Die Potenzierung der Politik
Wer liest Regierungsprogramme? Erraten! Masochisten. Journalisten ohne Erfahrung. Oder Journalisten, die die Hofberichterstattung allzu ernst nehmen. Oder Journalisten, die auf der Suche nach Pointen sind. Im Übrigen sei davon abgeraten solche Dinge allzu ernst zu nehmen. Die Verfasser wie Unterzeichner eben dieser Programme tun es auch nicht.
Vorsichtshalber wurde das Regierungsprogramm von 2017 auf 300 Seiten verdoppelt. Dies bedeutet keine konkretere Auseinandersetzung mit den Inhalten oder ein ambitionierteres Programm, sondern stellt lediglich unter Beweis, dass die Grünen gerne mehr Papier produzieren als andere. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit wie Klimaschutz eigentlich ein Paradoxon.
Die Türkisen haben gewähren lassen. Jede Seite mehr war eine Seite mehr Zeit für den gewünschten Dreikönigstermin. Und jede Seite mehr bedeutet eine Aufmerksamkeitsspanne potentieller Leser weniger.
Wer liest das Regierungsprogramm?
Der Verfasser dieser Zeilen übertreibt? Lesen Sie das Regierungsprogramm von 2017. Oder das von 2013. Oder das von 2008. Oder das von 2006. Erraten! Wer tut sich das an?! Höchstens Peter Filzmaier auf Dopingmitteln.
Werfen wir also einen Blick auf die Zusammensetzung der Ministerien. Integration wurde zu einem eigenen Ministerium aufgewertet. Außenpolitik liegt nunmehr in der Hand von vier verschiedenen Stellen. Energie wanderte von dorthin nach dahin. Ebenso Umweltschutz. Etc. etc. etc.
Der Verfasser dieser Zeilen übertreibt? Können Sie sich noch daran erinnern, wie die Familienagenden ins Wirtschaftsministerium unter Mitterlehner gewandert sind? Oder wie Umwelt dem Landwirtschaftsministerium eingegliedert wurde? Oder wie… Erraten! Wer tut sich das an?!
Werfen wir also einen Blick auf die Minister. Bildung bleibt in der Hand des Quereinsteigers Fassmann. Finanzen kommt in die Hand des Kurz-Vertrauten sowieso. Ebenso Inneres. Verteidigung übernimmt erstmals eine Frau. Bauernbund, Wirtschaftsbund, Niederösterreich, Oberösterreich. Etc. etc. etc.
Der Verfasser dieser Zeilen… Können Sie sich noch erinnern wie… Erraten…
Jung und fesch…
Springen wir also über unseren Schatten und lassen die Heuchelei bleiben. Schreiben wir über die Dinge, die die Menschen wirklich bewegen und interessieren.
Österreich hat die jüngste, fescheste und weiblichste Regierung aller Zeiten. Bundeskanzler, Innenminister wie Finanzminister könnten sofort als Slim-Fit-Models starten oder das Cover von „Men’s Health“ zieren. Der Sozialminister färbt sich die Haare. Die Verteidigungsministerin würde bei „Bäuerin sucht Mann“ Rekordquoten erzielen. Die übrigen Damen würden bei Barbara, Brigitte, Madonna etc. eine gute Figur machen. Homestorys über den modernen Feminismus inklusive. Sogar der Vizekanzler versucht sich neuerdings als Bruce Springsteen der Öko-Bewegung.
Life-Style-Magazine wie Klatsch-Tratsch-Formate überschlagen sich vor Freude.
Dem Wähler sei eines eingedenk: Je hübscher die Verpackung…
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/European People’s Party Lizenz: CC BY 2.0]