Europas LNG-Importe übersteigen erstmals die Lieferungen per Pipelines

by John Tuscha

Autor: A.R. Bilder: Wikipedia/Σ64 Lizenz: CC BY-SA 4.0


Ein neuer Bericht des Energy Institute (EI) zeigt, dass die Europäische Union im vergangenen Jahr einen starken Anstieg beim Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) verzeichnete. Dies ist eine Reaktion auf den Mangel an Erdgaslieferungen über Pipelines aus Russland. Indes erreichten die LNG-Importe aus Russland den höchsten Stand seit drei Jahren.

Laut der jährlichen statistischen Überprüfung der weltweiten Energie des EI beliefen sich die europäischen Erdgasimporte über Pipelines im Jahr 2022 auf etwa 151 Milliarden Kubikmeter, verglichen mit 232 Milliarden im Vorjahr. Dieser Rückgang um 35% im Jahresvergleich steht im starken Kontrast zu den LNG-Importen, die von 108 Milliarden Kubikmetern im Vorjahr auf 170 Milliarden im letzten Jahr anstiegen. Um dieses Importniveau zu erreichen, musste die 27 Mitgliedstaaten umfassende EU LNG-Importterminals errichten.

Der Konflikt in der Ukraine hat zu einem “Wandel der Annahmen über die weltweite Versorgung” geführt, erklärte Nick Wayth, der in London ansässige CEO des EI. Diese Veränderungen hätten “eine Preiskrise und erhebliche Belastungen der Lebenshaltungskosten in vielen Volkswirtschaften” ausgelöst.

Die EU hat ihre Bemühungen zur Senkung der Energieabhängigkeit von Russland im letzten Jahr verstärkt und bereits den seeseitigen Öltransport aus Moskau verboten sowie sich gemeinsam mit den G7-Ländern für eine Preisbegrenzung für russisches Rohöl ausgesprochen. Die Lieferungen von russischem Gas in die EU sind aufgrund von Sanktionen im Zusammenhang mit der Ukraine und der Sabotage der Nord Stream-Pipelines auf Rekordtiefstände gesunken. Norwegen ist laut dem Bericht des EI derzeit der größte Gaslieferant für die EU.

Um den Verlust von russischem Pipelinerohgas auszugleichen, hat die EU ihre LNG-Importe erhöht, einschließlich aus Russland selbst. Laut dem Brüsseler Wirtschaftsforschungsinstitut Bruegel erreichten die LNG-Importe der EU aus Russland im Jahr 2022 mit 19,2 Milliarden Kubikmetern den höchsten Stand seit drei Jahren. Es ist wohl unnötig zu betonen, dass LNG Lieferungen erheblich teurer sind als solche über bereits errichtete Piprlines.

Die steigenden LNG-Importe verdeutlichen die Abhängigkeit Europas von externen Lieferungen und die damit verbundenen Preis- und Versorgungsrisiken. Der Bericht des Energy Institute sollte als Weckruf dienen und die EU dazu anregen, ihre Energiepolitik zu überdenken. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Europa langfristige Strategien entwickelt, um seine Energieversorgung zu sichern.

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