Kaum ist das angesichts der Maßnahmen gegen Corona im Hals stecken gebliebene Lachen der Faschingszeit vergangen, beginnt eine neue Zeit der (allerdings selbst auferlegten) Entbehrung: Das Fasten. Eigentlich dient es der Gesundheit, der inneren Einkehr und dem Kampf gegen die Kilos, die man in der Lockdownzeit zugelegt hat. Man rückt dem Feinkostgewölbe, sprich Bauch, zu Leibe. Oder man versucht zumindest mit Hilfe des Vorsatzes, dem Hunger Einhalt zu gebieten. Die spärliche sowie kalorien- und fettarme Kost erleichtert zugegeben das Fasten in hohem Maße.
Für Feinschmecker ein Canossagang. Aschermittwoch ist Start im Wettrennen um jenes Gewicht, welches man als das über dem Idealgewicht annimmt. Oder man macht es sich zumindest am ersten Tag zum Vorsatz, die ach so schädlichen und von der Regierung durch Verbote in der Gastronomie sowieso schon verteufelten Tschick zur Seite zu legen. Oder man schränkt den Alkoholkonsum, im Zeitraum von 40 Tagen, bis zur üppigen Osterjause, ein. Man verzichtet also freiwillig auf jene Dinge, die unter Umständen für viele Trostspender in der Coronazeit waren und sind. Mit dem Glauben hat meines Erachtens das Fasten nicht mehr viel zu tun. Ärzte, Diätologen, Ernährungsberater und zahllose Produzenten gesunder Kost haben die
Argumente der Priester und Diener Gottes, egal welcher Konfession und Religion, längst in den Schatten gestellt.
Historisch betrachtet hat es Fastenzeiten in allen Kulturen und Religionen, das ist bewiesen, schon fast immer gegeben. Hippokrates zum Beispiel sagte: „Seid mäßig in allem, atmet reine Luft, pflegt die Haut täglich und macht Körperübungen. Heilt ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei“. Ebenso verhält es sich mit Jesus Christus. Er sagte bei der Bergpredigt: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler!“. Hatte er als der Prophet, damals schon eine Vorahnung?
Wissenschaftlich ist auf alle Fälle erwiesen, dass das Fasten der Förderung der Wahrnehmung dient und bei der Therapie von Krankheiten hilfreich ist. Was die Wahrnehmungen anbelangt, so hatten wir in letzter Zeit angesichts der oft sinnlosen Beschränkungen genügend Gelegenheit, diese zu schärfen.
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist
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