Terror der tausend Messerstiche
Der Sprecher der Polizei begrüßt die zur Pressekonferenz erschienen Journalisten. Saubere, schnittige Uniform. Korrekter Haarschnitt. Höflich, jedoch bestimmt erklärt er die Spielregeln. Im Anschluss an die Stellungnahmen dürfen eine halbe Stunde lang Fragen gestellt werden. Um den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, sollen sich die Redakteure per Handzeichen melden. Sie werden dann der Reihe nach aufgerufen. Sie werden gebeten, ihren Namen und den Namen des Mediums zu nennen.
O-Töne der Ermittler können ebenfalls aufgenommen werden. Aber man ersucht die Reporter sich für die O-Töne zusammenzutun, um einen konzentrierten und weniger zeitaufwendigen Ablauf zu gewährleisten.
Die Polizei bemüht sich um größtmögliche Transparenz, bittet jedoch um Verständnis, dass nicht alle Fragen zu den Verdächtigen beantwortet werden können, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.
Zudem macht der Polizeisprecher darauf aufmerksam, dass sich ein weiteres Tötungsdelikt in Augsburg ereignet hat. Es werden bei dieser Konferenz lediglich Fragen zu dem einen Tötungsdelikt beantwortet.
Das ist deutsche Ordnung. Disziplin, Klarheit, Korrektheit, Reglements. Und der Verfasser dieser Zeilen meint dies gar nicht zynisch. Er bewundert derartige Tugenden, welche als Sekundärtugenden abgetan werden. Gerade bei bewaffneten Sicherheitskräften wie Militär und Polizei sind diese unerlässlich. Bewunderung aber auch, weil der Verfasser selbst ein schlampiger Ösi ist. Auf der Artillerieschule konnte er mit militärhistorischem Wissen beeindrucken, was die Ausbilder im Hinblick auf die übrigen soldatischen Anforderungen milde stimmte.
Ad res: Zwei Männer in Begleitung ihrer Gattinnen spazierten vom Weihnachtsmarkt Augsburg aus nach Hause. Sie kamen bei einer Gruppe von jungen Männern vorbei. Diese waren offenkundig betrunken, spielten Fußball mit Bierdosen und dies in einer ungemein störenden Lautstärke.
Daraufhin machten die Männer, Angehörige der Berufsfeuerwehr Augsburg, die jungen Männer darauf Aufmerksam, dass ihr Verhalten unangemessen und störend ist. Eine weitere Aufforderung sich an die Sitten und die Gepflogenheiten Mitteileuropas anzupassen und das ungustiöse Treiben einzustellen wurde folgendermaßen beantwortet.
Die beiden Männer wurden von den zahlenmäßig überlegenen jungen Männern attackiert. Einer kam ums Leben. Der andere wurde verletzt. Daraufhin ergriffen die Täter die Flucht.
Die Medien legten Wert darauf festzuhalten, dass die beiden Frauen nicht attackiert wurden. Mildernde Umstände? Gentlemen-Verbrecher? Geistige Kapitulation?
In weiterer Folge war die Rede von einem Streit, welcher ein tödliches Ende nahm. Der deutsche Innenminister Seehofer erklärte sich erleichtert, ob des Umstandes, dass die Täter gefasst wurden. Solche Ereignisse wühlen ihn auf.
Der Innenminister. Ein Mensch wie Du und ich. Aufgewühlt. Machtlos. Ohnmächtig.
Mittlerweile ist der Migrationshintergrund der Täter bekannt.
Das zweite Adventwochenende hat kurz und unvollständig zusammengefasst eine Handvoll Messerstechereien in Österreich und Deutschland gesehen. In München wurde sogar ein Polizist von hinten erdolcht. Die spektakulären Terroranschläge sind einem Terror der tausend Messerstiche gewichen. Mitunter gesellt sich Totschlag hinzu.
Mit mehr deutscher Ordnung an den europäischen Außengrenzen, mehr deutscher Ordnung an den deutschen Grenzen, mehr deutscher Ordnung bei Abschiebungen, mehr deutscher Ordnung gegen Gewalttäter, mehr deutscher Ordnung auf den Straßen und mehr deutscher Ordnung für die Durchgriffsrechte der Polizei, müsste der Pressesprecher der Polizei nicht so sehr auf deutsche Ordnung bei Pressekonferenzen achten.
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Ralpharama Lizenz: GNU]