Moskau: Letzter KGB-Chef verstorben

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Olga Kuzischina Lizenz: CC BY-SA 4.0


Über den Romulus Augustulus einer Terrorbehörde

Der 31. Juli ist kein guter Tag für den gestandenen KGBler Wladimir Putin. Denn an jenem Sonntag schließt ein gewisser Wadim Wiktorowitsch Bakatin mit 85 Lenzen in Moskau für immer die Augen.

Bakatin – wer? Der in Mitteleuropa so gut wie praktisch Unbekannte bekleidet ab dem 23. August 1991 für ein paar Monate, nämlich bis zum 6. November desselben Jahres, den Posten des Chefs der gefürchteten Geheimpolizei KGB (Komitee für Staatssicherheit der UdSSR). Der KGB sowie dessen Vorläufer  Tscheka, GPU, MWD und NKWD sind seit dem bolschewistischen Umsturz 1917 der Schrecken der Bevölkerung.

Bakatin kann auf eine Reihe illustrer Vorgänger auf seinem Posten zurückblicken. Auf Felix Edmundowitsch Dserschinski, Sprössling einer polnischen Adelsfamilie, der ursprünglich Priester werden wollte (ähnlich wie Josef Stalin, der ebenfalls – jedoch nolens volens und bloß auf Drängen der Mutter – ein Priesterseminar besucht). Dann der Sadist Nikolai Iwanowitsch Jeschow, der Stalin zwischen 1936 und 1938 beim Großen Terror assistiert (liebdienerisch schlägt er sogar vor, Moskau in Stalinodar umzubenennen, was selbst dem Diktator zu viel des Guten erscheint) und anschließend selbst hingerichtet wird. Nicht zu vergessen dessen Nachfolger Lawrenti Beria, ein georgischer Landsmann Stalins, der nach dem Hinscheiden seines Mentors im März 1953 einem Machtkampf innerhalb der KPdSU-Parteispitze zum Opfer fällt und im 23. November 1953 sein Leben aushaucht.

Angesichts dieser Reihe blutrünstiger Vorgänger kann Bakatin als vergleichsweise harmlos eingestuft werden. Er ist nämlich kein gestandener Geheimdienstler, sondern gerät eher zufällig an die Spitze des KGB. Nach dem gescheiterten Putschversuch konservativer Kommunisten im August 1991 übernimmt Bakatin die Leitung des KGB mit dem Auftrag, den Geheimdienst aufzulösen, was im November erfolgt. Kurz vor Bakatins Amtsantritt erfolgt die Wahl des russischen Präsidenten am 12. Juni 1991, bei der Boris Jelzin mit 57,3 % überlegen obsiegt. Bakatin erhält 3,42 % der Stimmen und damit den letzten Platz unter den sechs Bewerbern.

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