Tragisch: Kapellmeister stirbt im Orchestergraben

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Autor: E.K.-L. Bild: Screenshot „Bayerische Staatsoper“ Lizenz: –


Zum Ableben von Stefan Soltész

Das Münchner Nationaltheater am Max-Joseph-Platz der bayerischen Hauptstadt, Spielort der Bayerischen Staatsoper, des Staatsorchesters und des Staatsballetts, ist am Freitag (22. Juli) Ort eines tragischen Vorfalls: Dirigent Stefan (ursprünglich István) Soltész bricht während einer Vorstellung des Stückes Die schweigsame Frau – einer Komischen Oper – zusammen und stirbt kurz danach. Staatsopern-Intendant Serge Dorny spricht vom Verlust eines  begnadeten Dirigenten und guten Freundes.

Wenn große Künstler sterben, geht manchmal nicht nur ein Leben, sondern auch eine Ära unwiderruflich zu Ende, so die Deutsche Oper Berlin zu Soltész‘ Hinscheiden. Er sei der wohl letzte Repräsentant der österreichisch-ungarischen Kapellmeistertradition gewesen, die den Dirigentenberuf im 20. Jahrhundert nachhaltig geprägt und für alle Werke stilsicher den richtigen Ton gefunden habe.

Der in Nyíregyháza, Sitz des gleichnamigen Burgkomitats im Nordosten Ungarns, geborene Soltész studiert Dirigieren, Komposition und Klavier an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Nach Stationen als Dirigent in Wien und Graz und als musikalischer Assistent von Karl Böhm, Christoph von Dohnányi und Herbert von Karajan bei den Salzburger Festspielen wird er Dirigent an der Staatsoper Hamburg, der Deutschen Oper Berlin sowie Generalmusikdirektor am Staatstheater Braunschweig.

Von 1992 bis 1997 war Soltész Chefdirigent der Flämischen Oper in Antwerpen und Gent, von 1997 bis 2013 Generalmusikdirektor der Essener Philharmoniker und Intendant im dortigen Aalto-Musiktheater.

Das plötzliches Hinscheiden Stefan Soltész‘ erinnert Kulturbeflissene an ein ähnliches Szenario, das sich in Paris vor knapp 350 Jahren ereignet. Der Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker Jean-Baptiste Poquelin, besser bekannt unter dem Pseudonym Molière, widmet dem Hypochonder eines seiner bekanntesten Stücke, den Dreiakter Le malade imaginaire (Der eingebildete Kranke).

Molière lässt es sich nicht nehmen, selbst den Titelhelden zu spielen. So auch am 17. Februar 1673. An jenem Tag erlebt das Publikum im Pariser Palais Royal einen heiteren Theaterabend mit Beifall auf offener Szene und Champagner in der Pause. Bis etwas passiert, womit niemand rechnen konnte: Molière erleidet auf offener Bühne einen Blutsturz und sackt zusammen.

Maintenant il exagère un peu, n’est-ce pas? (Jetzt übertreibt er ein wenig, nicht wahr?) flötet eine Dame ins Ohr ihres Galans. Das Stück muss abgebrochen werden. Wenig später haucht Molière sein Leben aus, mit 51 Lenzen. Blitzschnell verbreitet sich die Nachricht in ganz Paris. Wahrlich eine bittere Ironie: Da spielt jemand die Hauptrolle des eingebildeten Kranken und stirbt während der Aufführung seiner eigenen Komödie.

Ein ähnlicher Vorfall spielt sich vor etlichen Jahren in einem Wiener Vorstadttheater ab. Der österreichische „Kochprofessor“ Franz Zodl (67) stirbt am Abend des 18. September 2010. Der Tod ereilt ihn tragischerweise mitten auf der Bühne: Zodl gibt im Stück Die Gigerln von Wien im Gloria-Theater in Wien-Floridsdorf einen Kellner, als er plötzlich das Bewusstsein verliert.

Gerald Pichowetz, Schauspieler (bekannt durch seine Rolle als kognitiv leicht eingeschränkter 5er in der Filmreihe Kaisermühlen Blues) und Gloria-Prinzipal, versucht noch Mund-zu-Mund-Beatmung, vergeblich. Das Makabre dabei: Das Publikum glaubt zunächst, das Ganze gehöre zum Stück und applaudiert lebhaft …

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