Das Aushungern des Mittelstandes
Auch heuer wurden wieder 8 Milliarden Euro an Sparguthaben durch die Inflation vernichtet. Die Inflation betrug im letzten Quartal 3,7 Prozent, der höchste Wert seit 13 Jahren. Ein falscher Wert allerdings, denn in Wahrheit ist sie viel höher. Im Verbraucherpreisindex, anhand dessen sie Quartal für Quartal bemessen wird, sind nämlich Aktien und Immobilien im Eigentum, also sogenannte „Assets“, nicht eingerechnet. Würde man sie hinzuzählen, länge die Inflationsrate weit über 5, vermutlich bei knapp 10 Prozent. Von den 313 lagernden Milliarden sind also in Wirklichkeit vermutlich knapp 30 in Flammen aufgegangen.
Obwohl „Experten“ den Preisauftrieb nur vorübergehend orten, wird er wohl langfristig anhalten. Nachdem der Leitzins nun schon seit mehr als fünf Jahren praktisch auf Null steht, und sich die Staaten in dieser Zeit billigst verschulden konnten, würde eine Anhebung der Zinsen zu einem Wirtschaftskrach ungeahnten Ausmaßes führen. Es würden immobilienpreise und Aktienkurse fallen, damit würden die in den letzten Jahren billigst aufgenommene Kredite die dahinterstehenden Realwerte nicht mehr decken, die variablen Kredite würden bei einem Zinsanstieg, der ja infolgedessen auch auf die Löhne Auswirkungen hätte, nicht mehr bedient werden können und infolgedessen fällig gestellt werden, die Banken würden aufgrund der gesunkene „Asset“-Preise auch bei Zwangsversteigerungen die offenen Summen nicht mehr eintrieben können und somit in die Pleite rasseln. Hinzu kommt, dass die wirtschaftsschwachen Südstaaten, die sich in den letzten Jahren zum Nulltarif verschulden konnten, ihre Staatsschulden infolge eines Zinsanstiegs ebenso wenig abstottern könnten wie die überalterten Nordstaaten. Italien geht daher schon auf Gegenkurs, verschuldet sich munter weiter und kauft sich mittels Steuerzuckerl Wählerstimmen.
Hinzu kommt, dass die Billig-Importländer in Asien, wie auch amerikanische Unternehmen, auf Importprodukte die Preise massiv erhöht haben. Und auch die Klima-Maßnahmen führen vielleicht zu einer Rückverlagerung bestimmter Produktionsstandorte und damit zu einem Preisauftrieb, weil made in Austria bekanntlich mehr kostet als made in china.
Die durch heiß gelaufene Druckerpressen und Nullzinsen herbeigeführte Inflation schadet vor allem dem Mittelstand. Den wirklichen Geringverdienern bleibt sowieso nichts auf der Kante, daher kann ihnen auch nichts entwertet werden. Und die Reichen parken ihr Geld bekanntlich in Immobilien, in Aktien, in Kunst oder in Edelmetallen, die allesamt im Wert steigen. Der einfache Kleinbürger allerdings, dem der Aktienhandel zu kompliziert und zu riskant, der Kunst- oder Immobilienkauf zu teuer und der Goldkauf zu renditearm erscheint, und der sein Geld auf dem Sparbuch parkt, schaut durch die Finger. Denn Immobilien werden trotz günstiger Kreditkonditionen horrend teuer (die Preise steigen wohl auch in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr um knapp 10 Prozent, dh in Wien kostet der Quadratmeter knapp unter 5000 Euro), Tech-Aktien entkoppeln sich immer weiter von den Fundamentalwerten der jeweiligen Unternehmen, während die sogenannte „old economy“ an einer Zeitwende steht.
Stehen langfristig Schuldenschnitte und ein neuer „Alpendollar“ für Europa bevor? Spätestens, wenn die Inflation aus dem Ruder geraten sollte, wäre es wohl so weit. Sein möglicher Name: „bitcoin“?