Eine progressive Autorin fordert: Schluss mit den Geschlechtern!

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Dontworry Lizenz: CC BY-SA 4.0


Plädoyer für den Einheitsmenschen

In der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 18. Februar plädiert eine junge Autorin – sie schreibt sich Nele Rahel Pollatschek –  unter dem Titel „Gender: Schafft die Frauen ab“ für eine Streichung der Kategorie Frau. Denn, so die naseweiße Erkenntnis der Dame, „ob frau eine Frau im biologischen Sinn sei, könne man erst im Falle einer Schwangerschaft wissen. Ginge es beim Wort Frau um eine biologische Kategorie – wie der Duden suggeriert und die ‚Emma‘-Autorinnen fordern –, könnte man es auf kinderlose Menschen nicht anwenden. Wir wissen schlicht nicht, ob Jeanne d’Arc oder Queen Elizabeth I. biologische Frauen waren, ob Angela Merkel oder Alice Schwarzer biologische Frauen sind.” Unter uns: Die eben in den Ruhestand abgegangene Bundeskanzlerin wird wenig Freude haben, solches zu lesen.

Tja, das sind wirklich originelle Gedanken. Das Ganze erinnert an eine bekannte Szene in der Löwingerbühne, wo die dralle Dirn‘ ganz erschrocken zu ihrem Dienstherrn sagt: Bauer, jetzt waaß I nimmer, ob I a Mandl oder a Weibl bin. Darauf der alte Bauer voller Lebenserfahrung: Dann geh‘ aussi und schau‘ nach.

Frau Pollatschek leitet den oben erwähnten Artikel ziemlich radikal ein: Wenn es nach mir ginge, gäbe es überhaupt keine Frauen. Etwas verwundert denkt sich so mancher Leser: Ist die Dame vielleicht gar eine späte Wiedergängerin des Frauenhassers Otto Weininger?

Das nicht, aber sehen wir uns Nele Rahel Pollatschek einmal genauer an. Die Berlinerin des Jahrgangs 1988 debütiert 2016 mit ihrem Roman Das Unglück anderer Leute, erhält dafür auf der Stelle den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis, ein Jahr darauf auch den Grimmelshausen-Förderpreis. In der Tageszeitung Rheinpfalz, Ausgabe vom  26. Oktober 2016, ist hymnisch zu lesen: „Verlag und Leser feiern die lapidar-witzige Anti-Hommage an eine Kindheit unter den erschwerten Bedingungen einer unangepassten Patchworkfamilie als Glücksfall …“. Na bitte.

Nun, haben wir es da wirklich mit einem Großwerden unter „erschwerten Bedingungen“ zu tun oder ist die Rede von einer intellektuell wohlstandsverwahrlosten Göre aus einer gutsituierten Familie der oberen Mittelschicht? Pollatscheks Vater ist immerhin ein ZDF-Kulturjournalist. Die Mutter, so ist im Text zu erfahren, laboriert offensichtlich an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Lesen wir weiter Rheinpfalz-Artikel: „… Ein tragikomisches Buch über die Schwierigkeit des Kindseins unter besonderen Umständen. Die Auflehnung gegen die ach so unkonventionelle Elterngeneration. Der Bildungsroman einer meschuggenen ostdeutsch-jüdischen Patchwork-Familie. Desolate Idealisten, eine unorthodoxe wie praktisch veranlagte jüdische Oma, die dem Nudismus anhängt.“

Zurück zum Thema, der Forderung nach dem Einheitsgeschöpf abseits der Geschlechter. Im Berliner Medium Der Tagesspiegel erscheint am 30. August 2020 ein Beitrag von Nele Rahel Pollatschek. Der Titel klingt ein bisserl halbseiden-anrüchig, gehört eher nach Sankt Pauli: Deutschland ist besessen von Genitalien. Was Frau  Pollatschek da von sich gibt? Lesen wir im Untertitel:

„Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer. Wer will, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden, der muss sie gleich benennen …“

Dann verrät uns die Autorin ein intimes Geheimnis, wenn sie formuliert: Plötzlich fragte ich mich, ob ich eingeladen wurde, … weil ich aussehe wie jemand, der eine Vagina hat (habe ich, dazu später mehr)Ich fühle mich in solchen Situationen auf mein Geschlecht reduziert.  Einen Absatz später tut der Journalistin ihre großzügige Offenlegung, welchem biologischen Geschlecht sie angehöre, schon wieder leid: Ich würde diesen Artikel übrigens gerne anfangen, ohne mehrmals auf mein Geschlecht zu verweisen, das geht keinen etwas an.

Nele Rahel Pollatschek ist es selbstredend unbenommen, die Abschaffung der Kategorie Frau zu fordern. Doch sie wird sich noch ein wenig gedulden müssen. Der geschlechtslose Einheitsmensch ist einstweilen nicht in Sicht. Es wird also auch in Zukunft Frauen und Männer geben. Und das ist gut so.

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