Die Türkei wolle ihre „Zukunft mit Europa aufbauen“, so Recep Tayyip Erdoğan in einer Videokonferenz mit seiner Partei. Diese Äußerung kommt überraschend, da man von Erdogan immer wieder andere Meldungen gehört hat
Das Ende der 1980er-Jahre von Ankara lancierte EU-Beitrittsgesuch der Türkei wurde zu Beginn der Herrschaft Erdoğans neu aufgerollt. Erdoğan appellierte an die EU, ihre „Versprechen“ einzuhalten und die Türkei letztendlich zu einem vollwertigen Mitglied des Staatenverbundes zu machen. Doch die Beitrittsgespräche gerieten ins Stocken, da das Land die Anforderungen Brüssels, insbesondere in den Bereichen Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit, immer noch nicht erfüllt.
Durch die sich allmählich verschlechternden Beziehungen zwischen Ankara und Brüssel und der offenen Feindseligkeiten zwischen der Türkei und bestimmten EU-Mitgliedsstaaten, wie beispielsweise Frankreich, scheint Erdoğans Forderung weit von der Realität entfernt zu sein. Abgesehen davon, dass die Türkei die EU mit Migranten erpresst, passt das osmanische Land weder kulturell noch politisch in die EU.
Erdoğan zettelte zudem einen Streit mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron an, als dieser nach dem kaltblütigen Mord eines Islamisten an dem Lehrer Samuel Paty, verschärfte Maßnahmen gegen den politischen Islam in Frankreich anordnete. Erdoğan bezeichnete Macron als „geisteskrank“ und rief zum Boykott von französischen Waren auf. Führende Politiker in Frankreich verschärften dadurch ihre Rhetorik gegenüber Ankara, wie nicht zuletzt auch die neuerlichen Karikaturen von Charlie Hebdo beweisen.
Ebenso belasten die jüngsten Aktivitäten der Türkei im östlichen Mittelmeer, wo sie Gewässer erforscht, die auch Griechenland und Zypern für die Öl- und Gasförderung beanspruchen die ohnehin schon angespannten Beziehungen zur EU. Ein Beitritt zur Europäischen Union sollte somit gänzlich außer Frage stehen, wie es auch viele europäische Politiker es bereits festgestellt haben.
[Autor: M.M. Bild: Wikipedia/ Lizenz: CC-BY 4.0]