FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl über Möglichkeiten eines geregelten Schulbetriebs trotz Corona und die Migrationsproblematik im Schulwesen
Herr Abgeordneter, gehen wir mit unseren Kindern nunmehr in das dritte Corona-Jahr?
Hermann Brückl: Leider gehen unsere Kinder jetzt schon in das dritte Schuljahr mit massiven Einschränkungen, die ihnen den Schulalltag erschweren. Für unsere Kinder ist es aber unabdingbar, vor allem in Hinblick auf die sogenannten Kollateralschäden, dass der Schulbetrieb untermöglichst ruhigen und gewohnten Bedingungen startet. Es geht darum, dass sie rasch wieder in einen normalen Lernrhythmusfinden. Darüber hinaus dürfen keine weiteren Lernrückstände entstehen. Ganz im Gegenteil müssen Bildungsverluste und gehemmte Bildungsfortschritte so rasch wie möglich aufgeholt werden. Der Schulstart muss daher unter den vertrauten Bedingungen erfolgen. Es ist bekannt, dass die Verbreitung des COVID-19-Virus an unseren Schulen nur eine untergeordnete bis kaum existente Rolle spielt. Das Übertragungsrisiko innerhalb der Schule ist gering und die Kontaktpersonen-Nachverfolgung ist an Schulen wesentlich einfacher und rascher möglich als in anderen Bereichen. Auch im Sinne der Eltern und der Lehrer ist es wichtig, dass der Schulbetrieb ohne eine „neue Normalität“ startet. Sie müssen die Sicherheit haben, dass nicht vom einen auf den anderen Tag die Schulen geschlossen bleiben.
Die FPÖ stand und steht der Regierungspolitik ja bekanntlich kritisch gegenüber, vor allem aber auch, was die Corona-Maßnahmen betrifft. Warum können oder wollen die Machthaber nicht zur Vernunft kommen?
Brückl: Insgesamt bin ich der Meinung, dass es bei der ÖVP und im Speziellen bei BM Dr. Faßmann nur noch ums Impfen der Kinder und Jugendlichen geht. Es fehlt der grün-türkisen Regierung jedwede Bereitschaft, alternative Vorschläge zu suchen oder anzunehmen. Und dies, obwohl die deutsche Ständige Impfkommission eine Corona-Impfung nur Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas empfiehlt. Derzeit ist es nicht möglich, über die Folgewirkungen gerade bei Kindern wissenschaftlich belegbare Aussagen zu treffen, da noch keine Studien über Langzeitauswirkungen dieser Impfungen vorliegen.
Darüber hinaus ist bekannt, dass Kinder und Jugendliche fast ausnahmslos nicht so schwer erkranken wie Erwachsene. Diese Vorgehensweise ist absolut problematisch, wenn nicht sogar unverantwortlich. Wir Freiheitliche haben wissenschaftlich erforschte und erprobte Konzepte vorgelegt, die einen ungehinderten Präsenzunterricht an unseren Schulen ohne Maske oder sonstige Zwänge möglich machen.
Gerade an den Universitäten zeigt sich die Spaltung unserer Gesellschaft am intensivsten.
Wie schätzen Sie neben den Schulen die Corona-Maßnahmen auf den Universitäten ein?
Brückl: Gerade an den Universitäten zeigt sich die Spaltung unserer Gesellschaft, die die türkis-grüne Bundesregierung zu verantworten hat, am intensivsten. Da geht es nur mehr ums Impfen. Massiv erschreckend ist beispielsweise eine Aussage des Geschäftsführers der OÖ Fachhochschulen, der zu den Studenten meinte: „Wenn ihr in Ruhe studieren wollt, lasst euch impfen.“ Darüber hinaus ist angedacht, geimpfte Studenten mit Armbändern auszustatten. Hier wird tatsächlich eine noch vor einigen Monaten für völlig undenkbar gehaltene „Impfapartheid“ vorangetrieben.
Was sind die freiheitlichen Vorschläge für das Aufholen der Bildungsrückstände, die zusätzlich durch Corona entstanden sind? Ist Schule auch ohne Testwahn und Impfzwang möglich?
Brückl: Ja, das ist möglich. Wir fordern nach wie vor den Einsatz des Sicherheitsmodells für Schulen, welches vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr in München unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Christian J. Kähler entwickelt wurde. Wir haben dieses Modell bereits vor einem Jahr präsentiert. Es basiert auf dem Einsatz von Luftraumreinigungsgeräten im Zusammenspiel mit speziellen Glastrennwänden und bekannten Hygienemaßnahmen. Das Modell macht Unterricht auch in Zeiten von Corona möglich und wurde bereits in zahlreichen Schulen Deutschlands umgesetzt.
