Autor: A.R. Bilder: Wikipedia/Heike Koch Lizenz: CC BY-SA 4.0
Wer ein Problem mit einem Buch hat, sollte es nicht lesen
Aus Gründen der politischen Korrektheit kommt es immer mehr in Mode, in Büchern, die vor Jahrzehnten erschienen, Begriffe zu verändern. Angeblich deshalb, um sensible Leser nicht zu verletzen. Gegen diese bedenkliche Entwicklung hat sich nun Salman Rushdie ausgesprochen. In einer Videobotschaft für The British Book Awards hat sich der britisch-indische Autor gegen diese Form der Zensur ausgesprochen.
Rushdie, der seit einem Messerattentat im August 2022 auf einem Auge blind ist, sagte, die westliche Welt befinde sich „in einem Moment, in dem die Freiheit der Meinungsäußerung, die Freiheit zu veröffentlichen, in den westlichen Ländern noch nie so bedroht war wie heute“. Und er fügte hinzu: „Offensichtlich gibt es Teile der Welt, in denen die Zensur schon seit langem vorherrscht. In einem großen Teil der Welt: Russland, China, in gewisser Weise auch Indien. Aber in den westlichen Ländern herrschte bis vor kurzem ein gewisses Maß an Freiheit im Bereich der Veröffentlichung.“
Rushdie sieht die Meinungsfreiheit aus zwei Gründen bedroht. Erstens wegen Versuche konservativ regierter US-Bundesstaaten, Bücher aus Schulbibliotheken zu entfernen, die sie wegen nicht jugendfreier Inhalte für Minderjährige für ungeeignet halten. Und zweitens wegen großangelegter Kürzungen und Umschreibungen an den Werken des Kinderbuchautors Roald Dahl und des James-Bond-Schöpfers Ian Fleming, um diese den Erfordernissen der politischen Korrektheit anzupassen.
Rushdie sagte, die Verleger sollten es zulassen, dass „die Bücher aus ihrer Zeit kommen und ihrer Zeit entsprechen“. Und für intolerante Zeitgenossen, die mit tatsächlicher oder vermeintlicher Überempfindlichkeit Zensur ausüben wollen, hat er folgenden rat parat: „Und wenn das schwer zu ertragen ist, lesen Sie es nicht, lesen Sie ein anderes Buch.“