Autor: B.T. Bild: wien.gv.at/C.Jobst/PID Lizenz: –
Selbst der Geehrte weiß nicht genau, warum er die Auszeichnung erhalte
Das „Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern“ wird nur selten verliehen. Doch am 19. Oktober war es wieder so weit. Die Bundeshauptstadt verlieh die hohe Auszeichnung wieder, und zwar an Jean-Claude Juncker, den früheren Präsidenten der EU-Kommission. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte, er ehre „einen großen Europäer, aber auch einen großen Freund der Stadt Wien.“
Die Laudatio hielt Ludwigs Parteifreund Heinz Fischer. Der ehemalige Bundespräsident bezeichnete Juncker als „ großen Europäer, er ist ein Politiker mit Haltung, Charakter und einer klaren Weltanschauung“. Welchen Charakter und welche Weltanschauung hat, zeigte sich mehrmals.
1999 sagte der ausgewiesene EU-Zentralist über die Funktionsweise der Europäischen Union: „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“ Und 2011 gab Juncker in Bezug auf die Eurokrise freimütig zu: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.“
Doch nicht nur Aussprüche wie diese rücken die Ehrung Junckers in ein schiefes Licht. Vielmehr stellt sich auch die Frage, welche Verdienste um Wien er sich erworben hat. Das scheint auch der Geehrte so zu sehen. Denn Juncker sagte, er wisse nicht genau, warum er diese Auszeichnung erhalte und welche besonderen Verdienste er um das Land Wien vorzuweisen habe – er finde es aber richtig, dass er die Auszeichnung erhalte.