Gesudere: Justiz angeblich überlastet

by admin2

„Jammern ist des Kaufmanns Gruß“ gilt offenbar auch für Richter

Unter dem Titel „Ein Bezirksgerichtschef klagt an“ führt Herr Rat Robert Schrott (63), Vorsteher des Bezirksgerichts Wien-Favoriten, in der Tageszeitung „Die Presse“ vom 21. September beredt Klage über die missliche Lage an seiner Dienststelle. Das Bezirksgericht ist freilich, objektiv besehen, personalmäßig ganz gut aufgestellt: 61 Planstellen für das nichtrichterliche Personal, dazu 19,5 Richterstellen (sohin 19 Vollzeit- und ein Halbtagsrichter). Der Gerichtsvorsteher jammert, man müsse sich halt durchg’fretten, denn es fehlten seiner Ansicht nach ganze zwei Richter, ein Rechtspfleger und vier Kanzleikräfte. Zudem bestehe hoher Erklärungsbedarf bei Kunden, die nicht wüssten was eine „Ladung“ bedeute, die aber nur Serbisch, Türkisch oder Arabisch sprächen. Man benötige daher viele Dolmetscher.

Unter uns: Das seit Jahrzehnten andauernde Gesudere (© Alfred Gusenbauer) mancher Richter ist nicht ganz ernstzunehmen. Mit ein paar ganz einfachen Maßnahmen könnte der angebliche Personalmangel behoben werden. Zum Beispiel, indem jeder Richter seine Verhandlungsprotokolle und Urteile selber tippt. Dann würde das weitwendige Formulieren unter dem Motto Ich diktiere, was ich will. Schreiben muss das Ganze eh nur meine Kanzleileiterin ein jähes Ende haben. Das Selberschreiben hat zudem den Vorteil, dass sich der Herr Rat den Sachverhalt viel besser einprägt, was ihm bei der Urteilsfindung zugutekommt. Zweite Verbesserung: Jeder Richter hat im Gerichtsgebäude anwesend zu sein. Derzeit kann ja jeder kommen und gehen, wann es ihm beliebt. Was mitunter vor allem von weiblichen Richtern als Halbtagsbeschäftigung missverstanden wird. Drittens: Ein bisserl weniger Pausen (Tratsch, Bohnenkaffee und Gugelhupf) könnte auch nicht schaden.

[Autor: E.K.-L. Bild: www.wikipedia.org/Hubertl Lizenz: CC BY-SA 4.0]

 

 

Das könnte Sie auch interessieren