Die politische Korrektheit wütet immer weiter
Es ist Rassismus, meint der Dekan des Ulmer Domes Ernst Wilhelm Dohl. Und Ernst meint es scheinbar ernst. Er will Melchior, den dunkelhäutigen der drei Weisen aus dem Morgenland, aus der Traditionskrippe des Ulmer Domes entfernen. Und das, obwohl ein Jesusjünger seiner christlichen Kirche, nämlich Matthäus, die Könige in seinem Evangelium erwähnt. Zwar wird die Existenz der drei Weisen schon im 6. Jhd. urkundlich erwähnt und von der Kirche bestätigt, doch erst seit dem 16. Jhd. ziehen die drei mystischen Gesellen von Haus zu Haus und kritzeln ihr C+M+B (Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus) auf die Eingangstüren.
Mystisch deshalb, weil es sich bei den drei Weisen vermutlich um Symbolgestalten handelt. Die drei senden Gottes Segen über Haus und Bewohner. Die drei sammeln seit Jahren Millionenbeträge für die dritte Welt. Ist es nicht rassistischer, wenn man die Schwarzen und die Mohren von der Bildfläche verschwinden lässt und damit auch eine Art Vormacht der Weißen auf diesem Erdenrund präferiert? Das Konterfei von Uncle Ben verschwindet, der Mohr von Meinl muss weg, das traditionsreiche Mohrenbier steht unter Beschuss, Straßen, Apotheken und Gaststätten sollen umbenannt werden und selbst den Kindern werden dunkelhäutige in alten Reimgeschichten vorenthalten.
Kein Negerlein mehr, keine Mohren, nur mehr schwarze, dunkelpigmentierte Afrikabewohner. Vielmehr sollte Sorge von „Black Lives Matter“ sein, wie man die Armut im schwarzen Kontinent mindern kann. Zum Beispiel mit den Spenden, welche die drei Könige am 6. Jänner bei ihren Hausbesuchen lukrieren.
Und der schwarze Melchior gehört dazu. Als Symbol dafür, das im christlichen Glauben Rassismus nie eine Rolle gespielt hat. Solange, bis ein Dompfarrer Melchior aus der Gesellschaft der drei Weisen aus dem Morgenland ausgeschlossen hat.
Aus einer Gesellschaft, die ein Teil der Geschichte unseres Glaubens ist und die nachweislich nur Gutes im Sinn hat. In meiner Krippe wird es den Melchior weiterhin geben und ich bin bei Gott kein Rassist.
Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.
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