„Können nur eingeschränkt zur Absicherung weitreichender Entscheidungen dienen“
Quer durch Europa versuchen die Regierenden, die in der Coronakrise getroffenen freiheitseinschränkenden Maßnahmen zu verteidigen. Dabei wären diese nicht notwendig gewesen, oder zumindest nicht im getroffenen Umfang. In der Bundesrepublik Deutschland haben daher sechs Gesunfheitsexperten, darunter zwei ehemalige Mitglieder des Sachverständigenrats der Bundesregierung für das Gesundheitswesen, ein Thesenpapier veröffentlicht.
Gleich im ersten Punkt kritisieren die Experten, dass die freiheitseinschränkenden Maßnahmen aufgrund eines zweifelhaften Datenmaterials getroffen wurden: „Die zur Verfügung stehenden epidemiologischen Daten (gemeldete Infektionen, Letalität) sind nicht hinreichend, die Ausbreitung und das Ausbreitungsmuster der SARS-CoV-2/Covid-19-Pandemie zu beschreiben, und können daher nur eingeschränkt zur Absicherung weitreichender Entscheidungen dienen.“
Oder, wie es Professor Matthias Schrappe, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit, gegenüber der „Bild“-Zeitung ausdrückte: „Wir sind alle wissenschaftliches Arbeiten gewöhnt und mussten schnell feststellen, dass es erhebliche Defizite in der Zahlenbasis gibt. Die Zahlen halten einfach nicht, was sie versprechen.“ Zudem kritisierte Schrappe: „Zweites Problem: Wenn ein alter Mann sich mit Corona infiziert und zwei Tage später an einem Schlaganfall stirbt, wird er als Corona-Toter behandelt. Auch, wenn er noch nicht mal Corona-Symptome hatte. Diese Vorgehensweise ist in fast allen Bundesländern üblich – und grob falsch.“
Im Thesenpapier der sechs Experten heißt es des Weiteren, die allgemeinen Präventionsmaßnahmen wie das soziale Distanzieren sind „theoretisch schlecht abgesichert, ihre Wirksamkeit ist beschränkt und zudem paradox“. Mit letztem Punkt wird gemeint, dass je wirksamer die Präventionsmaßnahmen jetzt sind, desto größer die Gefahr bei einer „zweiten Welle“ sein wird.
Außerdem wird festgehalten, dass die getroffene allgemeine Präventionsstrategie, also der „partielle Shutdown“, anfangs zwar das richtige Mittel gewesen sein könne. Allerdings bestehe die Gefahr, die soziale Ungleichheit und andere Konflikte zu verschärfen. Eindringlich warnen die besorgten Gesundheitsexperten vor einer Aushöhlung von Demokratie und Grundrechten: „Es besteht weiterhin das Risiko eines Konfliktes mit den normativen und juristischen Grundlagen der Gesellschaft. Demokratische Grundsätze und Bürgerrechte dürfen nicht gegen Gesundheit ausgespielt werden.“
[Autor: B.T. Bild: Wikipedia/Galerita Lizenz: CC BY-SA 4.0]