Autor: E.K.L. Bild: Wikipedia/
Die ungestümen Kaukasier fechten auf beiden Seiten
Die Tschetschenen sind, das weiß man auch hierzulande von einzelnen unbegleiteten Minderjährigen und deren strafgesetzwidrigen Verhalten, ein eher robuster Menschenschlag, um das freundlich auszudrücken. Nunmehr mischen Angehörige des nordkaukasischen Volkes auch in der Ukraine mit. Und dies auf beiden Seiten.
An der Seite der Russen beteiligen sich die Mannen des Ramsan Kadyrow (45), seines Zeichen Chef der autonomen Republik rund um die Erdölstadt Grosny. Bereits einen Tag nach dem Beginn von Putins Militärschlag am Donnerstag (24. Februar) lässt Kadyrow in Grosny tausende Nationalgardisten (Rosgwuardija) auf der Hauptstraße (Leninprospekt) aufmarschieren. Sie stünden für den Einsatz in der Ukraine bereit. Insgesamt könne Tschetschenien dafür rund 70.000 Soldaten aufbieten.
Der ebenso brutale wie clevere Katyrow nützt damit prompt die sich ihm bietende Chance, seine Loyalität zum Kreml wiederum unter Beweis zu stellen. Bereits in Syrien half der als Bluthund Putins Gescholtene den Russen mit seinen Leuten aus.
Und die ihm persönlich verpflichteten speziellen Sicherheitskräfte, die sogenannten kadyrowzy, gelten als außerordentlich grausam und rücksichtslos – angeblich besitzen sie jetzt eine Liste von jenen ukrainischen Persönlichkeiten, denen sie das Garaus machen sollen. Am 2. März wird gemeldet, ein Mordanschlag tschetschenischer Söldner auf Präsident Wolodymyr Selenskyj sei gescheitert.
Tatsächlich dokumentieren Bilder in den Sozialen Medien die Anwesenheit von Kadyrow-treuen Einheiten im Kampfgebiet. Zum Beispiel ein Bataillon in der Gegend von Tschernobyl. Große Aufmerksamkeit finden derzeit Bilder aus einem Waldgebiet nördlich von Kiew. Die Fotos zeigen eine Gruppe beim Gebet; bekanntlich handelt es sich bei den Tschetschenen um Mohammedaner.
Anscheinend sind bereits Angehörige des Kadyrow-Expeditionskorps‘ gefallen. Der Herrscher von Grosny dementiert zwar zuerst, muss aber dann doch am Dienstag (1. März) den Verlust zweier seiner Offiziere einräumen. Inzwischen gesichert ist, dass sich insgesamt zwei Bataillone Tschetschenen mit jeweils ein paar Hundert Soldaten in der Ukraine im Einsatz befinden.
Als Folge der zwei Tschetschenien-Kriege in den 90er-Jahren und knapp nach der Jahrtausendwende sind zahlreiche militante Gegner Kadyrows und der Russen nolens volens ins Ausland gegangen, darunter auch in die Ukraine. Die meisten von ihnen sinnen auf Revanche und wollen die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, es den Russen wieder einmal zu zeigen. Zumal viele von ihnen bereits 2014 an den Kämpfen gegen die pro-russischen Separatisten der beiden Volksrepubliken am Donbass beteiligt gewesen sind.
Der ehemalige Chef der tschetschenischen Exil-Regierung Ahmed Sakaew hat in den vergangenen Tagen den Ukrainern die Hilfe seiner Anhänger offeriert. Augenscheinlich ist das Anbot angenommen worden, denn laut Medienberichten – wobei wie stets eine gewisse Vorsicht geboten ist – beteiligen sich zwei tschetschenische Freiwilligenbataillone an der Verteidigung Kiews.