Peking macht sich in Lateinamerika breit

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Heraldry Lizenz: public-domain


Über die globale Expansion der Rotchinesen

Der Ukraine-Konflikt beansprucht zurzeit die Aufmerksamkeit der politischen Beobachter in Europa und Nordamerika. Aber die große Herausforderung für den Westen wird in nächster Zeit das formal kommunistische, in Wahrheit einer Mischung aus brutalem Manchester-Kapitalismus und einem aggressiven Nationalismus huldigende Rotchina sein.

Nicht bloß in Europa, Afrika, dem restlichen Asien sowie bei den zahlreichen Zwergstaaten im Pazifik  tritt Peking als scheinbar uneigennütziger Helfer und Geldgeber auf. Aber zunehmend auch in Mittel- und Südamerika. Keine andere Weltregion ist kulturell und wertmäßig so eng mit Europa und den USA verbunden. Es sind bekanntlich vorwiegend die Nachkommen der europäischen Einwanderer, die das politische und wirtschaftliche Leben in Lateinamerika beherrschen, die Ureinwohner (Indios) sind allenfalls buntes Beiwerk.

Bis 1990 herrschen in Lateinamerika überwiegend Militärdiktaturen, jedoch setzt sich in den letzten Jahrzehnten in den meisten Staaten eine halbwegs demokratische Gesellschaftsordnung durch. Gleichzeitig wächst rapid der Einfluss Pekings. Im Jahr 2000 gehen magere 1,1 % der Exporte in Richtung China, nun sind es satte 21 % (USA: 15 %)

Die Rotchinesen zeigen sich auch als splendide Geldgeber, was zur Abhängigkeit der Kreditempfänger führt. In den beiden letzten Jahrzehnten sind es mehr als 140 Milliarden US-Dollar aus Pekings Schatulle. Weit mehr als Weltbank und diverse Entwicklungsbanken zur Verfügung stellen.

Mit chinesischem Geld samt Technikern aus dem Reich der Mitte werden Häfen, Straßen, Eisenbahnlinien und Dämmen errichtet. Daher drängen brasilianische Exporteure den als strikt antikommunistisch geltenden Präsidenten Jair Messias Bolsonaro zum weiteren Ausbau der Beziehungen zu Peking. Auch Chiles führende Wirtschafsleute gelten heute als überaus pekingfreundlich. Was Wunder: China ist inzwischen mit großem Abstand vor den USA der wichtigste Handelspartner Chiles.

Was besonders gefährlich ist: Ideologische geschulte Chinesen bearbeiten Lateinamerikas politische, wirtschaftliche und akademische Elite, um diese Meinungsmacher (opinion leaders) von der Überlegenheit des chinesischen politischen Systems zu überzeugen. Dies geschieht insbesondere mit bezahlten Einladungen zu Studienreisen und Konferenzen in China. Dabei wird versucht, Besucher von der Überlegenheit des chinesischen Entwicklungsmodells einer Einparteienherrschaft ohne Demokratie zu überzeugen. Ein System, das dem westlichen an Effizienz überlegen sei.

Man fragt sich: Wo sind die USA? Warum lässt Washington das zu?  Wo ist die Monroe-Doktrin? Bereits 1823 formuliert der damalige US-Präsident James Monroe die nach ihm benannte Doktrin, wonach die USA den ganzen amerikanischen Doppelkontinent als ihre Einflusssphäre betrachten und im Falle von Einmischung fremder Staaten mit eigenem Eingreifen drohen. Ausgerechnet bei der gegenwärtigen chinesischen Expansion scheint die Monroe-Doktrin in Vergessenheit geraten zu sein.

Nebenbei: Moskau wird eine ähnliche Doktrin hinsichtlich des osteuropäischen Raumes keineswegs zugestanden.

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