„Wir sehen Gewalt in unseren Städten und Dörfern“
Der kürzlich von 25 pensionierten und aktiven hochrangigen Militärs veröffentlichte offene Brief, in dem vor einem Bürgerkrieg in Frankreich gewarnt wird, sorgte für sehr viel Aufmerksamkeit. Und vor allem dürften noch sehr viel mehr französische Militärs dieser Auffassung sein. Denn am 9. Mai wurde in der konservativen Zeitschrift „Valeurs actuelles“ ein an Präsident Macron, die Regierung und Parlamentsabgeordneten gerichteter Brief ähnlichen Inhalts veröffentlicht: „Wieder einmal braut sich in Frankreich ein Bürgerkrieg zusammen, und Sie wissen das ganz genau.“
Die Autoren beschreiben sich als jüngere, im aktiven Dienst befindliche Soldaten, die teilweise im Auslandseinsatz, etwa in Afghanistan, Mali oder der Zentralafrikanischen Republik, waren. Sie kämpften dort, um den Islamismus zu zerstören, während Sie – gemeint ist offenkundig Präsident Emmanuel Macron – „auf unserem Boden Zugeständnisse machen“. Andere Soldaten nahmen wiederum an der „Operation Sentinelle“ teil, die nach den islamistischen Terroranschlägen vom 13. November 2015 ins Leben gerufen wurden.
Mit besonderer Sorge beobachten die Militärs die bereits entstandenen Parallelgesellschaften und den Hass auf Frankreich. Es ist die Rede von Religionsgemeinschaften, „für die Frankreich nichts bedeutet – nichts als ein Objekt von Sarkasmus, Verachtung und sogar Hass“. An anderer Stelle heißt es, „wir sehen Gewalt in unseren Städten und Dörfern“.
Auch die Autoren des zweiten Briefes sehen neben dem Islamismus den zweiten Grund für die gegenwärtigen Zustände in Frankreich bei den Linken: „Wir sehen, wie sich der Kommunitarismus im öffentlichen Raum und in der öffentlichen Debatte durchsetzt. Wir sehen, dass Hass auf Frankreich und seine Geschichte zur Norm wird.“ In Frankreich wird unter dem Begriff „Kommunitarismus“ eine politische Einstellung verstanden, die die Rechte von ethnischen und religiösen Gemeinschaften gegenüber der Nation besonders hervorhebt. Unter anderem Fordern Kommunitaristen, das moslemische Lehrerinnen beim Unterricht Kopftuch tragen dürfen.
Schließlich äußern die Autoren ihre Unterstützung für die Unterzeichner des ersten Briefes und kritisieren die (negative) Reaktion der Regierung auf diesen Brief.
[Autor: B.T. Bild: Wikipedia/Chairman of the Joint Chiefs of Staff from Washington D.C, United States Lizenz: CC BY 2.0]