Autor: A.R.
Als Bitcoin um fast 70 % von seinem Rekordhoch abrutschte, stürzte auch eine ganze Reihe von Altcoins ab. Der Zusammenbruch des Terra-Ökosystems endete mit einer großen Abstoßwelle, die die Tauschmarke (Token) im Wert von 40 Milliarden Dollar praktisch wertlos machte.
Krypto-Sicherheiten, die wertvoll genug schienen, um einen Tages-Kredit zu stützen, wurden stark abgezinst oder illiquide und stellten das Schicksal eines zuvor unbesiegbaren Hedgefonds und mehrerer hochkarätiger Kreditgeber in Frage.
Die Ursachen für die Kernschmelze – Gier, übermäßiger Einsatz von Fremdkapital, der dogmatische Glaube an „steigende Zahlen“ – sind nicht neu. Sie waren vorhanden, als praktisch jede andere Vermögensblase platzte.
„Diesmal hat es einen anderen Beigeschmack“, sagte Jason Urban, Headmanager of Trading bei Galaxy Digital Holdings Ltd. in einem Interview. Galaxy, das vom Milliardär Mike Novogratz gegründete wurde, profitierte immens vom Aufstieg der Kryptowährungen – war aber auch einer der prominentesten Investoren der Branche beim Terra-Experiment. „Ehrlich gesagt, ist man Opfer seines eigenen Erfolgs”.
Das Terra-Projekt gilt als eine der vielversprechendsten Layer-One-Blockchains (beschreibt Architektur d. Blockchain, die meisten basieren auf Bitcoin, Ether, Solana etc.). Der hauseigene LUNA-Token (Tauschmarke) ist im Jahr 2021 um 17.000 % gestiegen. Terra und der systemeigene CW20-Token LUNA sind die Grundlage für UST, eines dezentralen algorithmischen Stablecoin, die nicht durch Fiat-Reserven gedeckt ist.
Wenn Terra das Bear Stearns (Hauptakteur Finanzkrise 2008) dieses Krypto-Winters war, befürchten viele, dass der Lehman Brothers-Moment vor der Tür steht. So wie die Unfähigkeit von Kreditgebern, Nachschussforderungen nachzukommen, ein frühes Warnzeichen in der Finanzkrise von 2008 war, hatte die Kryptowirtschaft in diesem Monat ihre Entsprechung: Celsius Network, Babel Finance und Three Arrows Capital offenbarten allesamt große Probleme, als die Preise für digitale Vermögenswerte einbrachen und eine Liquiditätskrise auslösten.
„Im Jahr 2022 sieht der Abschwung eher wie ein traditionelles Finanzdeleveraging aus“, so Lex Sokolin, Global Fintech Co-Head bei ConsenSys. Das Vertrauen der Verbraucher spielt dabei eine Rolle. Wichtig sei aber aber vor allem, dass Geld aufgrund von Überschuldung und schlechter Risikobereitschaft aus den eingesetzten, funktionierenden Systemen abfließt.“
In diesem Monat haben große Firmen wie Coinbase Global Inc, Crypto.com, Gemini Trust und BlockFi Inc. unter den Kryptounternehmen zahlreiche Entlassungen angekündigt. Grund fafür ist der allgemeine makroökonomischen Abschwung. Coinbase, das allein in diesem Jahr etwa 1.200 Mitarbeiter eingestellt hatte, entlässt nun etwa genauso viele Mitarbeiter, was einer Reduzierung der Belegschaft um 18 % entspricht.
Aber dank des letzten Booms schwappt immer noch eine große Menge an zweckgebundenen Geldern in die Kassen des Silicon Valley, verglichen mit früheren Saisonen. Obwohl VCs jetzt vielleicht vorsichtiger sind, wohin sie ihr Geld stecken, muss es trotzdem irgendwo ausgegeben werden.
„Keines dieser Unternehmen wird über viele Jahre hinweg ausgereift sein“, sagte Alston Zecha, Partner bei Eight Roads. Weiter: „Wir sind in den letzten Jahren verwöhnt worden, weil wir gesehen haben, wie Unternehmen nach sechs oder neun Monaten diese erstaunlichen Aufschwünge gemacht haben. Wenn die Ebbe kommt, wird es viele Leute geben, die nackt dastehen“.
Krisen bieten allgemein großes Potenzial für Verluste aber auch Gewinne. Anleger und Unternehmer müssen zwar vorsichtig sein, können aber gewiss die Möglichkeiten nutzen. Langfristig bleiben Kryptowährungen mit großer Sicherheit bestehen.