Millionen Afghanen erwägen ihre Heimat zu verlassen
Immer wieder wird die Frage gestellt, ob sich aufgrund der Ereignisse in Afghanistan das Jahr 2015 wiederholen wird, als Europa mit einer zuvor nie dagewesenen Welle von illegaler Einwanderung konfrontiert war. Erol Yayboke, der Analyst bei der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) tätig ist, geht davon aus, dass die bevorstehende Entwicklung das Jahr 2015 in den Schatten stellen wird.
In einem auf der Nachrichtenseite „Defense One“ veröffentlichten Beitrag schreibt Yayboke, dass der Fall Afghanistans „wahrscheinlich“ eine neue Flüchtlings- und eine größere Vertreibungskrise auslösen wird. Und wenn die USA und ihre Partner nicht ausreichend auf die nächste große Flüchtlingskrise reagieren, dann könnten „im Jahr 2021 Millionen vertriebener Afghanen die Migrationskrise von 2015 wie ein geopolitisches Kinderspiel erscheinen lassen“.
Wie der Experte darlegt, stellen die Afghanen bereits heute mit 2,6 Millionen die weltweit drittgrößte Gruppe von Flüchtlingen nach den Syrern (6,7 Millionen) und Venezolanern (4 Millionen). Einschließlich der schätzungsweise drei Millionen Binnenvertriebenen, die in Afghanistan leben, seien in den vergangenen Jahren noch vor der Machtübernahme der Taliban fast sechs Millionen Afghanen gezwungen worden, ihre Heimat zu verlassen.
Yayboke zufolge erwägen viele der rund 40 Millionen Menschen, die immer noch in Afghanistan leben, ihre Heimat zu verlassen. Daher wäre es „nicht überraschend, wenn sich die Zahl der gewaltsam vertriebenen Afghanen – einschließlich der Flüchtlinge – in den nächsten Jahren verdoppelt“.
[Autor: B.T. Bild: Wikipedia/Joachim Seidler, photog_at from Austria Lizenz: CC BY 2.0]