Lwiw? Jessas, wie spricht man denn das aus?

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Autor: E.K.-L. Bild: SofieLayla Thal auf Pixabay Lizenz: –


Städte haben oft einen schönen deutschen Namen – ein Lamento

In den Berichten der Medien über den russisch-ukrainischen Konflikt wird des Öfteren eine Stadt im Westen der Ukraine erwähnt, nämlich Lwiw. Bei der Aussprache tun sich die meisten Reporter im Fernsehen ein bisserl schwer, weil die Häufung von Konsonanten – ein Merkmal slawischer Idiome – einem Deutschen nur recht holprig über die Lippen geht.

Dabei gibt es einen eleganten Ausweg: Man verwendet einfach den deutschen Namen der Stadt – Lemberg. Ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, gibt ein umfangreicher Bericht in der renommierten Neuen Zürcher Zeitung vom Freitag, dem 4. März, mit dem Titel Die Schatten des Krieges liegen über Lwiw. Verfasser des Beitrags ist Ulrich Schmid.

Wer da jetzt meint, Herr Schmid sei halt ein blutjunger Redaktionsaspirant aus der Generation Kevin (die halten – so Spötter – Shakespeare für einen englischen Mittelstürmer und Novalis für einen Pharmakonzern), der noch nie etwas von Lemberg gehört hat, liegt ziemlich falsch. Ulrich Schmid ist ein Zürcher des Geburtsjahrganges 1954, lehrt als Professor an der Universität St. Gallen und ist seit 1987 Auslandsredakteur bei der NZZ.

Trotzdem kommt in Schmids Bericht über Lwiw (das Wort verwendet er in seinem Artikel ein gutes Dutzend Mal) das Wort Lemberg kein einziges Mal nicht vor. Weswegen, bleibt sein Geheimnis. Dabei hat Schmid keinesfalls eine Aversion gegen deutsche Städtenamen. So schreibt er:

Kaum eine Stadt in der Ukraine wirkt so europäisch wie Lwiw. Das Kopfsteinpflaster stammt aus der Zeit Kaiser Franz Josephs. Lwiw gehörte zu Polen, zur Habsburgermonarchie. Die Altstadt ist Weltkulturerbe, mit Prag, Krakau, Breslau, Dresden und Vilnius zählt Lwiw zu den schönsten Barockstädten Europas.

Nur Lemberg kommt dem Mann nicht um die Burg aus der eidgenössischen Feder.

Ulrich Schmid steht beileibe nicht allein da. Die Moderatoren im ORF verbeißen sich auch lieber die Zunge mit Wörtern wie Bratislava-Petržalka, statt einfach Preßburg-Engerau zu sagen. Übrigens: Engerau ist derjenige Stadtteil Preßburgs, der am rechten Ufer der Donau liegt. Die ursprünglich sumpfige Gegend wird bereits im 13. Jahrhundert von fränkischen Siedlern urbar gemacht und ist bis in die Zwischenkriegszeit hinein ein überwiegend deutsch besiedeltes Bauerndorf. Und die Bezeichnung Bratislava selbst ist ein Kunstname, den die Herren in Prag den Slowaken nach dem Ersten Weltkrieg aufzwingen. Auf Slowakisch heißt die Stadt nämlich Prešporok.

Ähnlich ist die Lage in der Untersteiermark und in der Krain. Hier schreibt und spricht der zeitgeistige Medienmitarbeiter, dem Bruno Kreisky zugeraunt hätte Lernen’S Geschichte, Herr Redakteur!, von Ljubljana statt von Laibach, Marburg heißt für derart geschichtsvergessene Menschen Maribor und die alte deutsche Stadt Pettau ist für sie eben Ptuj. Auch wenn sich die Zunge sträubt.

Aber nicht bloß slawische Siedlungsnamen sind in unseren inseratengeschwängerten Medien hoch in Mode, auch magyarische. Ein Beispiel: In Ödenburg gibt es zweisprachige Ortstafeln, also Sopron/Ödenburg. Doch die deutsche Bezeichnung bleibt hierzulande praktisch unerwähnt.

Mit durchaus überraschenden Folgen, wie der Verfasser dieser Zeilen am Fahrkartenschalter in Wien-Hauptbahnhof erlebt hat. Nach dem freundlichen Wunsch nach einem Hin- und Retourfahrschein nach Ödenburg widmet sich der ÖBB-Mitarbeiter seinem Bildschirm und antwortet nach längerem Suchen: Im EDV-Programm gibt es keine Station mit der Bezeichnung Ödenburg. Erst der magyarische Name Sopron lässt seine Augen wissend aufleuchten. Zusammen mit der Replik: Gnä‘ Herr, warum sogn‘S des net glei …

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