„Randthemen sind weitgehend generationsbedingt!“

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Autor: Bild: Wikipedia/Attac Austria Lizenz: CC BY-SA 2.0


Marktforscher Peter Hajek zu Inflation, zur Klima- und „Me too“-Bewegung und zur Regierungspolitik

Herr Dr. Hajek, wir haben nun zwei Jahre Corona, der Ukrainekrieg ist nun auch noch dazu gekommen, gibt es abseits dieser beiden Großthemen auch noch andere, die die Bürger in Österreich interessieren?
Peter Hajek: Ja natürlich! Es gibt natürlich auch ein weiteres Thema, das unmittelbar mit diesen Ereignissen zusammenhängt und das ist die Teuerung, die Inflation, die gestiegenen und noch weiteren steigenden Lebenserhaltungskosten. Die sind aber nicht „vom Himmel gefallen“. Bedingt durch die Corona-Pandemie und den nun hinzugekommenen Ukrainekrieg haben sie an Bedeutung zugenommen. Davon kann sich derzeit kaum ein Thema abkoppeln.

Dr. Peter Hajek ist Gesellschafter und wissenschaftlicher Leiter der „Unique Research“- Marktforschung (Bild: BMF/Wenzel/CC BY 2.0)

Hat das die Bevölkerung auch so aufgenommen, dass die beherrschenden Krisen für die Teuerung verantwortlich sind oder wird hier einfach der Regierung die Schuld gegeben?
Hajek: Dazu kann ich auf Grund der Datenlage nichts Konkretes sagen. Wir haben gefragt, was sind die Themen, um die sich die Politik kümmern soll. Und da wird das Thema „Teuerung“ ganz wesentlich genannt. Dass die Politik hierfür die Schuld tragen würde, kann man so nicht sagen. Dass aber den Menschen ganz klar wäre, was die Auslöser dafür wären, kann ebenfalls nicht behauptet werden. Gewünscht wird nur, dass sich die Politik, also nicht nur die Regierung, sondern auch das Parlament oder die Sozialpartner darum kümmern sollen.

Jetzt gibt es seitens des Staates einzelne „Zuckerln“ zur Eindämmung der Teuerung, wie Gutschriften, die verschickt werden sollen, oder eine Erhöhung der Absatzbeträge für Pendler etc. Reichen diese Maßnahmen Ihrer Einschätzung nach aus, oder fehlt da noch etwas?
Hajek: Wir haben dazu nichts erhoben, aber diese „Erleichterungen“ werden wohl in dem einen oder anderen Fall wahr­genommen. Es kann aber nie genug sein. Darüber hinaus werden Subventionen
erst im Nachhinein wahrgenommen, nachdem es auch zur Auszahlung gekommen ist.

Vor diesen aktuellen „Krisen“ war das Klima das zentrale Thema. Dadurch und durch die aktuell eher kältere Phase wurde dieses Thema an den Rand gedrückt. Ist das Klima nun vergessen oder kommt das wieder?
Hajek: Das Klima ist nicht vergessen, es ist eine klassische Generationenfrage. Es ist bei den Jungen nach wie vor sehr stark vertreten Es tritt aber bei Personen, je älter sie sind, vermehrt in den Hintergrund. Es ist zwar älteren Personen durchaus bewusst, dass es ein Thema ist, es wird aber von den aktuellen Ereignissen deutlich überlagert.
Dazu kommt, dass man in den neunziger Jahren bereits von einem so genannten „sunshine issue“ gesprochen hat. Das heißt, gibt es keinen Krieg und keine Pandemie, dann spielt das Klimathema sehr wohl eine Rolle.

Gibt es keinen Krieg und ­keine ­Pandemie, dann spielt das ­Klima­thema sehr wohl eine Rolle.

Wenn sie die unterschiedlichen Generationen ansprechen, dann gibt es gerade auf diesem Gebiet eine weltumspannende Aktion, das „Fridays for Future“-Phänomen, das von einer schwedischen Jugendlichen ins Leben gerufen worden ist. Nehmen diese Aktion die Leute noch wahr oder ist das bereits passé?
Hajek: Ich kann das aufgrund aktueller Zahlen nicht sagen, aber wir gehen davon aus, dass das, auch wenn es im Augenblick etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, bei den Jungen eine „Ikone“ ist. Dementsprechend wird auch das eine Generationenfrage sein. Wir können davon ausgehen, dass dieses Thema wieder ganz in den Vordergrund rückt, wenn der Krieg hoffentlich bald beendet sein wird.

Mittlerweile ist ja bekannt geworden, dass hinter dieser Bewegung eine Aktiengesellschaft stehen soll, jemand, der die Frau Thunberg managt. Ist das der Öffentlichkeit eigentlich bewusst?
Hajek: Wir haben das nicht abgefragt, dementsprechend kann ich dazu auch nichts sagen.

Ein anderes Thema, das von einer österreichischen Skirennläuferin in den Blickpunkt gerückt wurde, ist die sogenannte „me-too-Bewegung“
Hajek: Die Me-too-Bewegung ist so wie die Umweltfrage ganz stark generationsbedingt. Und es ist natürlich auch geschlechtsspezifisch zu betrachten. Also hier werden zwei Elemente miteinander kombiniert.
Abschließend noch zur österreichischen Situation. Die Regierung hat es nicht einfach mit der massiven Bedrohung durch Corona auf der einen Seite, durch den Ukraine-Krieg und die höchste Teuerung seit fünfzig Jahren auf der anderen Seite.

Wie steht es um die Zufrie­denheit unserer Bevölkerung mit der Staatsspitze?
Hajek: Die Bevölkerung in Österreich ist jetzt sehr unzufrieden. Wir haben derzeit nur mehr ein Drittel der Bevölkerung, das noch zufrieden wäre. Natürlich ist die Regierungspolitik eine herausfordernde Situation.
Aber die österreichische Bundesregierung ist damit nicht allein in Europa. Überall gibt es Kritik, und da ist es egal, ob es konservative oder linke Regierungen sind. Hier gilt aber das Gleiche wie am Aktienmarkt. Verluste werden erst beim Verkauf realisiert.
Das heißt die Regierung müsste „cool genug“ bleiben und sagen: Wir machen unseren „Job“ bis 2024 und dann sehen wir weiter.

Das Gespräch führte Walter Tributsch.

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