In Hinblick auf die entstandenen Bildungsrückstände schlagen wir eine Teilung der Klassen in den Kernfächern unter Berücksichtigung des Schultyps vor. Wir berufen uns hier auf den deutschen Wirtschaftsforscher und Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Michael Hüther. Es geht darum, für zwei Jahre die Klassen in den Kernfächern zu teilen, um darüber eine andere Bildungsintensivität zu erreichen und somit einen Teil des Bildungsverlustes wieder aufholen zu können. Außerdem haben wir vorgeschlagen, ab Herbst die Einführung bzw. Abhaltung von Blockveranstaltungen an den Nachmittagen in der Dauer von drei Wochen abzuhalten. Es ist dadurch möglich, den gelernten Stoff der Vergangenheit einerseits zu festigen und zu wiederholen und andererseits die entstandenen Lücken im Lehrstoff nachzuholen. Hierzu sollen höhersemestrige Lehramtsstudenten zum Einsatz kommen, selbstverständlich mit Bezahlung und einer Anrechnung auf allfällige Praktika. Auch private Bildungseinrichtungen könnten um Unterstützung gebeten bzw. herangezogen werden.
Abseits von Corona: Wie sehen Sie denn den Stand der Dinge in Sachen Schulverwaltung und Entpolitisierung, die immer von der ÖVP versprochen wurde?
Brückl: Seit 18 Monaten sind die Scheinwerfer einzig und allein auf das Corona-Geschehen gerichtet. Alle anderen Problem-felder werden völlig ausgeblendet. Und von einer Entpolitisierung im Bildungsbereich kann überhaupt keine Rede sein. Das beste Beispiel dafür zeigt sich gerade in Kärnten. Hier wurde eine neue Bildungsdirektorin bestellt. Diese Bestellung wirft unzählige Fragen auf, vor allem jene nach Objektivität und Qualifikation.
Die wahrscheinlich größte Herausforderung für unsere Bildungspolitik, und damit für unser aller Zukunft, ist wohl die Migrationsproblematik. Die Freiheitlichen haben etwa vor zwei Jahren Deutschförderklassen eingeführt, weil aus deren Sicht die Sprache Schlüssel zu einer gelungenen Integration ist. Funktioniert das? Und ist es letztlich nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man diverse Geschichten über mangelnden Integrationswillen bei den Zuwanderern – vor allem muslimischen Glaubens – hört?
Brückl: Ja, diese Förderklassen funktionieren, aber sie sind der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Deutschförderklassen sind ein positiver Ansatz, weil ein Schulbesuch ohne ausreichende Deutschkenntnisse nicht zielführend und nicht sinnvoll ist. Doch das ist bei weitem zu wenig. Der Bereich der Integration steht seit jeher im Verantwortungsbereich der ÖVP. Der derzeitige Bundeskanzler Kurz hatte über Jahre hinweg als verantwortliches Regierungsmitglied die Möglichkeit, Lösungen zu erarbeiten und eine ordentliche Zuwanderungs- bzw. Integrationspolitik zu gestalten. Er hat jedoch in dieser Frage völlig versagt. Mangelnder Integrationswille und fehlende Vorbildung sind sicherlich Hauptgründe für ein Nichtfunktionieren der Integration. Hier versagt die türkis-grüne Regierung ebenfalls. Es fehltan Antworten und Konzepten zur Lösung der Zuwanderungsfrage. Das einzige, washier helfen würde, wäre ein völliger Zuwanderungsstopp. Doch auch hier fehlt der Regierung der Wille.
Glauben Sie, dass die FPÖ in Kürze wieder die Chance bekommt, Bildungspolitik in Österreich maßgeblich mitzugestalten? Und wenn ja, wo müsste man als erstes ansetzen?
Brückl: Die Corona-Pandemie hat uns Grenzen aufgezeigt, die vorher völlig unbekannt waren. Schulschließungen haben zu massiven psychischen und physischen Problemen bei Kindern geführt. Bildungsverluste, Bildungsrückstände sind aufgetreten und viele unserer Kinder wurden in ihrem Bildungsfortschritt gehemmt. Diese eingetretenen Schäden gilt es dringend zu beseitigen.
Das Gespräch führte F.-W. Moewe.
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