Die Wiederkehr historischer Ereignisse kann einem Minenfeld gleichen. Besonders dann, wenn der Umgang mit der Geschichte Verkrampfungen unterliegt. Die 80. Wiederkehr des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges stellt ein außerordentliches Exempel diesbezüglich dar.
Deutschland und Polen fanden sich nach Kriegsende auf unterschiedlichen Seiten entlang der Frontlinie des Kalten Krieges wieder. Durch Deutschland selbst verlief sogar die Front in Form des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer.
Beiden Nationen ist es gelungen das Joch des Totalitarismus abzuschütteln. Beide Nationen stehen heute Seite an Seite im militärischen Bündnis NATO und im politischen Bündnis EU. Beide Nationen stehen heute vor denselben strategischen Herausforderungen.
Jedoch versperrt die unterschiedliche Wahrnehmung der Geopolitik den Weg zu korrekten Analysen und somit auch den Weg zu den richtigen Maßnahmen die Herausforderungen wahrzunehmen. Die Art und Weise auf die schwierige Vergangenheit zurückzublicken versperrt die Analyse zusätzlich.
Ein schwaches Deutschland ist heute nicht mehr im Interesse Polens. Ein starkes stellt kein Risiko mehr für Polen dar. Ein militärisch-aggressives Ausgreifen auf Nachbarländer ist unmöglich geworden. Die Bundeswehr ist eine Bündnisarmee. Tief eingebettet innerhalb der NATO. Eine langsame Loslösung, gleich der Türkei, ist undenkbar.
Tatsächlich stellt heute ein schwaches Deutschland ein Risiko für Polen dar. Und ein starkes Deutschland dient den Interessen Polens.
US-Vizepräsident Pence betonte daher die gemeinsamen Interessen und die unverbrüchlichen Bande zwischen Amerika und Polen. Und die indirekte Aufforderung an alle Verbündeten die Lasten gerecht zu teilen. Amerika wird sein Truppenkontinent von 4.500 auf 5.500 Mann erhöhen. Zudem hat Polen im Hinblick auf die Notwendigkeit bei Mittelstreckenwaffen nachzurüsten konsequente Positionen bezogen.
Was der deutsche Bundespräsident Frank Walter Steinmeier übersehen hat bzw. übersehen wollte, ist der Umstand, dass das „Nie wieder“ am besten durch „Frieden durch Stärke“ sichergestellt wird. Und die Anstrengungen durch alle Bündnispartner fair geteilt werden müssen.
[Autor: G.B. Bild: www.wikipedia.org/Michael Evans Lizenz: –]