Manfred Tisal über die Pflicht zum Widerstand
Wie haben es nicht nur mit der Coronakrise mit pandemischen Auswirkungen, sondern auch mit einer Wirtschaftskrise mit pandemischen Folgen für die gesamte Menschheit zu tun. Doch was beschäftigt die Menschen derzeit mehr, die Krankheit oder die wirtschaftlichen Folgen? Mich wundert, dass noch kein Wettbüro eingestiegen ist. Sicherlich ein genauso lukratives Geschäft als jenes der Internetanbieter, die massenweise Wundermittel, überteuerte Schutzmasken und Desinfektionsmittel zum Corona-Sonderpreis anbieten. Aber was soll´s. Auch das Geschäft mit dem Leid, hat seinen Preis. Jetzt gilt es, laut Politik, in die Hände zu spukken und neu zu beginnen.
Aber, gibt es den sogenannten Neustart, oder ist es ein Hängenbleiben in den Startlöchern? Den Gastronomen wird der Mund wässrig gemacht, sie bemühen sich, allen Aufl agen gerecht zu werden, und müssen (bis auf wenige Ausnahmen) die Erkenntnis machen, dass doch nicht alles, was glänzt, Gold ist. Gäste müssen beim Betreten der Gaststätte den Mundschutz tragen, dürfen ihn zum Essen und Trinken abnehmen, beim Verlassen des Lokals wieder tragen, um ihn im Freien wieder abzunehmen. Geschweige denn die Abstandsregel und die Geschichte mit den Gewürzständern am Tisch. In den Lokalen wird es bald nicht mehr nach Fisch, Braten und Gewürzen riechen, sondern nach Desinfektionslösungen. Noch mehr leidtragend ist das Personal, auch im Handel, das bei einem Acht-Stunden-Arbeitstag acht Stunden hinter dem Schutzfetzen ihre CO2 geschwängerte Atemluft inhalieren müssen und Gefahr laufen, aufgrund von Sauerstoffmangel zu kollabieren.
Und jetzt, – endlich – dürfen die Hotels ihre Zimmer für die noch nicht zu erwartenden Feriengäste öffnen. Mit Bettenabstandsregeln, Plexiglasscheiben, Schutzmaskenbeistellung und Desinfektionsmittel in den Räumen. Dasselbe gilt auch für Privatzimmer und Appartementvermieter. Für eine gemeinsamen Urlaub machende Familie, die ohnedies immer unter demselben Dach lebt, ein Grund, auf Erholungstage nach der verordneten Phase im Zeichen der Krise, zu verzichten. Sicherlich hat jeder von den Lesern der ZurZeit irgendwelche Verordnungen im Sinn oder auf der Zunge, deren Sinnhaftigkeit er in Frage stellt. Aber wir werden dazu angehalten durchzustehen, um die Krise bis zur Produktion eines geeigneten Impfstoffes zu überwinden.
Wenn nicht, ereilt uns Corona, Arbeitslosigkeit, die Pleite oder eine Strafe. Mutige trauen sich, auf die Straße zu gehen oder im Internet gegen die Unsinnigkeit einiger Verordnungen anzukämpfen. Sie fühlen sich in ihrem Menschenrecht beschnitten. Grundrechte werden zum Spielball differenzierter Ansichten und Meinungen. Den Titel dieses Artikels kann man vergessen, denn, ob Recht oder nicht Recht, Widerstand wird immer teurer. Trotzdem. Bleibt’s xund!
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist,
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