Neuer Goldrausch: Zentralbanken kaufen Gold wie wild

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Autor: U.K. Bild: PublicDomainPictures auf Pixabay Lizenz: –


Höchste Goldkäufe seit über 50 Jahren zeigen Vertrauensschwund in Dollar-Devisen

1.136 Tonnen Gold, soviel wie seit über 50 Jahren nicht mehr, haben die Zentralbanken dieser Welt in 2022 für ihre Fremdwährungsbestände dazugekauft. Als Hauptkäufer am Weltmarkt traten hier die Nationalbanken der Türkei, von China, Indien und Katar auf. Auch die russische Zentralbank erhöhte ihre Goldbestände. Dies allerdings durch Bezahlung in Rubeln bei heimischen Erzeugern, denn mit rund 330 Tonnen Feingold pro Jahr ist die Russische Föderation der zweitgrößte Goldproduzent der Erde.

Dies berichtet das World Gold Council (WGC) in seinem jetzt veröffentlichten World Gold Report 2022. Bemerkenswert, dass der Hauptteil der Goldkäufe durch Länder erfolgte, die nicht zum Dollar-dominierten westlichen Wirtschaftsblock gehören. Allein China hat seine Goldreserven auf 2.011 Tonnen erhöht, was aktuell einem Marktwert von etwa 125 Milliarden US-Dollar entspricht. Das ist zwar nicht wirklich viel, verglichen mit den Gesamt-Devisenreserven Chinas, die bei etwa 3 Billionen Dollar liegen.

Aber die Trendwende ist klar erkennbar. Während in den zwei Jahrzehnten von 1990 bis 2010 die internationalen Notenbanken ihre Goldbestände kontinuierlich abgebaut und unterm Strich mehr Gold verkauft als gekauft haben, gab es seit der Finanzkrise 2008/09 wieder ein leichten Trend hin zum Gold. Wohlgemerkt, bei den Notenbanken, nicht bei Privatinvestoren. Im vergangenen Jahr ist die Nachfrage dann explodiert und um fast das Dreifache im Vorjahresvergleich gestiegen, wobei der Hauptteil der Zukäufe in der zweiten Jahreshälfte erfolgte.

Ganz offensichtlich wirkt hier der Schock nach, den die Beschlagnahme von rund der Hälfte der Währungsreserven Russlands durch westliche Regierungen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges ausgelöst hat. Nicht ganz zu unrecht fürchtet man wohl in Ankara, Dehli, Peking und den Golf-Staaten, dass man auch plötzlich über Nacht die Verfügungsgewalt über sein Geld verlieren könnte, weil man nicht brav nach der Pfeife Washingtons getanzt hat.

Da hat Gold eben den Vorteil, dass einem weder Amerika noch Brüssel ans Hemd können, jedenfalls wenn die Goldbarren zu Hause im eigenen Keller liegen. Und die von diesen Volkswirtschaften angestrebte De-Dollarisierung des Handels braucht dann auch weniger Dollar-Bestände, sondern andere wertstabile Reserven. Und da ist Gold der allseits akzeptierte Standard, denn vom Status einer Reservewährung sind Rupie, Yuan und UAE Dirham nun doch noch weit entfernt.

Die Nachfrage nach Währungsgold spiegelt sich auch in der Entwicklung des Goldpreises wieder. Nach einem Einbruch in der Mitte des letzten Jahrzehnts auf ca. 1.100 US$/oz. (1 Feinunze oz. = 31,1035 Gramm) ist Gold seit 2019 massiv gestiegen und steht aktuell bei rund 1.920 US$/oz., nur etwas unterhalb seines Höchstpreises von 2.087 Dollar.

Für Privatleute, die es den Notenbankern gleichtun wollen, sind die dort üblichen 400-Unzen-Barren („Good Delivery bar“, ca. 12,4 kg) allerdings etwas unhandlich. Genauso wenig taugt Goldschmuck oder die massenhaft angebotenen Sammlermünzen zweifelhafter Provenienz. Ideal als Krisenvorsorge, und auch Notfall-Zahlungsmittel, wären da standardisierte, offizielle Anlagemünzen wie z.B. der „Philharmoniker“ von der Münze Österreich, einer Tochter der Nationalbank OeNB, der legendäre „Krugerrand“ aus Südafrika oder auch der amerikanische „American Eagle Gold“. Deren Preis liegt nur geringfügig über dem reinen Goldwert, sie können bei jeder größeren Bank und seriösen Händlern erworben und wieder verkauft werden. Und die kleineren Stückelungen, bis runter zu einer Zehntel Unze, taugen im Extremfall zum Überlebenseinkauf. Was mit einen 12-Kilo-Barren etwas schwierig wäre …

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