„Westliche Hemisphäre“: Triumphgeheul in Washington
Evo Morales, der zurückgetretene Präsident Boliviens, ist nach Mexiko ins Exil gegangen. Linksgerichtete Politiker sprechen von einem Staatsstreich in dem südamerikanischen Land. Jeremy Corbyn, der Vorsitzende der britischen Labour Party, sprach von einem „Putsch gegen das bolivianische Volk“, der Morales aus dem Amt zwang. Raffael Correa, ein ehemaliger Präsident Ecuadors, sagte Russia Today, „natürlich war es ein Staatsstreich“. Und wäre Morales nicht zurückgetreten, hätte es ein Blutbad gegeben.
Außerdem warf Correa der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ein „Instrument der US-Dominanz“ zu sein. Die OAS hatte wiederholt eine Wiederholung der bolivianischen Präsidentenwahl vom 20. Oktober wegen angeblichen Wahlbetrugs gefordert. Diesen Urnengang hatte Morales für sich entschieden.
Anschuldigungen, dass die USA hinter den jüngsten Ereignissen in Bolivien stehen, sind nicht abwegig. Denn in Washington macht sich nun Triumphgeheul breit. In einer Erklärung des Weißen Hauses heißt es, „wir sind nun einen Schritt näher an einer völlig demokratischen, prosperierenden und freien westlichen Hemisphäre.“ „Westliche Hemisphäre“ ist im US-Politsprech ein anderer Begriff für Lateinamerika, der in der Monroe-Doktrin zum Hinterhof der Vereinigten Staaten erklärt wurde.
Hinzu kommen wirtschaftliche Interessen. Bolivien hat riesige Vorkommen an Lithium, einem Alkalimetall, welches für Batterien – Stichwort: E-Autos – von großer Bedeutung ist. Eine unverdächtige Quelle, die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg, merkte 2018 an: „Die Nachfrage nach Lithium wird sich bis 2025 voraussichtlich verdoppeln. Das weiche, leichte Mineral wird hauptsächlich in Australien, Chile und Argentinien abgebaut. Bolivien hat eine Menge – neun Millionen Tonnen, die noch nie kommerziell abgebaut wurden, die zweitgrößten Vorkommen in der Welt – aber bis jetzt gab es keine praktischen Möglichkeiten zum Abbau und Verkauf.“
Der linksgerichtete Morales weigert sich, die Lithium-Vorkommen Boliviens von internationalen Konzernen ausbeuten zu lassen. Vielleicht eröffnen sich nun Möglichkeiten für US-Bergbaukonzerne.
[Autor: B.T. Bild: www.wikipedia.org/The Presidential Press and Information Office Lizenz: CC BY 4.0]