Ein Parlamentarier will von London umgerechnet 8,9 Milliarden Euro
Was die jamaikanische Kulturministerin Olivia Grange der Nachrichtenagentur Reuters sagte, hat es in sich. Der Inselstaat in der Karibik bereitet gegen Großbritannien eine Schadenersatzforderung in Milliardenhöhe wegen Kolonialismus und Sklaverei vor. Jamaika, das 1962 unabhängig wurde, war über 300 Jahre britische Kolonie und zentraler Umschlagplatz für den transatlantischen Sklavenhandel.
„Unsere afrikanischen Vorfahren wurden gewaltsam aus ihrer Heimat entfern und haben beispiellose Gräuel im Afrika erlebt, um dann Zwangsarbeit zum Wohle des British Empire zu leisten“, sagte Grange. Der Nationalbibliothek von Jamaika zufolge wurden schätzungsweise 600.000 Afrikaner auf Schiffen nach Jamaika deportiert.
Großbritannien verbot in seinem Weltreich den Sklavenhandel zwar 1807, aber dieses Verbot wurde von den britischen Behörden erst 1834 durchgesetzt. Die jamaikanischen Sklavenhalter wurden damals mit Anleihen von 20 Millionen Pfund – was damals eine unglaublich hohe Summe war – entschädigt. Laut Reuters wurden die letzten daraus resultierenden Zinsen erst im Jahr 2015 gezahlt.
Nach Angaben des jamaikanischen Abgeordneten Mike Henry hätten die 20 Millionen Pfund heute einen Wert von 7,6 Milliarden Pfund (8,9 Milliarden Euro). Und diese Summe will das Mitglied der regierenden Labour-Partei, der die jamaikanische Reparations-Petition gestartet hat, nun von London fordern.
„Ich fordere, dass den Sklaven der gleiche Geldbetrag gezahlt wird wie den Sklavenhaltern. Ich mache das, weil ich mein ganzes Leben dagegen gekämpft habe, gegen die Sklaverei, die das menschliche Leben entmenschlicht hat“, sagte Henry. Ministerin Grange lehnte es hingegen ab, eine Zahl zu nennen.
[Autor: B.T. Bild: Wikipedia/Creator:William Clark Lizenz: CC0 1.0]