Autor: G.B. Bild: Wikipedia/Angerdan Lizenz: CC0 1.0
Indien überholt China, USA bleiben stabil. Europa schrumpft, seine Peripherie wächst
„It is the Demography, Stupid“, könnte man in Anlehnung wie Abwandlung eines Clintonsches Erfolgsrezepts im Wahlkampf anmerken. Laut offiziellen Prognosen der Vereinten Nationen wie des „Institute for Demographic Studies“, INED, wird sich die tektonische Verschiebung der Verteilung der Weltbevölkerung fortsetzen. Mit der einen oder anderen „kleinen“ Korrektur hinsichtlich vergangener Prognosen.
Jede Minute erblicken 250 Erdenbürger das Licht der Welt. Das macht 130 Millionen neue Einwohner im Jahr. Somit wird die Menschheit, welche nunmehr acht Milliarden Köpfe zählt, bis 2050 auf 9,7 Milliarden anwachsen. In der Zeit von 1950 bis heute hat sich die Erdpopulation verdreifacht.
Der bekannte Trend wird sich fortsetzen. Afrika wächst, Asien nimmt langsamer zu, der Westen insgesamt schrumpft. Hierbei muss bedacht werden, dass China und Indien heute mehr als doppelt so viele Menschen beherbergen wie Afrika. Auf einer um über ein Drittel kleineren Fläche. Von drohendem Platzmangel also keine Rede. Dennoch muss sich das schrumpfende Europa auf einen noch zunehmenden Migrationsdruck aus einer weiter wachsenden Peripherie einstellen.
Indien wird China überholen und bis zur neuen Jahrhundertmitte von 1,42 Milliarden auf 1,67 Milliarden anwachsen, wohingegen China von 1,43 Milliarden auf 1,32 Milliarden schrumpfen wird. An der jahrhundertelangen Tatsache, dass beide Länder die beiden bevölkerungsreichsten der Welt bleiben, ändert sich aber nichts. Denn auf Rang drei bleiben die Vereinigten Staaten von Amerika mit heute 338 Millionen Bürgern und im Jahre 2050 gleichauf mit Nigeria mit 375 Millionen. Diesbezüglich wurden die Prognosen korrigiert, da man zu Beginn des Jahrhunderts in den „Nullerjahren“ damit rechnete, dass die USA viermal mehr Einwohner zählen werden als Russland. Doch Russland schrumpft langsamer und die USA wachsen schwächer als vor 20 Jahren projiziert. Der große Bär wird statt 145 Millionen Köpfen nur mehr 133,5 Millionen zählen. Jedoch nicht hinter Japan zurückfallen, wie zunächst angenommen. Nippon muss eine Abnahme von 124 auf 104 Millionen Einwohner meistern. Deutschland von 83,5 auf 79, Italien von 59 auf 52,5, Spanien von 47,5 auf 44. Und dies im Unterschied zu Japan mit Rekordzuwanderungsraten. Feurige Fußballfeiern und Jahreswechsel bleiben somit an der Tagesordnung. Wiederum im Unterschied zu Japan oder Südkorea, welches ohne nennenswerte Zuwanderung von 52 auf 46 Millionen schrumpfen wird.
Das Vereinigte Königreich und Frankreich wachsen dank Massenzuwanderung von 68 auf 72 bzw. von 65 auf 66 an. Ebenfalls schwächer als zunächst erwartet.
Zum Vergleich hierzu wird Pakistan Indonesien als bevölkerungsreichstes muslimisches Land ablösen. Von 236 auf 366. Indonesien wächst trotzdem von 276 auf 317 an. Afghanistan wird seine Bevölkerung von 41 auf 73 Millionen mehren. Der Kongo von 99 auf 215 Millionen. Die Türkei und der Iran werden an der 100 Millionen-Marke kratzen, diese aber nicht überschreiten, wie zuvor angenommen.
Die Weisheit, dass sich Demographie wie ein riesiger Öltanker verhält – den eingeschlagenen Kurs kaum korrigieren kann – bewahrheitet sich also trotz der aktualisierten Prognosen.