Das „Trio Infernal“ der rot-weiß-roten Zeitgeschichte zum FPÖ-Historikerbericht
Die Historiker Oliver Rathkolb von der Universität Wien, Margit Reiter von der Universität Salzburg und Gerhard Baumgartner vom Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes gaben dieser Tage eine Pressekonferenz, um sich über den unmittelbar vor Weihnachten der Öffentlichkeit übergebenen Bericht der FPÖ-Historikerkommission zu äußern. Alle drei waren sie von den Freiheitlichen zuvor eingeladen worden, der Präsentation in Form von Diskussionen beizuwohnen, wobei sie natürlich den Bericht zuvor zur Kenntnisnahme erhalten hatten. Alle drei hatten abgelehnt, da sie offenbar eine Debatte mit den Autoren des Berichts scheuten. Nunmehr allerdings haben sie nicht gezögert, diesen in Grund und Boden zu verdammen.
Oliver Rathkolb, der zu den Apologeten des Geschichtsbildes der heimischen Sozialdemokraten zählt, spricht der Kommission samt und sonders den wissenschaftlichen Charakter ab. Darauf sollten jene sechs habilitierten Historiker, die Mitarbeiter des Berichts sind, vielleicht selbst antworten. Unter ihnen der Grazer Zeithistoriker Universitätsprofessor Stefan Karner, die Universitätsdozenten Michael Wladika, Erwin Schmidl und Gerhard Hartmann sowie die Professoren Wilhelm Brauneder und Lothar Höbelt, aber auch die israelischen Historiker Raphael Israeli und Mordechai Kedar. Und was die von Rathkolb immer wieder bemängelten Mitarbeiter von FPÖ-Funktionären betrifft, so verschweigt er natürlich, dass der vormalige Generalsekretär Hafenecker, der Parlamentsdirektor Nemeth und Andreas Mölzer als Sprecher der Referenzgruppe der Kommission einzig und allein Materialien beigesteuert haben und niemals behaupteten, Teil der Kommission zu sein. Und was das von Rathkolb bemängelte Fehlen gewisser Themenbereiche betrifft, so hat man sich trotz des Umfangs des Berichtes (rund 700 Seiten) offen dazu deklariert, dass es bei dieser Aufarbeitung keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit gebe. Und was die Rathkolbs Behauptung, die Burschenschaften, die der Anlass für die Einsetzung der Kommission waren, werden überhaupt nicht behandelt, ist schlichtweg falsch. Der Kirchenrechtler Gerhard Hartmann behandelt vielmehr in einer umfangreichen Analyse den Wertewandel innerhalb der studentischen Korporationen und der CVer Mario Strigl befasst sich mit dem Liedgut, das ja auch in der öffentlichen Debatte skandalisiert worden war. Ebenso befassen sich Reinhard Olt und Hubert Speckner mit der Rolle der Burschenschaften im Südtirolkonflikt, einem gewissermaßen paradigmatischen Vorgang für das politische Wirken der Deutschen Burschenschaft in Österreich.
Margit Reiter, jene Salzburger Historikerin, die erst unlängst mit einer Arbeit über „Die Ehemaligen“, also über die Gründerväter von VdU und FPÖ hervorgetreten ist, scheint stolz darauf zu sein, dass sie den Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Forschung mit unübersehbarer Abscheu betrachtet. Die Tatsache etwa, dass FPÖ-Gründer Anton Reinthaller von seinen Zeitgenossen und auch von seinen politischen Kontrahenten, etwa dem ÖVP-Granden Julius Raab, als „persönlich anständiger ehemaliger Nationalsozialist“ betrachtet wurde, ist ihr ein Gräuel. Im Bericht der Historikerkommission würde die NS-Vergangenheit vieler Freiheitlicher relativiert.
Und was den Dritten in der Runde der FPÖ-Kritiker betrifft, den Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, Gerhard Baumgartner, so ist dieser ein Sonderfall: Noch in den Tagen der freiheitlichen Regierungsbeteiligung gab sich der betreffende Herr in einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Vorsitzenden der freiheitlichen Historikerkommission Prof. Wilhelm Brauneder geradezu servil freundlich. Offenbar war es ihm nicht so ganz geheuer, sich mit einer Regierungspartei anzulegen. Dies ist heute natürlich völlig anders, und es verwundert kaum, dass dieser Herr nunmehr behauptet, der Bericht erwecke den Anschein, die NSDAP werde als „Volkstanzgruppe mit weißen Strümpfen“ wahrgenommen. Und weiters erklärt Herr Baumgartner: „Dieser Bericht ist eigentlich ein Psychogramm eines Teils der heutigen Führung der FPÖ“, er zeige, welchen Teil ihres „kruden Geschichtsverständnisses Andres Mölzer und seine Kollegen für öffentlich herzeigbar halten“.
Da unterstellt der Leiter des DÖW ganz offenbar dem renommierten Sozialdemokraten Kurt Scholz, dem prominenten Christlich-Konservativen Stefan Karner, dem CVern Gerhard Hartmann und Mario Strigl, dem renommierten Provenienzforscher Michael Wladika und den beiden israelischen Historikern ein „krudes Geschichtsbild“ – seltsam, seltsam.
Aber in Tagen, da das FPÖ-Bashing zum beliebtesten Volkssport der Mainstream-Medien und des etablierten politischen Systems geworden ist, stört dieser seltsame Auftritt der drei Zeitgeschichtler offenbar kaum jemanden. Dementsprechend gibt es in den Medien keine kritischen Kommentare und keinerlei Erregung.
Ach und übrigens, der Bericht der Historikerkommission, ganze 700 Seiten Großformat, kann über das Freiheitliche Bildungsinstitut natürlich zur persönlichen Information bezogen werden.
[Autor: – Bild: FBI Lizenz: –]