im heutigen Deutschland wohnenden Kelten verdrängten, als unsere Vorfahren um 500 nach Christus in England sesshaft wurden und dort  ihre Sprache und Bräuche einführten. So hat es insbesondere angefangen, sich als die Türken seit etwa dem Jahre 700 in einem mehrhundertjährigen Prozess ganz Mittelasien und ab 1100 auch Kleinasien, der  heutige Türkei,  ihre Sprache und Kultur aufzwangen. So kann es auch ergehen.

Ist das schlimm?

Mehr als 10 Millionen unserer Landsleute wurden aus ihren ostdeutschen Wohngebieten vertrieben. War  das  schlimm? Anscheinend nicht. Wer diese  geschichtlich eigentlich beispiellose Völkerrechtswidrigkeit anprangert oder gar Wiedergutmachung fordert, wird von unseren eigenen deutschen Landsleuten verunglimpft. Offenbar interessiert unseren Staat die Schicksal und Zukunft des deutschen Volkes wenig. Sollen wir Normalbürger uns dann das Leben dadurch schwer machen, dass  wir davon reden? In seiner Novelle Das Fähnlein der sieben Aufrechten läßt Gottfried Keller einen der Aufrechten, Meister Frymann, wie folgt sprechen:

Wie es dem Manne geziemt, in kräftiger Lebensmit- te zuweilen an den Tod zu denken, so mag er auch in beschaulicher Stunde das sichere Ende seines Vaterlandes ins Auge fassen, damit er die Gegen- wart desselben umso inbrünstiger liebe; denn alles ist vergänglich und dem Wechsel unterworfen auf dieser Erde … Ein Volk, welches weiß, daß es einst nicht mehr sein wird, nützt seine Tage umso lebendiger, lebt umso länger und hinterläßt ein rühmlicheres Gedächtnis … Ist die Aufgabe eines Volkes gelöst, kommt es auf einige Tage längerer oder kürzerer Dauer nicht mehr an, neue Erscheinungen harren schon an der Pforte ihrer Zeit. So muß ich gestehen, daß ich … auf stillen Wegen solchen Gedanken an- heimfalle und mir vorzustellen suche, welches Völkerbild einst nach uns walten möge. Und jedesmal gehe ich mit umso größerer Hast an meine Arbeit, wie wenn ich dadurch die Arbeit meines Volkes beschleunigen könnte, damit jenes künftige Völkerbild mit Respekt über unsere Gräber gehe.

VI.        Weltvolk und  Weltreligion

Die Völker der Welt werden vor unseren Augen zu einem  Weltvolk. Facebook und Twitter  vollenden, was mit  dem Buchdruck begann und Rundfunk und Fernsehen  fortgesetzt wurde. Seit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges hat die Welt auch ein allen gemeinsames geschichtliches Datum. Die Ressourcen der Welt, die Kultur der  Völker gehören, so fühlen wir immer mehr, uns allen – nicht einem einzelnen Volk oder Staat. Sind wir nicht auch  auf dem Wege zu einer Weltreligion? Ist die mit Händen zu greifende kulturelle Umgestaltung Deutschlands (und anderer westlicher Länder)  am Ende ein  von unserer Eigenliebe gefordertes Opfer für das große Gemeinwohl des Weltvolkes? Wenn wir an einen Gott  glauben, dann müssen wir auch glauben, dass ER  den Weg der Geschichte lenkt.

Zeichen dafür gibt es: Gott hat den ersten Bund als Vater mit dem Volk Israel geschlossen, so lehrt es das  Alten Testament. Gott hat als Sohn mit den Christen den Neuen Bund geschlossen, so lehrt es das Neue Testament. Vielleicht ist Gott in diesen Tagen dabei, in seiner dritten Gestalt, als Heiliger Geist, einen neuen, einen dritten Bund mit uns Menschen zu schließen. Der erste Bund ehrte den Gott der Juden. Der zweite Bund sprengte die Enge des AT und lehrte den Bund Gottes mit allen, die Christus folgen. Der dritte Bund, könnte den Bund des Weltvolkes mit Gott begründen.

VII.      Europa und die Zukunft des Islam

Der Titel des Vorliegenden lautet Der Islam und die Zukunft Europas. Wenn man das umdreht, dann ist  das Thema Europa und die Zukunft des Islam.

Angesichts der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte  stehen wir unter dem Eindruck eines unausweichlichen Vordringens des Islam in die bisher christlichen Gebiete Europas. Das wurde auch hier gesagt. Es ist aber weder historisch geboten noch politisch klug, Entwicklungen der Vergangenheit ungeschützt auf die Gegenwart zu übertragen. Dann entsteht der Gedanke einer Gesetzmäßigkeit, der wir nicht entrinnen können, und eine solche Haltung ist üblicherweise der entscheidende  Schritt dafür, dass das Befürchtete auch wirklich geschehen wird.

Man  kann auch anders  vorgehen und fragen. 1. Was ist Europa? und 2. Was ist Islam?

Was ist Europa?

