Autor: E.K.-L. Bild: ZZ-Archiv Lizenz: –
Darf heutzutage eigentlich alles instrumentalisiert werden?
Bekanntlich hat die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr sich das Leben genommen. De mortuis nihil nisi bene. Interessant erscheint jedoch, wie Gutmenschen das tragische Ereignis auszuschlachten versuchen. Hier zwei Kostproben:
Am 31. Juli erscheint in der Tageszeitung „Der Standard“ ein leicht larmoyanter Kommentar aus der Feder eines gewissen Michael Völker, Titel Wo kommt dieser Hass her? Eine gute Frage, auf die schon vor Jahren Demonstranten gegen den Wiener Akademikerball die passende Antwort liefern: Unsern Hass den könnt ihr haben.
Nun, was schreibt Herr Völker? Einerseits jammert er über Proteste besorgter Bürger gegen den greisen Hofburg-Bewohner. Völker schließt messerscharf: Das sind Rechtsextreme, die das organisieren … Und sehr viele Rechte, die mit der Destabilisierung der Gesellschaft ihr Geschäft betreiben.
Dann weiter: „Der Hass, der sich in dieser Kumulierung destruktiver Kräfte aufbaut, ist bedrückend … Es sind die sozialen Medien (was für ein Zynismus), die diese Radikalisierung beschleunigen … Bei allem Verständnis für die Trauer und Empörung: Van der Bellen hat eine ungeschickt formulierte Nachricht zum Tod der Ärztin abgesetzt, aber er trägt keine Schuld am Tod der Ärztin.“
Da ist sie wieder, die unterschwellige Kritik an Van der Bellen im „Standard“, der vermutlich den Biermann Marco Pogo favorisiert.
In der Tat. Die erwähnte Stellungnahme des Mannes in der Hofburg klingt ein wenig hölzern, von echter Anteilnahme ist da nicht übermäßig viel zu spüren. In sprödem Amtsdeutsch hebt die Meldung an wie folgt: Gestern Nacht hat eine engagierte Frau entschieden, nicht mehr weiterleben zu wollen … Und: Beenden wir dieses Einschüchtern und Angstmachen. Hass und Intoleranz haben in unserem Österreich keinen Platz. Naive Vermutung: Schwingt da schon ein Alzerl Wahlkampf mit?
Die politisch überaus korrekte Berliner Tagesszeitung taz formuliert unter der Überschrift Totgeleugnet.
Impfgegner hatten die Österreicherin monatelang bedroht. Von den Behörden fühlte sie sich alleingelassen. Am Freitag hat sie sich das Leben genommen unter anderem:
„Ein digitaler Lynchmob hat sein Ziel erreicht. Die Hetzjagd auf die alleinstehende 36-jährige Ärztin hatte im vergangenen November begonnen … Als die Hetzkampagne nicht nachließ, wandte sich Kellermayr im vergangenen Mai an die Öffentlichkeit. Die Medien griffen den Fall bereitwillig auf, konnten dem Eifer der Behörden aber auch nur bedingt auf die Sprünge helfen. Da sie die Spur der digitalen Hetzer im Netz nicht finden konnten, erklärten sich die Ermittler für unzuständig. Sie hätten keine Möglichkeit, die Identität der Hass-Poster festzustellen.“
Aber, so die taz mit stolzgeschwellter Brust und voll märkischem Patriotismus, nun betritt eine Akteurin mit preußischer Gründlichkeit die Bühne, die den schlappen Ostmärkern Beine macht: „Eine deutsche Hackerin zeigte sich da weit effizienter. Binnen weniger Stunden hatte sie Claas in Deutschland ausgeforscht und dessen Klarnamen gemeldet. Da er einer Ladung zu einer Befragung aber keine Folge leistete, sahen auch die deutschen Behörden keinen weiteren Handlungsbedarf.“
Die taz weiter: „Die Polizei im ÖVP-FPÖ-regierten Oberösterreich stellte die Verfolgte gar als geltungsbedürftige Querulantin dar … Im Interview mit dem Ö1-Mittagsjournal legte ein oberösterreichischer Polizeisprecher nach: Die Frau würde sich in die Öffentlichkeit drängen, um ihr Fortkommen zu fördern. Im Übrigen solle sie psychologische Hilfe suchen und in den sozialen Medien weniger aktiv sein.“
Ja, das ist fein, liebe taz, wenn man da unterschwellig der in Linz am Ruder befindlichen ÖVP/FPÖ-Koalition eins am Zeug flicken kann …