Reaktionäres Tagebuch
Friedrich der Große konsultierte in einen seinen späteren Jahren einen Arzt. Scharfzüngig wie immer lauteten die einleitenden Worte des Arzt-Patienten-Gesprächs: Und? Hat er schon viele unter die Erde gebracht?
Daraufhin antwortete der Arzt: Nicht so viele wie Ihre Majestät. Und auch nicht mit so viel Gloire …
Nun haben sich die Zeiten umgekehrt. Die Waffenlobby kämpft gegen Schmähungen und Vorurteile. Während Medizin und Pharmazie sich vor Regierungsaufträgen und Steuergeldern kaum retten können. Öl, Kohle, Gas und Atom fristen ein einsames Dasein als Schmuddelkinder. Wohingegen Solar, Wind und E-Mobilität als messianische Zukunft gelobtpreist werden. Egal wie teuer, gleich wie dreckig, ungeachtet der Ineffizienz.
Alles eine Frage der PR. Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Dafür Energieversorger und Finanzminister. Wir retten die Welt. Dafür vermehren wir den „Flächenfraß“ und beuten Länder mit seltenen Erden aus. Auch im Hinblick auf Postenschacher, Schiebereien und Korruption haben sich die Zeiten geändert. Zumindest der Stil.
Im Eurofighter-Untersuchungsausschuss schlug ein Ministerialakt mit einer Bemerkung eines Abteilungsleiters auf: Pro Domo. HBM (also Herr Bundesminister) will 18 Abfangjäger. Erste Wahl: F-16. Zweite Wahl: Eurofighter. Kein Gripen!
Wir wissen, wer der HBM gewesen ist und wir wissen wie die Sache ausging …
Heute lesen wir Chat-Protokolle folgenden Inhalts: Kriegst eh was Du willst. – Super. Ich liebe Dich mein Bundeskanzler … Nun kann man sich über den infantilen Stil mokieren, jedoch in der Sache hat sich Grosso Modo nichts geändert.
Die Generation von SMS und Emoji hat den Marsch durch die Institutionen erfolgreich absolviert. Dies konnte auch bei einer aktuellen Debatte beobachtet werden. Ein junges, stilvoll gekleidetes und hübsches Fräulein verteidigte in ihrer Funktion als ÖH-Vorsitzende der AG ihre Politik: Wir haben super-coole Sachen gemacht…
Der Verfasser dieser Zeilen wagt die Prognose, dass besagtes Fräulein in zehn Jahren VP-Ministerin ist. Für eine Karriere im öffentlichen Dienst sind gewählte Ausdrucksweise sowie umfangreicher Wortschatz nicht mehr von Bedarf…
[Autor: G.B. Bild: Wikipedia Lizenz: public domain]