Verkrustete Strukturen des alten Systems treten zutage
Die jüngsten Vorgänge in der Oesterreichischen Nationalbank zeigen, wie wichtig die Regierungsbeteiligung der FPÖ war. Der neue Gouverneur Robert Holzmann, Nachfolger des SPÖ-Funktionärs Ewald Nowotny, bekam nämlich erst kürzlich die „Schlagkraft der alten OeNB-Strukturen“ (© „Die Presse“) zu spüren. So wollte der international renommierte Ökonom – was nicht nur üblich, sondern auch verständlich ist – einige Personalentscheidungen der Vergangenheit korrigieren. Unter anderem stand eine Entlassung der Personalchefin Susanna Konrad-El Ghazi an, die eigenmächtig Entscheidungen ohne Rücksprache mit Holzmann getroffen haben soll. Konrad ist die Tochter des ehemaligen Raiffeisen-Generals Christian Konrad, der sich auch als gescheiterter „Flüchtlingskoordinator“ der einstigen schwarz-roten Regierung einen Namen machte. Was für ein Zufall, dass ausgerechnet seine Tochter in der Nationalbank eine hohe Funktion bekleidet und vom „Establishment“ geschützt wird.
Gegen Holzmanns Entscheidung legte sich nicht nur der Betriebsrat, sondern vor allem der ÖVP-Funktionär Harald Mahrer quer. Mahrer ist Präsident des Hauses. Doch das ist nicht die einzige Personalentscheidung, die bei den etablierten Kräften auf heftigen Widerstand stieß. Auch eine Versetzung und eine Pensionierung mussten zurückgenommen werden.
In den Augen seiner Gegner ist Holzmann aus dreierlei Gründen ein Gräuel: Zum ersten, weil er ein Gegner der marktverfälschenden Nullzins-Politik der EZB ist. Zum Zweiten, weil er die verkrusteten Proporz-Strukturen in der Nationalbank aufbrechen will. Zum Dritten, weil seine Nominierung auf Vorschlag der FPÖ beruhte.
[Autor: A.L. Bild: www.wikipedia.org/Chantale Holzmann Lizenz: CC0 1.0]