München: Ein Beispiel für kulturpolitische Bettnässerey

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Dguendel Lizenz: CC BY-SA 3.0


Gärtnerplatztheater kapituliert vor der Critical Race Theory

Unsere bayerischen Nachbarn gelten gemeinhin als schneidige Naturburschen, die sich von den weiter im Norden siedelnden Landsleuten, bajuwarisch Saupreißn geheißen, durch ihre gemütlich-sympathische Lebensart angenehm abheben. Einem echten Bayern gehen halt ein gutes Dutzend Weißwürscht‘ mit ein paar Brezn samt einer Maß Bier über alles. Nebenbei: Als höchstes Lob im Bayernland gilt der Spruch A Hund is er schon.

Leider, das muss man jetzt feststellen, ist die Zeit der schneidigen Bajuwaren offenbar vorbei. Zumindest, wenn man einen Blick auf das Kulturleben in der Landeshauptstadt München wirft, genauer gesagt: auf den Spielplan des Gärtnerplatztheaters. Dort haben anscheinend wenig couragierte Menschen das Sagen. Davon im Folgenden.

Das Theater am Gärtnerplatz ist am 11. März Schauplatz der Premiere des Stückes Jonny spielt auf von Ernst Krenek. Der Regisseur Peter Lund hat sich da etwas Besonderes einfallen lassen. Seine Krenek-Inszenierung ist zur Zeit der Münchner Erstaufführung der Oper angesiedelt, bei der militante Aktivisten der damals stark im Aufwind befindlichen Hitler-Bewegung die Vorstellung durch Stinkbomben und Proteste stören. Damals, 1928, wird der Afro-Amerikaner Jonny – der einem Weißen namens Max die Frau ausspannt und damit die Überlegenheit der People of Color in den Raum stellt – von einem Sänger in schwarzer Maske dargestellt.

Eigentlich eine passable und politisch-korrekte Idee, könnte da so mancher Gutmensch zufrieden anmerken. Doch Regisseur Lund leistet sich einen schweren Fehler. Zumindest in den Augen der besonders Korrekten. Er lässt den Bariton Ludwig Mittelhammer, Darsteller des afro-amerikanischen Jazz-Musikers Jonny, das Gesicht schwarz schminken. So wie es auch 1928 gehandhabt worden ist.

Das nennt man kulturelle Aneignung! Mehr hat Herr Lund nicht gebraucht. Denn dieses sogenannte Blackfacing wird sofort als rassistische Bühnenpraxis verurteilt. Wir kennen das schon von den Heiligen Drei Königen, da darf der Melchior (oder auch der Balthasar) sein Gesicht ja auch nicht mehr schwärzen, weil das, so belehren uns die Guten, kein Akt der Wertschätzung, sondern eine Degradierung schwarzer Menschen darstelle.

Bereits am 17. März, sechs Tage nach der Premiere, erscheint in München ein Offener Brief. Darin drücken über 600 sogenannte Kulturschaffende ihr Entsetzen über die „bewusste Entscheidung zum Einsetzen rassistischer Codes“ aus. Schließlich lasse die Neu-Yorker Metropolitan Opera den Titelhelden in Verdis Otello seit 2015 nur mehr teilweise schwarz schminken. Die Unterzeichner fordern die Absetzung des Stücks und rufen darüber hinaus alle Münchner:innen auf, von einem Besuch der Vorstellung doch bitt’schön Abstand zu nehmen.

Und wie reagiert die Leitung des Gärtnerplatztheaters? Wie gewohnt: Man geht vor den Aktivisten der Critical Race Theory sofort in die Knie und bittet um Entschuldigung. Der Wortlaut: „… hat unsere Darstellung des Blackfacing, die bei der Entstehung der Produktion auch mit People of Colour entwickelt wurde, offensichtlich Menschen verletzt. Das tut uns leid und war nicht unsere Absicht.“ Gesagt, getan: Bereits in der Vorstellung am Sonntag, dem 20. März, steht die Figur des Jonny ungeschminkt auf der Bühne.

Was freilich die nun gschamigst Buße Tuenden nicht davor bewahrt, in einem Youtube-Video als rassistische Hurensöhne beschimpft zu werden. Bestärkt durch das knieweiche Verhalten diverser Opern- und Operettendirektoren gehen die Propagandisten der Critical Race Theory jetzt einen Schritt weiter. Ab sofort soll nicht bloß das Blackfacing ein Tabu sein, sondern auch das yellow facing. Davon betroffen wären dann die Darsteller in den Stücken Madame Butterfly, Land des Lächeln und Turandot.

Dazu fällt dem Kulturinteressierten der Refrain von Johann Nestroys Komentenlied ein: Die Welt steht auf kan Fall mehr lang …

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