Wiens Ärztekammer bietet Wahlmöglichkeit – aber nur für Weißkittel
Das sind ja schöne Nachrichten! Südafrika setzt den Einsatz des Astra-Zeneca aus, weil es – wie die Herstellerfirma selbst einräumt – nur begrenzten Schutz bei milden Verläufen der südafrikanischen Virusvariante bietet. Da kann man sich lebhaft vorstellen, wie es bei schwerem Krankheitsverlauf ist. Ist dann dieser Impfstoff irgendwie wirksam?
Astra-Zeneca „geht davon aus“, dass der Impfstoff auch Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bietet. Quasi: Wir vermuten es, aber nix is fix. Es gebe nämlich noch nicht genügend Erkenntnis darüber, da es sich bei den Studienteilnehmern überwiegend um junge, gesunde Erwachsene gehandelt habe. Also, sehr vif ist das nicht, weil gerade ältere, nicht mehr so fitte Personen besonders auf den Impfschutz angewiesen sind.
Ein überaus deutliches Anzeichen dafür, dass Astra-Zeneca eher mit Vorsicht zu genießen ist, vermittelt die Ärztekammer für Wien. Entgegen der landauf, landab verkündeten Botschaft, in Österreich könne sich niemand einen bestimmten Impfstoff aussuchen – der Bürger muss nehmen, was gerade da ist –, bietet die Wiener Ärztekammer ihren Mitgliedern eine Wahl: Man darf zwischen Biontech-Pfizer und Astra-Zeneca wählen. Was böses Blut macht: Die genauso gefährdeten nicht-medizinischen Mitarbeiter in den Ordinationen haben diese Wahlmöglichkeit nicht, sie kriegen Astra-Zeneca, die Zweitware (billig, dafür weitaus weniger wirksam).
Fassen wir zusammen: Die Götter in Weiß können wählen, auf Wunsch erhalten sie den hochwirksamen Impfstoff von Biontech-Pfizer, die kleine Ordinationshilfe muss mit Astra-Zeneca vorliebnehmen. So wird der Standesunterschied wieder einmal betont.
Die Wiener Ärztekammer – die offenbar darauf vertraut hat, man würde ihr nicht auf die Schliche kommen – argumentiert überaus durchsichtig: Die Ordinationshilfen seien in der Regel jünger als der Onkel Doktor, der eventuell schon über 65 Lenze zähle. Die Frage, weswegen man die Wahlmöglichkeit nicht gleich an der Alter koppelt, wird die Kammer nicht schlüssig beantworten können. An sich wäre das naheliegend, da es viele junge Ärzte gibt.
Die Vorgangsweise der Kammer zeigt: Alle sind gleich, aber einiger sind doch gleicher …
[Autor: E.K-L. Bild: Lizenz: -]