Die Lage der Europäischen Union und das anscheinend immer brüchiger werdende Verhältnis der Mitgliedstaaten zueinander ist Gegenstand heftiger Diskussionen und politischer Schwarzseherei. Diese Diskussion  ist verfehlt. Europa ist doch nicht identisch mit der Reichweite der Brüsseler Bürokratie! Europa ist sowohl horizontal als auch vertikal mehr und weiter.  Seitdem sich in der Schlacht vom Teutoburger Wald im Jahre 9 n. Chr. aus der antiken Kultur erst Germanien dann die germanisch-romanische Mischkultur, welche später Abendland genannt wurde, entwickelte, hat sich Europa als eine geistige Einheit verstanden. Diese stand unter zwei  Leitsternen, dem Christentum und der sich entwickelnden Kultur des Abendlandes.  Europa ist das Gesamt eines Lebensgefühls unter der Verantwortung vor Gott, von dem wir Christen glauben, dass er sich in besonderer Weise durch Jesus Christus der Welt zugewandt hat. Es ist ein schrecklicher Fehler, vielleicht sogar eine wirkliche Sünde, wenn wir Europa auf das verkürzen, was uns politisch heute davon gezeigt wird. Dieses Europa ist beispielgebend für eigentlich alle Völker und Staaten der heutigen Welt. Wenn wir selber an dieses Europa nicht mehr glauben, dann haben wir  es nicht anders verdient. Dann sollten unsere Schalter schließen und den Sargdeckel über uns zu schlagen lassen.

Was ist Islam?

Niemand wird die terroristischen Bestrebungen im Islam übersehen. Wir sollten uns auch nicht von  der friedlichen Mehrheit der Muslimen einreden lassen, dass der Koran nur ein Buch des Glaubens und des Friedens sei. Das ist er nicht. Man kann fast beliebig viele Stellen aus dem Koran und islamischen Schriften zusammenstellen, welche das Gegenteil beweisen. Der heutige Islam ist aber  wieder friedlich noch bösartig, er  ist so wie die Menschen, welche ihn leben. Auch das insbesondere römisch-katholische Christentum hat derartig viele und scheußliches Terrorakte an Andersdenkenden  verübt, dass uns  etwas  die Befugnis fehlt, den islamischen Terrorismus anzuprangern.

Wir Christen, namentlich wir lutherischen Christen,  wissen aber, dass wir, wie es ein lutherischer Choral ausdrückt, auch in dem besten Leben vor Gott keine Gnade verdienen können. Aus dem Bewusstsein, nicht perfekt zu sein fließt die ständige Forderung, an uns zu arbeiten, uns zu verbessern, und so unsere politischen, wirtschaftlichen, überhaupt alle  gesellschaftlichen Bedingungen einer ständigen Überprüfung zu unterziehen, um besser zu werden.

Ein Muslim wird vielleicht sagen: So sehen wir das auch! Es ist tatsächlich eine Grundforderung des Islam, dass der Mensch sich immer mehr der Vollkommenheit Gottes annähere. Aber  die Tatsache sind andere. Es ist bisher keinem islamischen Land gelungen, aus sich heraus etwas zum Fortschritt der Welt beizutragen. Keine hervorragende Erfindung, kein bedeutender Gedanke lässt sich namhaft machen, der in  diese Kultur entstanden ist und die heutige Welt vorangebracht hat.

Die von Muslimen und willfährigen Westlern vorgebrachte Behauptung,  dass die Mathematik und die Naturwissenschaften im Orient und in Spanien geblüht hätten, als der Islam dort herrschte, führt in die Irre. Sie verkennt die Tatsache, dass die dort lange vor dem Auftreten des Islam eingewurzelte antike Kultur  nicht wegen, sondern trotz der muslimischen Beherrschung überleben konnte. Der Islam hat sich in die vorgefundenen Strukturen hinein gesetzt und wie zuzugeben ist in manchen Bereichen gepflegt.  Aber islamische Kultur ist bis zur Stunde fast ausschließlich die sich ständig wiederholende Beschäftigung mit der eigenen Religion. Islamkunde und Arabistik sind  bis zur Stunde praktisch identisch mit Religionsgeschichte. Geschichte ist rückwärtsgewandt und lebensfeindlich, wenn sie nicht  auch den Blick nach vorne lenkt. Es fällt dem Islam  schwer oder es ist ihr gar unmöglich, neue Gesellschaftsbilder zu entwickeln. Es ist also sehr zu bezweifeln, dass der Islam zukunftsfähig ist. Die christlich-katholische Kirche hat nur deswegen überleben können, weil nicht nur die  Reformation  von Martin Luther im Jahr 1517, sondern  mehrere Erneuerungen in Form von Reformsynoden immer wieder eine Neubestimmung des Christentums erzwangen.  Der Islam ist im Grunde unbeweglich geblieben und zeigt in seinem heute durch den Terror fratzenhaft verzerrten Gesicht, dass er es offenbar bleiben will.

