Manfred Tisal über Corona als Medienkrise
Auf ORF 1 trägt man den Vorstellungen der Fachleute Rechnung und zeigt, dem Alter der Jugendlichen entsprechend, „Lehrsendungen”. Von Mickey Mouse bis Universum. Man künstelt sich sozusagen von Freistunde zu Freistunde, um am Nachmittag die Erwachsenen mit einer Ami-Serie nach der anderen zu verwöhnen. Unterbrochen von nur wenigen deutschen Produktionen mit englischen Titeln, hantelt man sich bis zum Abendprogramm.
Wer von Corona die Nase noch nicht voll hat, der kann umschalten. Auf ORF 2 gibt es von früh bis spät nur ein Thema.
Und immer die gleichen Fragen der Interviewer. „Wie lange wird es noch dauern?”, oder „Wann dürfen die Kinder wieder in die Schule?” oder „Ist ein Ende absehbar?”. Und immer wieder das gleiche. Zuerst vom Bundeskanzler, dann vom Vizekanzler, dann vom Gesundheitsminister und letztendlich vom Innenminister. Hände waschen, Abstand halten, Masken tragen u.s.w. Man malt Horrorszenarien, angesichts der Zustände in anderen europäischen Staaten, in die infi zierte Luft, beklagt die Verluste der Wirtschaft und erklärt sich bereit, Geld, das wir nicht haben, in die Hand zu nehmen, um niemanden durch den Rost” fallen lassen zu müssen.
Aber zurück zum TV-Programm. Zur Abwechslung vielleicht ein Katastrophenfilm in der vierten Wiederholung mit der Begründung, dass dieser Streifen am Freitag um 20:15 Uhr noch nie gezeigt wurde. Ein Lichtblick ist ORF 3. Nette Filme, etwas Kultur und viel Natur. Ein ehrliches Bravo. Ich frage mich nur, wie das Angebot der beiden anderen aussehen wird, wenn der ORF erst die Kurzarbeit eingeführt hat. General Wrabetz hat es angekündigt. Ob er selbst davon betroffen ist, entzieht sich meiner Kenntnis, obwohl er am wenigsten zum Programm beiträgt und wahrscheinlich am meisten verdient. Ach ja, er muss bleiben, um am Steuersack zu knabbern und die entgangenen Millionen für die billigen, sündteuren Serienzukäufe einzufordern.
Da lob ich mir die Privaten, die an der Krise auch nicht vorbeikommen und weiter zur Unterhaltung der Menschen beitragen, denen zuhause die Decke auf den Kopf zu fallen droht. Und das noch dazu mit vielen Eigen- und Fremdproduktionen, die unsere Kultur in den Mittelpunkt stellen. Ein Bravo dafür!
Manfred Tisal ist Kaberettist, Moderator, Autor und Journalist, besonders bekannt wurde er durch seine Rolle als EU-Bauer beim Villacher Fasching.
[Autor: – Bild Tisal: Privat Bild 2: Wikipedia/ Lizenz: CC BY 3.0]