Taktischer Schlag gegen Ölzufuhr vom Golf

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Nahöstliches Schachbrett: Antwort auf strategisches Containment

Der Wiener Historiker Lothar Höbelt meinte einmal in einer Vorlesung: Warum etwas passiert, hat man gemeinhin schnell rausgefunden. Spannender ist hingegen die Frage, warum es zu diesem Zeitpunkt passiert.

Zwei Saudische Ölraffinerien, von Energieexperten als das Herzstück der Ölförderung in der Region bezeichnet, wurden durch einen Drohnenangriff schwer beschädigt. Möglicherweise kamen auch Marschflugkörper zum Einsatz.

Zu dieser Attacke bekannten sich die jemenitischen Huthi-Rebellen, die durch den Iran unterstützt werden. Ob der Iran die Flugkörper direkt von seinem Territorium aus startete oder indirekt von Jemen aus, ist im Moment für die Öffentlichkeit unklar. Letzteres müsste bedeuten, dass die Rebellen mit Flugkörpern größerer Reichweite ausgestattet wurden. Die erneute Kaperung eines Tankers ist als Bekennerschreiben zu verstehen.

Der Angriff hatte eine Reduktion der Ölproduktion von beinahe sechs Millionen Barrel zur Folge. Der Ölpreis stieg an, aber noch nicht auf den Jahreshöchststand. US-Präsident Trump veranlasste die Öffnung der strategischen Ölreserven sowie eine Beschleunigung von Pipeline-Projekten, wie etwa in Texas.

Warum holte der Iran nach den zahlreichen Nadelstichen zu einem Messerstich aus? Möglich, dass es eine Probe auf die Reaktion der USA war, nachdem John Bolton als Sicherheitsberater abgetreten ist. Möglich, dass die Knesset-Wahlen in Israel durch Unsicherheit beeinflusst werden sollen. Möglich, dass konstruktive Gespräche demnächst in New York verhindert werden sollen. Aber die Sache dennoch auf die Agenda kommt. Möglich, dass der Börsengang des staatlichen saudischen Ölkonzerns verhindert bzw. verzögert werden soll. Möglich, dass es sich um eine Kombination handelt. Schließlich ist der Nahe Osten ein Schachbrett mit gleich mehreren Ebenen.

Um diesen Vergleich beizubehalten, muss man sich auch in die Lage des Gegners versetzen können. Der Iran führt Nadelstiche bzw. Messerstiche durch, die jedoch jedes Mal am casus belli kratzen, ohne die Grenze eindeutig zu überschreiten.

Entweder möchte man die USA als tönernen Riesen bloßstellen oder zu einem Angriff provozieren, dessen Anlass die europäischen Verbündeten zur Rückhaltung veranlasst. Im Unterschied zu Husseins Einmarsch in Kuwait.

Das Bild des tönernen Riesen ist in jeden Fall falsch. Es würde ohnehin nur die unverbesserlichen Anti-Amerikanisten im Westen beeindrucken. Wenn die linksliberalen Schreiberlinge jetzt von leeren Drohungen Trumps sprechen und von einer gescheiterten Strategie, sollten sie folgendes Bedenken: Wünschen sich die Pazifisten ein Blutbad am Golf? Sind sie sich im Klaren darüber, dass ohne Fracking und ohne andere Deregulierungen der Trump-Administration, jetzt Putin alleine am Ölhahn stünde? Neben den asiatischen Industriestaaten hängt noch immer Europa am Tropf des nahöstlichen Öls. Und in der Reichweite iranischer Raketen. Und in der Reichweite eines zweiten 2015. Gepaart mit dem Tropf der EZB und einer drohenden Rezession. Zur Schadenfreude wahrlich kein Grund.

Um auf den eingangs erwähnten Historiker zurückzugreifen, muss immer zwischen Taktik und Strategie unterschieden werden. So war Rommel ein brillanter Taktiker, aber ein kein guter Stratege. Andernfalls hätte er auf einer Einnahme Maltas bestanden, damit auf dem Weg nach Alexandria nicht bei El-Alamein der Treibstoff ausgeht.

Der Messerstich demonstriert die Wirksamkeit des ökonomischen Containments. „Challenge and Response“ der Kriegführung werden zu einem Schutz der Ölinfrastruktur nach israelischen Vorbild a la „Iron Dome“ führen.   Für weitere Prognosen müsste man im „Situation Room“ sitzen.

[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Staxringold Lizenz: CC-BY-SA-3.0]

 

 

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