Eine Religion verschwindet nicht plötzlich. Aber wie die antike Religion durch das Christentum allmählich verdrängt wurde,  wie die Naturreligionen durch die entwickelten Regionen verdrängt wurden, so halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der Islam nicht explodieren wird und weitere Länder erobern wird, sondern implodieren wird. Er wird mangels geistlicher Substanz und Zukunftsfähigkeit in sich zusammenfallen – oder er ändert sich.  Vielleicht ist der islamische Terrorismus, seine offensichtliche Rückwärtsgewandtheit und Fortschrittsfeindlichkeit nur das Zeichen  des Endstadiums einer zum Tode führenden Krankheit. Vielleicht ist der Islam durchaus nicht so stark,  wie er uns scheint;  vielleicht ist er eine dem Untergang geweihte Geisteshaltung, welche sich unter dem Einfluss modernen Denkens in seiner jetzigen Form verschwinden wird. Umgekehrt ist das Christentum, dessen Schwäche auch von dem Verfasser des Vorliegenden vielfach angeprangert und bedauert wurde, am Ende das stärkere geistige Band. Wir Christen stellen uns den Problemen, die unsere Religion infrage stellen und versuchen sie mit den Erkenntnissen, die sich uns aus der Wissenschaft aufdrängen, zu verbinden. Kern des Christentums ist die Zuwendung Gottes an die Menschheit. Vielleicht ist d a s   die Religion der Zukunft und nicht der Islam.

Überlegungen dieser Art sollten uns nicht selbstgerecht machen. Sie  sollten  uns aber helfen, die eigenen Stärken wieder zu erkennen. Das Buch der künftigen Welt ist nicht der Koran! Darin ist jeder 3. Vers eine Verwünschung oder Androhung von Höllenstrafen.  Das  Buch der künftigen Welt ist – so sollten wir als Christen glauben  und dafür wirken – das Neue Testament. Dieses führt uns über das Leiden Gottes an seiner  Welt, symbolisiert durch den Kreuzestod Christi, zu Gott selber hin.

Schluß

Um  350 stand  das Römische Reich unter seinem jungen Kaiser Julian noch einmal an  allen Fronten siegreich da. Wer hätte  denken können, dass das Palladium des Staates, die  Göttin Victoria,  schon binnen einer Generation geschändet und entehrt sein würde? Mit Rührung und Mitgefühl  verfolgen wir das Aufbäumen der alttreuen Anhänger der antiken  Religion gegen die Unduldsamkeit der Christen. Die Tränen der Verzweiflung, welche die letzte Vestalin über den durch Christen an ihr begangenen Religionsfrevel empfinden wir noch.[13] Mit Beklemmung folgen wir   Symmachus  an den Kaiserhof, wo er 384 Kaiser Gratian  flehentlich bat,  den Altar der  Victoria wieder aufrichten zu dürfen. Diese Religion hat die Welt unter Roms Gesetze getan. Dieser Kult hat Hannibal von Rom und Kelten vom Kapitol vertrieben. [14] Umsonst.

So kann es auch einmal den Kreuzen und  Kruzifixen in unseren Domen und Kathedralen ergehen! Und so  wird es auch wohl passieren, und zwar schon bald.  Unsere Aufgabe kann nur noch sein, in eine neue Weltmischkultur das zu retten und weiterzugeben, was wertvoll an unserem Volk und unserer Kultur ist oder war. Wissen wir eigentlich selber, w a s  wertvoll an unserem Volk und unserer Kultur ist oder war, und was wir dann  weitergeben wollen?

[1] Demanth, A, Die Spätantike, C.H.Beck 1989, S. 59

[2] Allg. zum Stand der heidnischen Religion um 250 n. Chr.: Demanth aaO, FN 1  III Nr. 6 : Die Religion.

[3] Lukian, Sämtliche Werke – Übersetzt von  Christoph Martin Wieland, Hrg H. Floerke, 1911. Vielleicht kann man  Lukian in seiner Kritik der heidnischen „Theologie“ mit David Friedrich Strauß vergleichen und er von ihm  angestoßenen radikalen Kritik.

[4]  Z.B.  Nagel, Allahs Liebling, Oldenbourg Verlag, 2008

[5] Neuwirth, A. Der Koran als Text der Spätantike, Berlin 2010, besprochen in:  Neue Zürcher Zeitung v. 22.Januar 2011

[6] v. Harnack , Die Mission und die Ausbreitung des Christentums, 1924 ( Nachdruck)  S. 504

[7] Vgl. die ausführliche Würdigung durch v. Harnack, aaO, S.  520f.

[8] Diese passen durchaus nicht schlechter in unsere Städtebilder als z.B. Synagogen.

[9] Jamblich – Pythagoras , Wbg 2002, Reihe SAPERE;   Vgl. Dillon, John  S 295f

[10] RGG 2. Aufl. 1929 Iamblichos

[11]  Aden , Apostolisches  Gaubensbekenntnis, www.dresaden.de S. 258 ff

 

[12] vgl. M. Houellebecq. Die Unterwerfung – Soumission 2015 Paris, Flammarion.

[13] Gregorovius, F. , Geschichte der Stadt Rom, Buch 1. Nr. 2

[14] Gibbon, E. History of the Decline and Fall of the Roman Empire,  London 1813, VI, S. 96  f

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