Protest gegen Abtreibungsverbot in der Endphase
Keine Woche vergeht, ohne dass im ORF und anderen zeitgeistigen Medien von „Massendemonstrationen“ gegen das Urteil des polnischen Verfassungsgerichtshofes vom 22. Oktober des Vorjahres gemeldet wird. Das Höchstgericht in Warschau hat bekanntlich das Lebensrecht geschädigter Embryos bejaht und infolgedessen die Abtreibung der Leibesfrucht auch in diesen Fällen unter Verbot gestellt. Ein Schwangerschaftsabbruch ist nur dann nicht von Strafe bedroht, wenn die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung hervorgerufen worden ist oder falls der Mutter gesundheitlicher Schaden droht. Letzteres wird gerne umfassend gesehen und auch eine Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit der Schwangeren als Grund für eine Unterbrechung herangezogen.
Gegen das Urteil gingen viele Frauen in Warschau sowie in anderen größeren und kleineren Städten auf die Straße. Etliche auch – solange die Witterung dies zugelassen hat – mit entblößtem Oberkörper. Aber was früher für Aufsehen gesorgt hätte, ruft heutzutage nur mehr herzhaftes Gähnen hervor. Mit einem Wort: Die Provokation der Damen trug kaum Früchte.
Stets trägt man Transparente mit englischsprachigen Parolen mit sich. Als Indiz dafür, dass man vor allem in den internationalen Medien aufscheinen will. Was auch gelungen ist. Und eine Zeitlang schien es tatsächlich, als würde die Regierung der PiS (Partei für Recht und Gerechtigkeit) vor dem Aus stehen, was in erster Linie von Brüssel begrüßt worden wäre. Gilt doch Polen neben Ungarn als refugium peccatorum, als Hort der Sünder wider den politisch-korrekten Zeitgeist, die sich allen Bestrebungen widersetzen, Kompetenzen an die EU-Bürokratie abzutreten.
Nun ist am Mittwoch (27. Jänner) das Erkenntnis des Verfassungsgerichts von der Regierung veröffentlicht worden, was zu einem letzten Aufbäumen der in den letzten Wochen immer schwächeren Proteste führt. Dies versucht man durch starke Sprüche auf den Transparenten zu kaschieren. Die oft obszönen Slogans schrecken viele Mitbürger ab.
Der abflauende Protest birgt für die PiS-Regierung kaum noch Gefahren, steht doch die Mehrheit der Landbevölkerung hinter der Regierungspartei, die in jüngsten Umfragen wieder etwas mehr Zustimmung erfährt. Was aber für die Abtreibungsbefürworter tödlich ist: Die beiden Oppositionsparteien, also die Bürgerplattform PO und die aufstrebende Bewegung „Polska 2050“ des Szymon Hołownia (42), unterstützen nur recht halbherzig den Protest. Der laue Sukkurs bringt Marta Lempart, das streitbare Gesicht der Protestbewegung, auf die Palme. Sie wütet am vergangenen Donnerstag in Richtung des Katholiken Szymon Hołownia: Könnte jemand Mr. Hołownia sagen, man soll ihn ficken lassen? Wir machen eine Revolution und haben keine Zeit, uns mit jedem Polit-Trottel herumzuschlagen. Hołownia, so Lempart, möge sich verpissen.
[Autor: E.K.-L. Bild: Lizenz: -]