Autor: E.K.-L. Bild: kathleenstock.com/Sonali Fernando
Eine englische Philosophin verliert ihre Stellung, weil sie Offensichtliches behauptet
Ist wirklich jeder eine Frau, der behauptet, eine zu sein? Natürlich! Was für eine Frage. Wer das in Zweifel zieht, dem wird von Trans-Aktivisten ein bisschen nachgeholfen. So der englischen Philosophin Kathleen Stock (49). Die muss jetzt nolens volens ihren Arbeitsplatz an der Universität Sussex räumen, weil die Dame einer geradezu unglaublichen Ansicht anhängt – nämlich, die biologische Tatsache des Mann- oder Frauseins habe Vorrang vor der individuellen Meinung über sein eigenes Geschlecht. Einfacher formuliert: Auch derjenige, der stock und steif behauptet, er sei eine Frau, bleibt trotzdem in biologischer Hinsicht männlich, wenn er als kleiner Adam auf die Welt kommt.
Inzwischen bekannt ist der Umstand, wonach sich verurteilte männliche Schwerkriminelle plötzlich als weiblich outen, damit sie ins Frauen-Gefängnis kommen. Wo es weniger harsch zugeht als in einer Männeranstalt. Dort gibt es ja die Praxis, einen Zellenneuling kollektiv mittels analer Penetration zu begrüßen. Ein Ritual, das nicht allen zusagt. Wird hingegen ein männlicher Trans-Mensch in eine Strafvollzugsanstalt für weibliche Häftlinge einquartiert, so bietet sich diesem Schlaumeier geradezu ein Harem an.
Kathleen Stock hat also ihren Lehrstuhl an der University of Sussex aufgegeben, mit der Begründung, sie könne die Anfeindungen gegen sich nicht mehr ertragen. Weil Stock in ihren Schriften wiederholt das Konzept einer von der Anatomie unabhängigen „Genderidentität“ zurückweist und darauf besteht, Trans-Frauen als Männer zu bezeichnen, werfen ihr rund 600 Unterzeichner eines Offenen Briefs transphobe Rhetorik vor. Außerdem gibt es Petitionen und Aufrufe, Professor Stock von ihrem Posten zu entfernen, zuletzt von der Unigewerkschaft UCU. Weil sie sich dem Dogma verschließe, wonach es eine „angeborene Geschlechtsidentität“ gebe, der das biologische Geschlecht ohne medizinischen Befund anzupassen sei.
Stock beschreibt die Stimmung auf dem Campus, wo sie tägliche Anfeindungen erlebt habe. Kollegen hätten die Studenten gegen sie aufgestachelt. Sie spricht von jahrelangem Mobbing und einer schwierigen Zeit für sie. Stocks Verbrechen: Sie bezeichnet Frauen mit einer traditionell medizinisch weiblichen Anatomie als „natürliche Frauen“. Eine Todsünde wider den Geist der Genderidentität. Weil eine Trans-Person es als schmerzhaft und erniedrigend empfinde, sobald man zu ihr sagt: Du bist keine echte Frau oder Du bist kein echter Mann.
Ein Vorwurf macht der Philosophin besonders zu schaffen: Sie denke rückwärtsgewandt. Das liest sich dann in der Berliner Tageszeitung „taz“ so: Stock jedoch denkt nicht weiter, sondern zurück. Zu einem platten Biologismus der zwei Geschlechter. Und der ist überholt, denn LGBTI-Menschen existieren nun mal. Sich von „Penis = Mann, Vagina = Frau“ zu lösen, ist keine Spielerei, sondern Beschreibung der Welt. Stocks Ansichten führten zu doppelter Diskriminierung von Trans-Personen – etwa von Trans-Frauen, denen Zugang zu Frauenhäusern verweigert wird, obwohl sie besonders häufig von sexualisierter Gewalt betroffen seien.
Angesichts der soeben skizzierten Ansichten der Trans-Bewegung befürchten viele Feministinnen, der Mann – darunter hin und wieder sicherlich ein alter weißer Mann – könnte die Trans-Ideologie als Einfallstor benützen, um als gleichsam verkleidete Frau in weibliche Schutzräume (Frauenknast, Frauenhaus, Garderobe, Damen-WC, gynäkologische Stationen in Spitälern) einzudringen. Im Hinblick auf den Fall Kathleen Stock eine durchaus realistische Perspektive.
Kemi Badenoch, die Gleichstellungsbeauftragte der britischen Regierung vertritt die Ansicht, Stock habe jedes Recht dazu, ihre Meinung zu vertreten. Die Professorin der Universität Sussex in Brighton sei mit ihrer Haltung vermutlich im Einklang mit der Mehrheit der Bevölkerung. Badenoch ist entsetzt über die Entwicklung. Auch 200 Lehrkräfte der Universität stehen auf Kathleen Stocks Seite. Währenddessen bejubeln vermummte Studenten, die Stock der Transphobie beschuldigen, den Rücktritt der akademischen Lehrkraft mit dem Absingen des Liedes Ding Dong, the Witch is Dead. In der Tat: Der Fall erinnert an Hexenprozesse längst vergangener Zeiten.