Autor: G.B. Bilder: Wikipedia/Herzi Pinki Lizenz: CC BY-SA 4.0
SPÖ: Babler mischt das Feld auf und macht das Rennen noch spannender
Gleich nachdem der Modus vivendi in Form einer SPÖ-Mitgliederbefragung gefunden worden ist, begann das Ringen um den Modus operandi. Das Misstrauen der burgenländischen Landesgruppe gegenüber der von der Wiener Landesgruppe dominierten Löwelstraße war groß. Und ist es insgeheim wohl noch immer. Man erinnert sich der Mitgliederbefragung in der deutschen FDP, wo der unermüdliche Frank Schäffler eine Basisentscheidung zugunsten eines kritischeren Euro-Rettungskurses durchsetzen wollte. Stimmen wurden nicht leise, dass der Partei-Apparat unter Christian Lindner zugunsten der Establishment-Linie eingegriffen habe.
Ähnlich verhielt es sich bei der Auseinandersetzung zwischen Hillary Clinton und Bernie Sanders bei den demokratischen Vorwahlen 2016. Sanders soll durch die Parteibürokratie systematisch geschnitten und sabotiert worden sein. Letztendlich setzte sich Hillary Clinton durch, die wiederum Donald J. Trump unterlag.
In beiden Fällen wurde der „rebellische“ Herausforderer durch das Establishment zurechtgestutzt. Den wirtschaftsliberalen Schäffler und den links-liberalen Sanders trennen ideologisch Welten. Jedoch haben beide den Finger in viele offene Wunden gelegt, welche sowohl die FDP-Führung als auch die US-Demokraten nicht hören wollten. Viel wichtiger war der Zusammenhalt des Establishments in Form eines Machtkartells. Wo das Schattenboxen der Kandidaten Bestandteil der Demokratie-Folklore ist.
Von der Zähmung der Basis im Falle der FDP profitierte die AfD. Bei den Demokraten die Republikaner unter Trump. Viele enttäuschte Anhänger von Sanders haben von einer Wahl Clintons abgesehen. Ein mitentscheidender Faktor in den Bundesstaaten Michigan, Ohio und Pennsylvania.
Zurück zur österreichischen Sozialdemokratie. Um die Partei-Neueintritte nicht vor den Kopf zu stoßen, wurde die Frist der Möglichkeit einer gültigen Stimme bis zum 24. März verlängert. Unter den Zurückgekehrten sollen sich auch Robert Menasse und Rudolf Fußi befinden. Die heimkehrenden verirrten Schäfchen sind dem Papst die Liebsten.
Im Hinblick auf die Kandidatenliste wurde das Feld ebenfalls möglichst breit gehalten. Dies dürfte wiederum ein Gegenzug des Lagers um Rendi-Wagner gewesen sein. Je mehr Kandidaten, umso stärker die Aufsplitterung der Stimmen, die sich gegen die etablierte wie saturierte Führung stemmen wollen. Potentielle „Abweichler“ und Unzufriedene können sich nicht alleine um das Lager von Doskozil scharen.
Vor allem der Bürgermeister von Traiskirchen Andreas Babler dürfte das Feld gehörig aufmischen. Angesichts seines respektablen Ergebnisses in seiner Heimatstadt bei den vergangenen Landtagswahlen ist sein Weggang vom Feld als Sieger nicht ausgeschlossen.Die Kommentatoren sehen durch Bablers Antreten Rendi-Wagner im Nachteil. Möglicherweise wird er aber zur indirekten Rettung der SPÖ-Chefin. Wie viele weitere Kandidaten.
Jedenfalls sollte man der SPÖ für ihre Mitgliederbefragung viel Glück wünschen. Könnte diese doch der Revitalisierung der österreichischen Demokratie dienen. Eine Verlagerung der Macht von den Parteiapparaten und dem Parteiadel hin zur Basis. Daher wird kein Versuch, sei es intern oder extern, ausgelassen werden diesen Prozess stolpern zu lassen, in Verruf zu bringen oder der Lächerlichkeit Preis zu geben.